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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schoppinitz; Schöps; Schorel; Schoren; Schorf; Schoristen; Schörl; Schorlemer-Alst; Schörlfels; Schorn; Schorndorf; Schornstein

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Schoppinitz - Schornstein.

Schoppinitz, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Kattowitz, Knotenpunkt der Linien Tarnowitz-S., Kosel-Oswiecim und S.-Sosnowice der Preußischen Staatsbahn, hat Steinkohlengruben, eine große Zinkhütte (Wilhelminenhütte), Maschinenölfabrikation und (1885) 5200 meist kath. Einw.

Schöps, s. v. w. Hammel, s. Schaf, 383.

Schorel, Jan van, niederländ. Maler, geb. 1. Aug. 1495 zu Schoorl (Scorel) bei Alkmar, war Schüler des Willem Cornelisz zu Haarlem, des Jacob Cornelisz zu Amsterdam und des Jan Mabuse zu Utrecht, bildete sich dann in Nürnberg unter dem Einfluß Dürers und in Italien, war 1522-23 in Rom und kehrte um 1525 nach den Niederlanden zurück, wo er in Alkmar, Gent, Haarlem und zuletzt in Utrecht thätig war. Er starb daselbst als Kanonikus 6. Dez. 1562. S. ist derjenige holländische Maler, welcher für die Nachahmung der Italiener bahnbrechend wirkte. Seine Hauptwerke sind: ein Flügelaltar in der Kirche zu Ober-Villach in Kärnten (1520, noch unter dem Einfluß Dürers), Temperabilder aus dem Alten Testament (Kirche zu Warmenhuizen bei Alkmar), Kreuzigung (1530, Provinzialmuseum zu Bonn), reuige Magdalena und Bathseba im Bad (Amsterdam) und David, Goliath tötend (Dresden, Galerie). Freier vom italienischen Einfluß sind seine Bildnisse (darunter das seiner Geliebten Agathe van Schonhoven im Palazzo Doria zu Rom). Vgl. Toman, Studien über J. v. S. (Leipz. 1889).

Schoren, s. Watten.

Schorf (Eschara), eine krustenartige Lage abgestorbenen Gewebes, bald trocken, bald feucht, entsteht an Oberflächen der Haut und aller Schleimhäute. Der S. kann hervorgebracht werden durch absichtliches Ertöten von Geweben durch Ätzmittel, Glüheisen, bei Vergiftungen mit starken Säuren und Alkalien, oder er entsteht beim selbständigen Gewebstod (Nekrose), z. B. auf Typhusgeschwüren, bei Heilung von Eiterbeulen der Haut, bei jeder Art der diphtherischen Erkrankung. "Heilung unter dem S." bezeichnet eine Art der offenen Wundbehandlung, bei welcher der Luft freier Zutritt gewährt wird. Auch die eingetrockneten Borken, welche bei Krankheiten der behaarten Kopfhaut, Ekzem oder Grind entstehen, werden zuweilen als S. bezeichnet.

Schoristen, s. Pennalismus.

Schörl, s. v. w. Turmalin; blauer S., s. Disthen.

Schorlemer-Alst, Burghard, Freiherr von, Politiker, geb. 21. Okt. 1825 im Schloß Herringshausen bei Lippstadt, trat 1845 in ein Ulanenregiment, aus dem er nach zwölf Jahren als Premierleutnant wieder ausschied, um sich ganz der Bewirtschaftung seines Gutes Alst bei Burgsteinfurt zu widmen, wurde 1863 auch Mitglied des Landes-Ökonomiekollegiums, gründete den Westfälischen Bauernverein und ward dieser Verdienste wegen 1885 Mitglied des Staatsrats. Auch widmete er sich mit großem Eifer der politischen Thätigkeit im ultramontanen Interesse, wofür er zum Geheimen Kämmerer des Papstes ernannt wurde. Seit 1870 Mitglied des Abgeordnetenhauses, seit 1875 des Reichstags, gehört er zu den dreistesten, schlagfertigsten und humoristischten Rednern der Zentrumspartei. Doch legte er 1885 sein Reichstagsmandat nieder, weil er mit der Haltung der Zentrumspartei in agrarischen Fragen nicht einverstanden war. Seine Reden aus den Jahren 1872-79 erschienen Osnabrück 1879.

Schörlfels, s. v. w. Turmalinfels.

Schorn, 1) Ludwig von, Kunstschriftsteller, geb. 9. Juni 1793 zu Kastl in Franken, studierte zu Erlangen, ließ sich nach längerm Aufenthalt zu Dresden in Stuttgart nieder, wo er die Redaktion des "Kunstblattes" übernahm, und wurde 1826 Professor der Kunstgeschichte und Ästhetik an der Akademie und Universität zu München. 1833 wurde er nach Weimar berufen, wo er an der Reorganisation der Kunstschule mitwirkte und die Malereien im neuen Schloßflügel leitete. Vom Großherzog 1839 in den Adelstand erhoben, starb er 17. Febr. 1842. Von seinen Arbeiten sind hervorzuheben: "Beschreibung der Münchener Glyptothek" (Münch. 1830); die mit Anmerkungen versehene Übersetzung von Vasaris "Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister" (Stuttg. 1832-37, Bd. 1 u. 2; fortgesetzt von Förster, Bd. 3-6, 1843-49); "Umriß einer Theorie der bildenden Künste" (das. 1835).

2) Karl, Maler, Neffe des vorigen, geb. 16. Okt. 1800 zu Düsseldorf, besuchte die Düsseldorfer Akademie, dann von 1824 bis 1827 zu Paris die Ateliers von Gros und Ingres und kam mit Cornelius nach München, wo er sich bei einem zweiten Aufenthalt unter Heinr. Heß weiterbildete. 1832 begab er sich nach Berlin, von wo er 1847 als Akademieprofessor nach München berufen wurde. Er starb 7. Okt. 1850. Seine Geschichts- und Genrebilder tragen den Charakter einer gewissen Unsicherheit in der Wahl der Stoffe, der Auffassung und Behandlung; aber sie zeigen auch einen gesunden Realismus in Form und Farbe und wirkten dadurch einflußreich. Seine Hauptwerke sind: Pygmalion; Maria Stuart und Riccio; Karl V. im Kloster San Yuste; Papst Paul III., wie er sich das von Cranach gemalte Bildnis Luthers vorzeigen läßt; Cromwell, vor der Schlacht bei Dunbar seinen Generalen die Bibel auslegend (Museum zu Königsberg); das Verhör der Wiedertäufer nach der Einnahme von Münster vor dem Bischof; die Sündflut (Neue Pinakothek, von Piloty vollendet).

Schorndorf, Oberamtsstadt im württemberg. Jagstkreis, an der Rems und der Linie Kannstatt-Nördlingen der Württembergischen Staatsbahn, 258 m ü. M., hat eine schöne gotische Kirche, ein altes Schloß, ein Frauenstift, ein Amtsgericht, Fabrikation von Fingerhüten, Knöpfen, Eisenmöbeln, Nähmaschinen, Zigarren etc. besuchte Märkte und (1885) 4496 meist evang. Einwohner. - S. ward 1514 von den aufrührerischen Bauern besetzt, 1538-44 durch Herzog Ulrich in eine Festung umgewandelt und 1688 durch den Mut der Frauen unter Anführung der Frau Bürgermeister Walch (später an den Bürgermeister Künkelün verheiratet) gegen Mélac gerettet, welche That in epischen und dramatischen Dichtungen von Paul Heyse und Karl Meyer verherrlicht worden ist.

Schornstein (Schlot, Esse), aufrechter Kanal zur Abführung der Verbrennungsgase einer Feuerung und zur Erzeugung des nötigen Luftzugs, durch welchen dem Brennmaterial die erforderliche Luft zugeführt wird. Der S. wirkt zugfördernd, weil die in ihm enthaltene Säule erwärmter Luft leichter ist als eine gleich hohe Säule der freien, kältern Luft. Je höher der S. ist, um so energischer befördert er den Zug. Schornsteine mit rundem Querschnitt sind zweckmäßiger als eckige, weil sie dem spiralförmig aufsteigenden Rauch weniger Hindernisse entgegensetzen. Aus dem letztern Grund sind Schornsteine mit möglichst glatten Innenwänden vorzuziehen. Eiserne Schornsteinröhren erfüllen diesen Zweck, leiden aber (besonders bei Feuerungen mit sehr schwefelhaltigen Steinkohlen) durch die Bildung von Schwefeleisen und Eisenvitriol. Gemauerte Schornsteine sind dagegen von weit längerer Dauer und