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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schwefelsäuresalze

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Schwefelsäuresalze.

Lösungen von Kalksalzen auf Zusatz eines Schwefelsäuresalzes ab (weiteres s. Gips). Schwefelsaures Kupferoxyd, s. v. w. Kupfervitriol. Schwefelsaure Magnesia MgSO4 ^[MgSO_{4}] findet sich als Auswitterung in Bergwerken, mit 1 Molekül Wasser kristallisiert als Kieserit und in mehreren Doppelsalzen mit schwefelsaurem Kali (Schönit), Chlorkalium u. Chlormagnesium (Kainit), schwefelsaurem Kali und schwefelsaurem Kalk (Polyhalit) im Abraumsalz von Staßfurt u. a. O., gelöst im Meerwasser, in der Mutterlauge der Salinen und in den Bitterwässern von Epsom in England, Seidlitz, Saidschütz und Püllna in Böhmen und bildet sich hier durch wechselseitige Zersetzung von Gips (schwefelsaurem Kalk) und kohlensaurer Magnesia. Diese Substanzen finden sich in dem Mergel der genannten drei böhmischen Orte, man gräbt Gruben ein und läßt darin Wasser sich sammeln, welches um so reicher an Bittersalz wird, je länger es mit dem Mergel in Berührung bleibt. Ähnlich entsteht schwefelsaure Magnesia, wenn Gipslösungen durch Dolomit (kohlensauren Kalk mit kohlensaurer Magnesia) sickern. Glüht man Dolomit im Kalkofen, so kann man durch Waschen mit Wasser oder durch Behandeln mit Salzsäure den Kalk entfernen, die zurückbleibende Magnesia auswaschen und in Schwefelsäure lösen. Viel schwefelsaure Magnesia gewinnt man aus Mutterlauge der Salinen und des Meerwassers, indem man das Chlormagnesium derselben durch Kalk zersetzt und die abgeschiedene Magnesia in Schwefelsäure löst; ferner als Nebenprodukt bei der Mineralwasserfabrikation, wobei zur Gewinnung von Kohlensäure Magnesit (kohlensaure Magnesia) durch Schwefelsäure zersetzt wird. Auch Serpentin (kieselsaure Magnesia) wird durch Schwefelsäure unter Bildung von schwefelsaurer Magnesia leicht zersetzt. Die direkte Darstellung von schwefelsaurer Magnesia ist aber kaum noch lohnend, seit man sie in Staßfurt in größter Menge als Nebenprodukt gewinnen kann. Man erhält dort bei der Verarbeitung der Abraumsalze den Kieserit als schwer lösliches feines Pulver, welches, feucht in Formen gebracht, durch Bindung von Kristallwasser zu einer steinartigen Masse erstarrt. Diese Kieseritsteine kommen als solche in den Handel, werden aber auch gebrannt, gemahlen und in Wasser gelöst, worauf man die Lösung kristallisieren läßt. Die erhaltenen Kristalle bilden das Bittersalz (englisches, Seidlitzer, Saidschützer, Epsomer Salz). Dasselbe ist farblos, enthält 7 Moleküle Kristallwasser, besitzt das spez. Gew. 1,685, schmeckt kühlend, bitter, salzig, verwittert an der Luft, indem es zu weißem Pulver zerfällt, schmilzt leicht in seinem Kristallwasser, verliert bei 150° 6 Moleküle und bei 200° den Rest des Wassers, aber erst in sehr hoher Temperatur etwas Schwefelsäure. 100 Teile Wasser von 0° lösen 53,8, bei mittlerer Temperatur 125 Teile Bittersalz. In Alkohol ist es unlöslich. Das Bittersalz des Handels bildet infolge gestörter Kristallisation kleine, nadelförmige Kristalle. Kohlensaure Alkalien fällen aus Bittersalzlösung kohlensaure Magnesia. Bittersalz dient in der Medizin als abführendes Mittel, in der Technik zur Darstellung kohlensaurer Magnesia und andrer Magnesiapräparate, zum Scheiden der Runkelrübensäfte, zum Zersetzen des Chlorkalks, in der Bleicherei, zu konstanten Batterien in der Telegraphie, zum Färben mit Anilinfarben, welche dann besser der Seife widerstehen, zur Darstellung von Eispapier, schwefelsaurem Kali, schwefelsaurem Natron, Permanentweiß, Alaun, als Flammenschutzmittel; insbesondere werden zum Appretieren leichter Baumwollgewebe große Mengen Bittersalz verbraucht (Export nach England 50-60,000 Ztr.); auch als Dünger für Klee wird schwefelsaure Magnesia benutzt. Mischt man Kalkhydrat und Kieserit unter Wasserzusatz, glüht die erstarrte Masse, welche aus Gips, schwefelsaurer Magnesia und Magnesia besteht, stark und rührt sie mit Wasser an, so gibt sie eine marmorartige, polierbare Masse, welche der Feuchtigkeit bis zu einem gewissen Grad widersteht und zu Flurbelegplatten, architektonischen Verzierungen im Innern der Gebäude etc. sehr gut verwendbar ist. Schwefelsaures Natron Na2SO4 ^[Na_{2}SO_{4}] findet sich als Thenardit und Mirabilit, gelöst in einigen Seen Rußlands, in den meisten Solen, namentlich auch in den Bitterwässern (Friedrichshall) und im Meerwasser; mit schwefelsaurem Kalk findet es sich als Glauberit und mit schwefelsaurer Magnesia als Löweit. Es wird in großen Mengen dargestellt, indem man Kochsalz (Chlornatrium) mit Schwefelsäure oder mit schwefliger Säure, Wasserdampf und Luft behandelt. Als Nebenprodukt erhält man es bei Darstellung von Salpetersäure aus salpetersaurem Natron und Schwefelsäure, von Salzsäure aus Kochsalz und Schwefelsäure, bei Sublimation von schwefelsaurem Ammoniak mit Kochsalz, bei der Ultramarinfabrikation etc.; bei Verarbeitung des Teers auf Paraffin und Leuchtöle werden große Mengen Natronlauge und Schwefelsäure als Reinigungsmittel verbraucht, die man schließlich auf schwefelsaures Natron verarbeiten kann. Aus einer Lösung von schwefelsaurer Magnesia und Kochsalz kristallisiert bei sehr niedriger Temperatur (im Winter oder unter Anwendung einer Eismaschine) schwefelsaures Natron, und in dieser Weise hat man das Salz aus Mutterlaugen der Salinen und der Staßfurter Abraumsalze dargestellt. Beim Rösten kupfer-, blei- und silberhaltiger Schwefelkiese mit Kochsalz entweicht Chlor und entsteht schwefelsaures Natron, welches durch Wasser ausgezogen werden kann. Schwefelsaures Natron bildet über 35° farblose, wasserfreie, unter 33° aber Kristalle mit 10 Molekülen Kristallwasser, welche das Glaubersalz des Handels bilden. Diese haben das spez. Gew. 1,47, schmecken kühlend salzigbitter, lösen sich leicht und unter starker Temperaturerniedrigung in Wasser (am reichlichsten bei 33°), nicht in Alkohol, verwittern an der Luft und schmelzen bei 33° im Kristallwasser. Bei höherer Temperatur wird das Salz wasserfrei und schmilzt dann zum zweitenmal bei Rotglut. Man benutzt es zu Kältemischungen, zur Darstellung von Soda, Ultramarin, Glas, Wasserglas, Antimon, in der Färberei und als Abführmittel. Es wurde 1658 von Glauber entdeckt, 1767 aus Friedrichshaller Bitterwasser im großen dargestellt und gewann erhöhte Bedeutung seit der Entwickelung der Sodafabrikation und der Benutzung zur Darstellung von Glas. England produziert jährlich 10 Mill. Ztr., von welchen 60 Proz. auf Soda und 26 Proz. auf Glas verarbeitet werden. Saures schwefelsaures Natron HNaSO4 ^[HNaSO_{4}] entsteht aus dem vorigen beim Vermischen der Lösung mit Schwefelsäure und wird als Nebenprodukt bei der Darstellung von Salpetersäure erhalten. Es bildet über 50° farblose, wasserfreie, bei niederer Temperatur Kristalle mit 1 Molekül Kristallwasser und verwandelt sich beim Glühen in pyroschwefelsaures Natron Na2S2O7 ^[Na_{2}S_{2}O_{7}], welches bei stärkerm Erhitzen in schwefelsaures Natron und Schwefelsäureanhydrid zerfällt. Es dient, mit chlormagnesiumhaltigem Abraumsalz gemischt, zur Entzinkung des Bleies nach dessen Entsilberung durch Zink und zur Darstellung rauchender Schwefelsäure. Schwefelsaures Nickeloxydul NiSO4 ^[NiSO_{4}] findet sich als