Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schottland

619

Schottland (Geschichte 1560-1658).

schlossen 6. Juli 1560 zu Edinburgh Frieden. Franz II. und Maria Stuart entsagten dem 1558 angenommenen englischen Königstitel, die französischen Hilfsvölker zogen aus S. ab, und den Ständen des Reichs ward das Recht eingeräumt, daß nur mit ihrer Zustimmung über Krieg und Frieden entschieden werden sollte. Der kirchlichen Fragen ward in dem Vertrag von Edinburgh nicht ausdrücklich gedacht, trotzdem aber hatte durch denselben der Protestantismus einen vollkommnen Sieg errungen; nur das Hochland hing noch großenteils fest an dem alten Glauben. Der Reformator John Knox führte nun nach dem Muster von Genf die Presbyterialkirche ein, deren republikanische Formen dem französischen Hof großen Ärger bereiteten. Ein großer Teil der Kirchengüter fiel dem protestantischen Adel anheim.

Der Tod Franz' II. (5. Dez. 1560) führte Maria Stuart im August 1561 nach S. zurück; an der Spitze der Geschäfte stand ihr Halbbruder Jakob Stuart, welchen sie zum Grafen von Moray ernannte. Maria hielt an ihren Ansprüchen auf England und ihren katholischen Sympathien unverbrüchlich fest, besonders seit sie sich 1565 mit Lord Heinrich Darnley, der durch seine Mutter von Heinrich VII. von England stammte, väterlicherseits ein Nachkomme der Stuarts war, vermählt hatte. Bald sahen sich die Häupter der protestantischen Partei genötigt, nach England zu flüchten, wo ihnen Elisabeth Aufnahme gewährte, und Maria Stuart betrieb jetzt offen die Wiedereinführung des Katholizismus. Doch ihre persönlichen Verhältnisse, die Ermordung ihres Günstlings Riccio durch ihren Gemahl (9. März 1566), dann die Ermordung Darnleys und die Vermählung Marias mit dem Mörder Bothwell (15. Mai 1567), brachten zu ungunsten der Königin in der öffentlichen Meinung einen Umschwung hervor. Der Adel brachte ein Heer zusammen, welches im Juni 1567 zu Carberry auf die Truppen der Königin traf. Da letztere wenig Kampflust zeigten, so mußte Maria, während Bothwell flüchtig wurde, dem Thron entsagen und ward auf das Schloß Lochleven in Gewahrsam gebracht. An ihrer Stelle ward der minderjährige Jakob VI. auf den Thron erhoben, für welchen der Graf Moray die Regentschaft führte. Zwar gelang es Maria, aus ihrem Gefängnis zu entkommen und wieder ein ansehnliches Heer zusammenzubringen; aber das letztere wurde 13. Mai 1568 bei Langside von Moray geschlagen, und Maria flüchtete nun zu Elisabeth von England, welche sie gefangen setzen ließ. Die Ermordung Morays, 1570 durch einen Hamilton aus Parteiwut verübt, warf S. in einen neuen Strudel bürgerlicher Wirren, die nach verschiedenen Wechselfällen, in welche Elisabeth wiederholt mit Übermacht eingriff, damit endigten, daß 1578 der erst zwölfjährige König die Regierung selbst antrat, indem ihm ein Staatsrat von zwölf Mitgliedern zur Seite gestellt ward. Die von den katholischen Mächten bedrohte Elisabeth schloß 1586 mit Jakob VI. ein Bündnis zum Schutz des protestantischen Glaubens und gewann jenen durch ein Jahrgeld sowie durch die Zusage, ihm die englische Krone aufzusetzen, dergestalt für sich, daß er die Hinrichtung seiner Mutter (8. Febr. 1587) geschehen ließ. Da die Macht des hohen Adels durch die Reformation noch erhöht worden war, so führte Jakob VI. die schon von Jakob I. angeordnete Maßregel durch, wonach auch Abgeordnete des niedern Adels im Parlament sitzen durften. Das so zusammengesetzte Parlament brachte nunmehr bedeutende Beschränkungen der Kirche zu stande, namentlich die Ernennung der Prediger in den Hauptstädten durch den König und das Verbot, Kirchenversammlungen ohne königliche Erlaubnis abzuhalten.

Durch den Tod der Königin Elisabeth (1603) ward Jakob als Jakob I. auch König von England und S. mit diesem Reich durch Personalunion vereinigt. S. behielt bei dieser Vereinigung seine eigne Verfassung und Gesetzgebung, seine Gerichtshöfe und Parlamente blieben unabhängig von den englischen; auch die Verwaltung des Landes blieb in schottischen Händen. Wenn aber auch dem Namen nach ein unabhängiges Königreich, wurde es doch mehr als ein Jahrhundert hindurch in vielen Beziehungen wie eine unterworfene Provinz behandelt. Ein Vorschlag des Königs (1604), beide Reiche ganz miteinander zu vereinigen, scheiterte an dem Widerstand des englischen Parlaments. Jakobs Nachfolger Karl I. (1625) verfuhr, wenn auch nicht so vorsichtig, nach der Politik seines Vaters. Der öffentliche Gottesdienst war bisher noch in der der Nation genehmen Weise gehalten worden. 1635 aber beschlossen Karl I. und William Laud, Erzbischof von Canterbury, den Schotten eine neue katholisierende Liturgie aufzuzwingen. Dies rief aber zu Edinburg 1637 einen Tumult hervor, welcher rasch zu einer Revolution erwuchs. Inmitten einer ungeheuern Aufregung wurde 1638 die Beschwörung des Glaubensbekenntnisses von 1581, des sogen. Covenant (s. d.), erneuert, und dieser verbreitete sich rasch über das ganze Land, während die Versuche, ihn gewaltsam niederzuschlagen, scheiterten. Die Schotten rückten 20. Aug. 1640 unter der Anführung Leslies und Montroses über die Grenze und erlangten, unterstützt vom englischen Parlament, von Karl 1641 das Versprechen, fortan alle drei Jahre ein Parlament zu berufen und diesem einen maßgebenden Einfluß auf die Staatsverwaltung einzuräumen. Ein schottisches Hilfsheer trug 1644 bei Marston-Moor zu der Niederlage der königlichen Truppen bei, und Montrose, der in den Hochlanden die royalistische Sache aufrecht zu erhalten strebte, wurde von Leslie im September 1645 bei Philiphaugh geschlagen. Nach dem entscheidenden Sieg des Parlamentsheers bei Naseby (16. Juni 1645) war die königliche Autorität in England dermaßen vernichtet, daß Karl I. keinen andern Ausweg sah, als sich dem schottischen Heer zu übergeben, das ihn für 400,000 Pfd. Sterl. an seine englischen Unterthanen auslieferte.

Doch nicht lange währte die bisherige Eintracht zwischen S. und dem englischen Parlament. In S. wollte man wohl Beschränkung, aber nicht Vernichtung der königlichen Gewalt und verabscheute insbesondere die Lehre der Independenten. Das schottische Parlament trat deshalb mit dem gefangenen König in Unterhandlung und schickte, nachdem derselbe die Bestätigung des Covenant versprochen, den Herzog von Hamilton mit einem Heer nach England; doch ward dasselbe von Cromwell 1648 in drei Treffen geschlagen, worauf letzterer in S. eine dem König feindliche Regierung einsetzte. Nach Karls I. Hinrichtung kam es zwischen den schottischen Presbyterianern und den englischen Independenten aufs neue zum Zerwürfnis; wie in dem katholischen Irland, so wurde auch in dem presbyterianischen S. Karl II. als König anerkannt und 1. Jan. 1651 zu Scone gekrönt. Allein Cromwell schlug erst Leslie 3. Sept. 1650 bei Dunbar, dann Karl selbst am gleichen Tag des folgenden Jahrs zu Worcester, worauf Monk S. gänzlich unterwarf. Nach des Protektors Tod (1658) fand die Restauration des Königtums durch Monk in S. bedeutende Unterstützung. Gleichwohl mußte S. nach der Restauration des Königtums bitter büßen,