Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schutzbegleitung; Schutzblattern; Schutzbrief; Schutzbürger; Schütze

668

Schutzbegleitung - Schütze.

trug. Nach dem Friedensschluß kehrte er endlich in seine Stellung nach Dresden zurück und starb daselbst 6. Nov. 1672. S.' großes Verdienst und seine historische Bedeutung als Komponist besteht namentlich darin, daß er die musikalischen Errungenschaften Italiens, sowohl die polyphone Setzkunst der ältern Schule als die nach 1600 dort ausgebildete dramatische Musik, in Deutschland einführte und in seinen Arbeiten beide Elemente zu einem ihm durchaus eigentümlichen Stil zu verschmelzen verstand. Als musikalischer Dramatiker zeigt er sich von einer besonders glänzenden Seite in seinen vier Passionen, in deren Chören er als unmittelbarer Vorläufer Bachs und Händels erscheint. Ausführliche Verzeichnisse seiner im Druck erschienenen, ausschließlich der geistlichen Musik angehörigen Werke finden sich in den Bibliographien der Musikwerke des 16. und 17. Jahrh. von Becker (2. Ausg., Leipz. 1855) und Eitner (Berl. 1876) sowie in Fétis' "Biographie universelle". In unsern Tagen hat sich Karl Riedel das Verdienst erworben, durch Zusammenstellung der wertvollsten Teile der vier Passionen zu einem Werk (erschienen bei Fritzsch in Leipzig) die Teilnahme für S.' Musik neu belebt zu haben. Als Merkwürdigkeit verdient noch unter S.' Werken die leider verloren gegangene Oper "Daphne", nach Rinuccinis gleichnamigem Texte deutsch bearbeitet von Martin Opitz, angeführt zu werden, als die erste in Deutschland (bei einem Feste des sächsischen Hofs in Torgau 1627) aufgeführte Oper. Eine Gesamtausgabe seiner Werke, veranstaltet von Spitta, erscheint seit 1885 bei Breitkopf u. Härtel in Leipzig. Vgl. Winterfeld, Gabrieli und sein Zeitalter (Berl. 1834); Spitta, Die Passionen nach den vier Evangelien von H. S. (Leipz. 1886).

2) Christian Gottfried, verdienter Humanist, geb. 19. Mai 1747 zu Dederstedt bei Mansfeld, vorgebildet in Halle, studierte daselbst, ward 1768 Lehrer an der Ritterakademie zu Brandenburg, 1769 Inspektor des theologischen Seminars zu Halle, 1773 außerordentlicher und 1777 ordentlicher Professor daselbst, 1779 Professor der Poesie und Beredsamkeit zu Jena, wo er mit Wieland und Bertuch 1785 die "Allgemeine Litteraturzeitung" gründete, und 1804 Professor der Litteraturgeschichte und Beredsamkeit zu Halle, wo er mit Ersch die "Hallesche Litteraturzeitung" fortsetzte. Er starb 7. Mai 1832. S. lieferte treffliche Gesamtausgaben des Äschylos (Halle 1782-94, 3 Bde.; 3. Aufl. 1809-22, 5 Bde.), Cicero (Leipz. 1814-1823, 20 Bde.), Aristophanes (Bd. 1, das. 1821, unvollendet), eine Reihe Ausgaben einzelner Schriften, besonders der genannten Klassiker, u. a. Seine Abhandlungen erschienen gesammelt unter dem Titel: "Opuscula philologica et philosophica" (Halle 1830). Seinen Briefwechsel enthält "Chr. G. Schütz" von seinem Sohn Friedr. Karl Julius S. (Halle 1834, 2 Bde.).

3) Friedrich Karl Julius, Historiker, Sohn des vorigen, geb. 31. Mai 1779 zu Halle, studierte in Jena, ward 1801 Privatdozent und 1804 Professor der Philosophie in Halle, begleitete seit 1811 seine Gattin, die Schauspielerin Hendel (Hendel-Schütz, s. d.), auf ihren Kunstreisen und trat selbst auf der Bühne auf. Nach Trennung seiner Ehe lebte er in Hamburg und Leipzig, wo er 4. Sept. 1844 starb. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Geschichte der Republik Frankreich" (Jena 1802, 2. Aufl. 1808); "Goethes Philosophie" (Hamb. 1825-27, 7 Bde.); "Die Stimme Friedrichs d. Gr.", Zusammenstellung seiner Ideen über Politik, Religion, Moral etc. (Braunschweig 1828, 5 Bde.); "Epigrammatische Anthologie" (Halle 1806-1807, 3 Bde.). Auch gab er "Zach. Werners Biographie und Charakteristik" (Grimma 1841, 2 Bde.) heraus.

4) Henriette, s. Hendel-Schütz.

Schutzbegleitung, s. v. w. Konvoi.

Schutzblattern, s. v. w. Kuhpocken, s. Impfung.

Schutzbrief, s. v. w. Geleitsbrief, s. Geleit.

Schutzbürger, s. v. w. Beisassen (s. d.).

Schütze (lat. Sagittarius, auch Crotos), 1) das neunte Zeichen des Tierkreises (♐); 2) Sternbild zwischen 264° 37'-301° 33' Rektaszension und 36° 48' bis 12° 32' südlicher Deklination, nach Heis 90 dem bloßen Auge sichtbare Sterne von der dritten Größe abwärts, darunter mehrere veränderliche, enthaltend. Der Name bezieht sich nach einigen auf den Kentaur Chiron, nach andern auf Krotos, den Sohn des Pan und der Epheme, den Erfinder des Bogenschießens, der mit den Musen auf dem Helikon lebt.

Schütze, s. v. w. Weberschiffchen, s. Weben.

Schütze, 1) Johann Stephan, Schriftsteller, geb. 1. Nov. 1771 zu Olvenstädt bei Magdeburg, sollte erst Kaufmann werden, besuchte dann die Schule zu Klosterberge und studierte von 1794 an in Erlangen und Halle Theologie, worauf er Hauslehrer wurde. 1804 ging er nach Dresden, später nach Weimar, wo er fortan unabhängig als Schriftsteller lebte und 19. März 1839 als Hofrat starb. S. gewann besonders Einfluß durch die Redaktion von Taschenbüchern (namentlich des "Taschenbuchs der Liebe und Freundschaft"), Vierteljahrsschriften und Journalen (z. B. des "Journals des Luxus und der Moden"), die der Mittelpunkt zahlreicher Schriftsteller der Zeit wurden. Seine eignen Schriften neigten sich der Spaßmacherei zu. Wir nennen davon die Lustspiele: "Die Journalisten" (Leipz. 1806) und "Der Dichter und sein Vaterland, als Vorschlag zu einer Totenfeier für alle Dichter, die gestorben sind oder noch sterben werden" (das. 1807); die "Gedichte" (das. 1810 u. Berl. 1830); ferner "Abenteuerliche Wanderungen von Weimar nach Karlsbad" (Leipz. 1810, 2. Aufl. 1825); "Der unsichtbare Prinz", Roman (das. 1812-13); "Humoristische Reise durch Mecklenburg, Holstein etc." (Hamb. 1812) und seine "Lebensgeschichte" (Neuhaldensl. 1834). Auch ein "Versuch einer Theorie des Reims" (Magdeb. 1802) und "Versuch einer Theorie des Komischen" (Dresd. 1818) liegen von S. vor.

2) Friedrich Wilhelm, Schulmann, geb. 19. April 1807 zu Döcklitz bei Querfurt, besuchte das Seminar in Weißenfels unter Harnisch' Leitung, wurde 1827 Hilfslehrer an dieser Anstalt, bezog aber wenige Jahre später noch die Universität Leipzig, wirkte darauf als Seminarlehrer in Dresden, 1844-85 als Direktor des fürstlich Schönburgschen Seminars zu Waldenburg in Sachsen und starb, 1877 von der Universität Leipzig zum Doktor der Theologie ernannt, 12. Febr. 1888 in Gohlis bei Leipzig. Er schrieb: "Entwürfe und Katechesen über Luthers kleinen Katechismus" (3. Aufl., Leipz. 1878-81, 3 Bde.); "Praktische Katechetik" (2. Aufl., das. 1883); "Evangelische Schulkunde" (das. 1870, 6. Aufl. 1884), sein Hauptwerk, aus welchem der "Leitfaden der Erziehungs- u. Unterrichtslehre" (3. Aufl. 1885) als Auszug erschien.

3) Theodor Reinhold, namhafter Kriminalist, geb. 12. Jan. 1827 zu Ütersen in Holstein, studierte 1846-48 zu Kiel und München Jurisprudenz und Staatswissenschaften, diente 1848-51 in der schleswig-holsteinischen Armee und beendigte 1851-53 seine Studien zu Kiel. Nachdem er hier 1853 promoviert hatte, habilitierte er sich als Privatdozent, ward 1855 als Professor nach Kopenhagen berufen, 1866 jedoch nach Einziehung seiner Professur infolge des