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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schönberg; Schönblatt; Schönborn; Schönbrunn

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Schönberg - Schönbrunn.

1828 einem Ruf an die Universität Basel. Er ward hier später Mitglied des Großen Rats und starb 29. Aug. 1868 in Baden-Baden. S. bereicherte die Chemie und Technik durch mehrere höchst wertvolle Entdeckungen. 1839 stellte er zuerst Ozon dar; 1844 entdeckte er das Vermögen des Phosphors, den mit ihm in Berührung gebrachten Sauerstoff zu ozonisieren; 1845 stellte er Nitrosaccharin, Nitroamylum und Schießbaumwolle dar und erhielt durch Auflösen derselben in Ätheralkohol das Kollodium, welches alsbald in die Chirurgie eingeführt wurde. Später beschäftigte er sich vorzüglich mit Untersuchung der Oxydationsvorgänge und entdeckte auf diesem Gebiet so viele neue Thatsachen, daß die darauf bezüglichen Ansichten vollständig umgewandelt wurden. Außer Beiträgen in Zeitschriften und Sammelwerken sind von seinen Schriften hervorzuheben: "Das Verhalten des Eisens zum Sauerstoff" (Basel 1837); "Beiträge zur physikalischen Chemie" (das. 1844); "Über die Erzeugung des Ozons" (das. 1844); "Über die langsame und rasche Verbrennung der Körper in atmosphärischer Luft" (das. 1845). Seine Biographie schrieb Hagenbach (Basel 1869).

Schönberg, 1) Hauptstadt des zu Mecklenburg-Strelitz gehörigen Fürstentums Ratzeburg, an der Maurin, Knotenpunkt der Eisenbahn Lübeck-Mecklenburg-Preußische Grenze und der Mecklenburgischen Friedrich Franz-Bahn, Sitz der höchsten Landesbehörden, hat eine evang. Kirche, eine Realschule, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei und (1885) 2951 Einw. - 2) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis Lauban, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Pappwaren- und Kartonagen-, Zigarren- und Schuhwarenfabrikation und (1885) 1365 meist evang. Einwohner. - 3) Dorf in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, Kreis Plön, Hauptort des Ländchens Propstei, hat ein Amtsgericht, Ausfuhr des bekannten Propsteier Saatgetreides und (1885) 1530 fast nur evang. Einwohner. - 4) (Mährisch-S.) Stadt in Mähren, im malerischen Theßthal, Kreuzungspunkt der Eisenbahnlinien Sternberg-Grulich und Hohenstadt-Zöptau, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat 3 katholische und eine prot. Kirche, ein Landesrealgymnasium, Acker- und Flachsbauschule, ein Zwangsarbeitshaus, eine Gasanstalt, bedeutende Leinen- und Baumwollwaren-, dann Seidenzeugfabrikation, Bleichereien, Ziegelbrennerei und (1880) 8562 Einw.

Schönberg, 1) Gustav von, Nationalökonom, geb. 21. Juli 1839 zu Stettin, studierte in Bonn und Berlin Rechts- und Staatswissenschaften, trat 1860 in den Staatsdienst und wurde 1865 Gerichtsassessor. Nachdem er 1865-67 am Seminar des preußischen Statistischen Büreaus beschäftigt gewesen, wurde er 1867 als Lehrer der Nationalökonomie an der landwirtschaftlichen Akademie Proskau angestellt, wo er insbesondere auch für die Gründung von landwirtschaftlichen Genossenschaften in Schlesien thätig war. Ende 1868 zum ordentlichen Professor der Nationalökonomie an die Universität Basel berufen, kam er 1870 in gleicher Eigenschaft nach Freiburg i. Br. und 1873 nach Tübingen. Außer einer Reihe von Aufsätzen (unter anderm über Sozialpolitik etc. in den "Jahres-Supplementen" zur 3. Aufl. von Meyers "Konversations-Lexikon" und zur 4. Aufl. dieses Werkes) schrieb S.: "Zur wirtschaftlichen Bedeutung des Zunftwesens im Mittelalter" (Berl. 1868); "Die Landwirtschaft der Gegenwart und das Genossenschaftsprinzip" (das. 1869); "Die Volkswirtschaft der Gegenwart im Leben und in der Wissenschaft" (Basel 1869); "Arbeitsämter. Eine Aufgabe des Deutschen Reichs" (Berl. 1871); "Die Frauenfrage" (Basel 1872); "Die Volkswirtschaftslehre" (Berl. 1873); "Die deutsche Freihandelsschule und die Partei der Eisenacher Versammlung vom Oktober 1872" (Tübing. 1873); "Die sittlich religiöse Bedeutung der sozialen Frage" (2. Aufl., Stuttg. 1876); "Zur Handwerkerfrage" (Heidelb. 1876); "Finanzverhältnisse der Stadt Basel im 14. und 15. Jahrhundert" (das. 1879); "Basels Bevölkerungszahl im 15. Jahrhundert" (Jena 1883); "Die Sozialpolitik des Deutschen Reichs" (Tübing. 1886). Für das von ihm in Verbindung mit Benecke, Conrad u. a. herausgegebene "Handbuch der politischen Ökonomie" (Tübing. 1882, 2 Bde.; 2. Aufl., das. 1885-86, 3 Bde.), welches in kurzer Zeit allgemeine Anerkennung gefunden hat, schrieb S. die Abhandlungen: die Volkswirtschaft, Gewerbepolitik, gewerbliche Arbeiterfrage und persönliche Dienstleistungen. Seit 1887 redigiert er in Gemeinschaft mit Schäffle und Fricker die "Tübinger Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft". Als Mitbegründer der sozialreformatorischen Richtung in der Arbeiterfrage hat S. auch an der Bildung und Wirksamkeit des Vereins für Sozialpolitik sich lebhaft beteiligt.

2) Friedrich von, franz. Marschall, s. Schomberg.

Schönblatt, s. Calophyllum.

Schönborn, altes rheinländ. Geschlecht, welches 1701 in den Reichsgrafenstand erhoben ward. Johann Philipp von S., geb. 1605, ward 1642 Fürstbischof zu Würzburg sowie 1647 Erzbischof und Kurfürst von Mainz, erneuerte 1658 bei der Krönung des Kaisers Leopold I. den Streit mit dem Erzbischof von Köln über das Recht der Salbung des Kaisers, schloß sich dem Rheinbund an, bemächtigte sich Erfurts mit Hilfe französischer und lothringischer Truppen 1664 durch Kapitulation, zog Leibniz in seine Dienste, verfolgte eine Frankreich freundliche Politik und starb 1673. (Vgl. Guhrauer, Kur-Mainz in der Epoche von 1672, Hamb. 1839, 2 Bde.) Von ihm erhielt sein Bruder Philipp Erwin von S. das Erzschenkenamt Mainz, das Erbtruchseßamt Würzburg und 1621 die Reichsherrschaft Reichsberg übertragen. Dessen Sohn Lothar Franz, Freiherr von S., geb. 1655, war seit 1695 Kurfürst von Mainz, starb 1729. Sein Bruder Friedrich Karl, Graf von S., ward Reichskanzler und Fürstbischof zu Bamberg und erwarb der Familie 1711 das Obersterblandtruchseßamt des Herzogtums Österreich ob und unter der Enns. Das Geschlecht blüht jetzt in drei Linien: S.-Wiesentheid, in Bayern, Großherzogtum Hessen und Nassau (Chef Graf Arthur, geb. 30. Jan. 1846, erblicher Reichsrat in Bayern); S.-Buchheim, in Österreich und Ungarn (Chef Graf Erwin Friedrich Karl, geb. 7. Nov. 1842, Obersterblandtruchseß von Österreich), und einem böhmischen Ast, dessen Chef Graf Karl, geb. 10. April 1840, erblicher österreichischer Reichsrat ist; Brüder desselben sind Graf Friedrich S. (geb. 11. Sept. 1841), 1884 Statthalter von Mähren und seit 1888 österreichischer Justizminister, und Graf Franz (geb. 24. Jan. 1844), Erzbischof von Prag; der böhmische Ast ist durchaus tschechisch geworden.

Schönbrunn, 1) kaiserl. Lustschloß in Niederösterreich, südwestlich bei Wien, am rechten Ufer des Wienflusses, mit Wien durch Pferdeeisenbahn und Dampftramway verbunden, war schon unter Kaiser Matthias ein fürstliches Jagdschloß, ward von Maria Theresia seit 1744 in seiner gegenwärtigen Gestalt hergestellt und dient seitdem dem Hof einen Teil des Sommers