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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schweinschneider - Schweiz.

5. preußischen Korps unter Steinmetz und dem 4. österreichischen Korps unter Festetics, welches nach acht Stunden mit dem Rückzug des letztern endete.

Schweinschneider (Gelzer, Gelzenleichter), jemand, der gewerbsmäßig Schweine kastriert.

Schweinsfedern, ursprünglich kurzer Spieß mit breiter Spitze als Saufänger, im 16. Jahrh. vom aufgebotenen Landvolk als Waffe gebraucht. Gustav Adolf gab sie den Musketieren, welche sie schräg vor sich in den Boden stießen, um sich gegen Angriffe der Reiterei zu schützen; sie hielten sich bis zur Einführung der Bajonettflinte.

Schweinsgraben, s. Befestigung (prähistor.).

Schweinsgummi, s. Clusia.

Schweinskopf, s. v. w. Kielflügel, s. Klavier, S. 816.

Schweiß, das Absonderungsprodukt der tubulösen Schweißdrüsen, die knäuelförmig gewunden in die Unterhaut hineinragen (s. Haut, S. 231). Der S. bildet eine farblose, klare Flüssigkeit, welche sauer reagiert u. einen eigentümlichen, durch flüchtige Fettsäuren veranlaßten Geruch besitzt. Er enthält neben sehr vielem Wasser (ca. 99,5 Proz.) geringe Mengen von Fett, Spuren von Harnstoff und unerhebliche Quantitäten von anorganischen Salzen, außerdem flüchtige Fettsäuren (Ameisen-, Essig-, Butter-, Propionsäure etc.). Während man früher allgemein glaubte, die Absonderung des Schweißes geschehe durch einfache Transsudation aus dem Blut, hat Luchsinger zuerst den Beweis geliefert, daß die Thätigkeit der Schweißdrüsen von einer Erregung ganz besonderer Nerven (Schweißnerven) abhängig ist. Das Schwitzen ist eine echte Sekretion, die ihr Analogon etwa in der Speichelabsonderung findet. Die Schweißnerven erhalten ihre Erregungen während des Lebens von ganz bestimmten Stellen des Zentralnervensystems (Schweißzentra) aus, und die Drüsen verharren für immer in Ruhe, sobald man sie aus ihrer Verbindung mit diesen Apparaten gebracht hat. Vgl. Schweißtreibende Mittel.

Schweiß, das Blut der Jagdtiere und der Hunde, daher auch schweißen statt bluten.

Schweißbläschen (Schweißfriesel), s. Friesel.

Schweißdrüsen, s. Hautdrüsen.

Schweißeisen, s. Eisen, S. 406.

Schweißen, s. Schmieden, S. 563.

Schweißfieber, s. v. w. Englischer Schweiß (s. d.).

Schweißfriesel, s. Friesel.

Schweißhund, s. Hunde, S. 801.

Schweißstahl, s. Eisen, S. 406.

Schweißtreibende Mittel (Diaphoretica, Sudorifera). Bei sonst gesunden Menschen wird durch Einhüllen in warme Decken, zumal bei Darreichung warmer Getränke, Thee, Grog, Glühwein, am sichersten Schweißabsonderung hervorgerufen. Schnellere und reichlichere Schweißbildung bewirkt ein römisches Dampfbad. Innerlich haben viele stark betäubende oder Brechen erregende Mittel, auch starke Zigarren, die Nebenwirkung, Schweißsekretion zu befördern. Eine die Schweißabsonderung mächtig anregende Wirkung hat das in neuerer Zeit entdeckte Pilokarpin, ein aus den Jaborandiblättern (s. Pilocarpus) dargestelltes Alkaloid. S. M. werden angewandt bei Nierenkranken, denen infolge mangelhafter Harnausscheidung Wassersucht droht, bei leichtern Erkältungen und Rheumatismus sowie in Form sehr energischer Schwitzkuren gegen veraltete Syphilis. Da man bei allen leichten Katarrhen u. dgl. mit einem warmen Bett und einem Glas Glühwein oder heißer Limonade auskommt, so überlasse man die Auswahl unter den weniger gefahrlosen Mitteln ärztlicher Verordnung.

Schweißtuch (Sudarium Christi s. S. Veronicae), das in der römisch-kathol. Kirche als kostbare Reliquie verehrte Tuch, welches der Legende zufolge Veronika dem Heiland bei seinem Gang nach der Richtstätte zum Abtrocknen des Schweißes reichte, und dem jener seine Gesichtszüge eindrückte (s. Veronikabild); da aber das Tuch dreimal zusammengelegt gewesen, so seien, heißt es, drei gleiche Abdrücke des Gesichts entstanden, von denen einer in Jerusalem geblieben, die andern nach Rom und Jaen in Spanien gekommen seien. Aber noch etwa 10 andre Städte machen darauf Anspruch, solche Abdrücke zu besitzen.

Schweißwurzel, s. Petasites.

Schweitzer, 1) August Gottfried, landwirtschaftlicher Schriftsteller, geb. 4. Nov. 1788 zu Naumburg, bildete sich 1807 auf dem landwirtschaftlichen Institut in Möglin, ward nach mehrjähriger Praxis 1829 Professor und Direktor der landwirtschaftlichen Anstalt zu Tharandt, folgte 1846 einem Ruf als Professor der Landwirtschaft und als Direktor einer dort zu errichtenden höhern landwirtschaftlichen Lehranstalt nach Bonn und starb 17. Juli 1854. Er schrieb: "Kurz gefaßtes Lehrbuch der Landwirtschaft" (Dresd. 1831-34, 2 Bde.; 4. Aufl. 1861); "Anleitung zum Betrieb der Landwirtschaft" (Leipz. 1832-33, 2 Bde.); auch bearbeitete er deutsch Molls "Landwirtschaftliche Reise durch das nördliche Frankreich" (a. d. Franz., Dresd. 1836) und nach dem Englischen: "Darstellung der Landwirtschaft Großbritanniens in ihrem gegenwärtigen Zustand" (Leipz. 1839-40, 2 Bde.). Mit Schubarth und Weber gab er das "Universalblatt für die gesamte Land- und Hauswirtschaft" (Leipz. 1831-38) heraus.

2) Jean Baptista von, Politiker und dramat. Dichter, geb. 12. Juli 1833 zu Frankfurt a. M. als der Sprößling eines alten katholischen Patriziergeschlechts, studierte in Berlin und Heidelberg die Rechte und ließ sich dann als Advokat in seiner Vaterstadt nieder. Mehr aber als die advokatorische Praxis beanspruchten ihn die Politik und litterarische Beschäftigungen. Er wendete sich zu Anfang der 60er Jahre der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung zu, wurde nach Lassalles Tod 1864 Präsident des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins und des Verbandes deutscher Gewerk- und Arbeiterschaften in Berlin und gab als solcher den "Sozialdemokrat" heraus, was ihn in häufige Konflikte mit der preußischen Regierung brachte. Von seiner Partei wurde er 1867 in den norddeutschen Reichstag gewählt; als er darauf 1871 bei der Wahl zum deutschen Reichstag durchfiel, legte er das Präsidium des Arbeitervereins nieder und zog sich ganz vom politischen Leben zurück. Er starb 28. Juli 1875 in der Villa Gießbach am Brienzer See. Als Schriftsteller ist S. mit einer Anzahl von Dramen und Lustspielen aufgetreten, von denen sich einige längere Zeit als Zugstücke behauptet haben. Wir nennen: "Alcibiades" (Frankf. 1858), "Friedrich Barbarossa" (das. 1858), "Canossa" (Berl. 1871), "Die Darwinianer" (das. 1875), "Die Eidechse" (das. 1876) und "Epidemisch" (das. 1876). Auch veröffentlichte er die Agitationsschriften: "Zur deutschen Frage" (Frankf. 1862) und "Der Zeitgeist und das Christentum" (Leipz. 1861) sowie einen sozialpolitischen Roman: "Lucinde, oder Kapital und Arbeit" (Frankf. 1864, 2 Bde.).

Schweiz (Schweizerische Eidgenossenschaft, hierzu Karte "Schweiz"), ein aus 22 (resp. 25) Bundesgliedern, den Kantonen (resp. Halbkantonen), bestehender Bundesstaat, zwischen 5° 57'-10° 29' östl. L. v. Gr. und 45° 48'-47° 48' nördl. Br., ziemlich in