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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Seesen - Seetang.

Füßen, kurzen, oft tief angeschnittenen Schwimmhäuten, ziemlich scharfen Krallen, sehr langen, schmalen, spitzigen Flügeln und mittellangem, gegabeltem Schwanz. Die Raubseeschwalbe (Wimmermöwe, S. [Sylochelidon] caspica Pall., s. Tafel "Schwimmvögel II"), 52 cm lang, 130 cm breit, mit starkem, langem Schnabel, glänzend weiß, auf dem Oberkopf schwarz, auf dem Mantel hell graublau, mit braunen Augen, rotem Schnabel und schwarzen Füßen, im Winterkleid mit schwarz und weißem Kopf, ist weit verbreitet in Mittelasien, Südeuropa und Afrika, bewohnt namentlich die Küsten oder größere fischreiche Ströme und Seen, brütet ausnahmsweise auch auf Sylt und an der pommerschen Küste, weilt auf Sylt von Ende April bis August, schweift dann umher, erscheint im Winter in Nordafrika und geht, dem Lauf der Ströme folgend, bis ins Innere des Weltteils. Sie nährt sich hauptsächlich von Fischen, jagt aber auch auf Strand- und Wasservögel und frißt die Eier der am Strand brütenden Vögel. Sie ist vorsichtig und scheu, habgierig, kampflustig, fliegt vortrefflich, ruht in Gesellschaft unbeweglich auf dem Land, nistet in Scharen nahe dem Wasser und legt im Mai in eine Vertiefung im Sand 2-3 gelbliche, grau gefleckte und gezeichnete Eier, welche ihres Wohlgeschmacks halber von den Küstenbewohnern gesammelt werden. Die Flußschwalbe (Rohrschwalbe, S. fluviatilis L.), 40 cm lang, 82 cm breit, mit dünnem, etwas bogenförmigem, ziemlich kurzem Schnabel, sehr niedrigen, kurzzehigen Füßen und tief gegabeltem Schwanz, ist der vorigen ähnlich gefärbt, aber auf der Unterseite grau und an den Füßen rot, findet sich in Europa, einem großen Teil Asiens und Nordamerikas an Flüssen und Seen, bei uns von April oder Mai bis Juli oder August, in der Winterherberge auch häufig an Küsten bis Südafrika, fliegt ungemein schnell, nährt sich von kleinen Fischen, Fröschen und niedern Tieren, brütet auf niedrigen Inseln oder Uferbänken, auch an der Küste und hier gesellig und legt in eine Vertiefung im Kies Ende Mai 2-3 braungelbe, violett oder schwarzbraun gefleckte Eier, welche von beiden Geschlechtern in 16-17 Tagen ausgebrütet, in den Mittagsstunden aber der Sonnenwärme überlassen werden. Zwergseeschwalbe (S. minuta), 22 cm lang, 50 cm breit, mit verhältnismäßig starkem, etwas kurzem, wachsgelbem, an der Spitze schwarzem Schnabel und seicht gegabeltem Schwanz, an Stirn, Unterseite und Steuerfedern weiß, Oberkopf und Nacken schwarz, Mantel und Flügelfedern aschgrau, mit braunem Auge und gelbem Fuß, bewohnt süße Gewässer, besonders größere Ströme, aber auch die Küste, zwischen 58 und 24° nördl. Br. der ganzen Erde, weilt in Norddeutschland von Mai bis August, in Süddeutschland viel länger, ist ungemein lebhaft und schnell, nährt sich von kleinen Fischen etc. und nistet auf kiesigen Stellen in kleinen Vertiefungen ohne Auskleidung und legt 2-3 rostgelbe, grau, violett und tiefbraun gezeichnete Eier (s. Tafel "Eier II"), welche beide Geschlechter in 14-15 Tagen ausbrüten.

Seesen, Stadt im braunschweig. Kreis Gandersheim, am Harz und an der Schildau, Knotenpunkt der Linien Holzminden-Jerxheim und S.-Gittelde der Braunschweigischen Staatsbahn und der Eisenbahn Braunschweig-S., 206 m ü. M., hat eine evang. Kirche, ein altes Schloß, eine Realschule zweiter Ordnung (Jakobsonsches Institut), ein Waisenhaus, ein Amtsgericht, eine Forstmeisterei, Zigarren- und Zuckerfabrikation, eine Schwefelquelle nebst Badeanstalt und (1885) 4121 meist evang. Einwohner.

Seesker Höhe, Höhenzug des ostpreuß. Landrückens, südöstlich von Goldap, erreicht im Goldaper Berg 276 m, im Seesker Berg 310 m Höhe.

Seesoldaten, s. v. w. Marineinfanterie (s. d. und Seebataillon).

Seespecht, s. Eisvogel.

Seespinnen (Majidae), s. Krabben.

Seestaatsrecht, s. Seerecht.

Seesterne, s. Asteroideen.

Seestraßenordnung, Seestraßenrecht, s. Straßenrecht auf See.

Seestücke, Gemälde, welche die See darstellen. Die See- oder Marinemalerei sucht entweder das Meer mit seinen wechselnden Erscheinungen an und für sich oder in seiner Verbindung mit dem Menschen und seinem Treiben darzustellen. Eine Abart ist das Strandbild, welches den Blick auf die See vom Land aus wiedergibt. Ihre Blüte erreichte sie in der holländischen Schule des 17. Jahrh. Ausgezeichnete ältere Marinemaler sind: Porcellis, van Goyen, B. Peeters, W. van de Velde, L. Bakhuisen. Unter den Neuern sind die Holländer J. C. ^[Johannes Christiaan] Schotel, Hulk, Koekkoek, Storm, Mesdag etc., die Franzosen Gudin, Barry, Mayer, Ziem, der Schwede Larson, die Deutschen A. Achenbach, Gude, Dücker, Normann, Nordgren, Österley, Eckenbrecher, W. Krause, Hildebrandt, Eschke, E. Körner, Sturm und Saltzmann hervorzuheben.

Seetaktik, die Fechtweise der Kriegsflotten und Kriegsschiffe. Die Waffen des Seekriegs (s. d.) sind: 1) das Schiff selbst in seinem Gebrauch als Ramme, 2) die Artillerie, 3) der Torpedo. Die S. lehrt nun die Verwendung dieser Waffen im Kampf. Je nachdem man der einen oder der andern dieser Waffen den Vorzug gibt, auf ihren Gebrauch im Kampf den Hauptwert legt und die andern Waffen nur als Gelegenheitswaffen ansieht, spricht man wohl von einer Ramm-, Artillerie- und Torpedotaktik. Man ist heute aber der Ansicht, daß jede dieser drei Waffen zur Anwendung kommen muß, wie die Kampfsituation Gelegenheit dazu bietet; denn da die Schiffe in beständiger Bewegung sich befinden, so ist die Kampfsituation in jedem Augenblick eine andre. Solange die Schiffe ihre Wendungsbogen ausführen, wird die Artillerie in Thätigkeit sein, und ist man sich nahe genug gekommen, und bietet die Kursrichtung Gelegenheit dazu, wird man Torpedos zu lancieren suchen; ein Rammstoß aber darf nie versäumt werden, sobald er möglich ist, da er durch keine der andern Waffen an Wirkung erreicht wird. Die schweren Geschütze suchen das feindliche Schiff möglichst tief unter Wasser zu treffen, um es leck zu schießen und die unter der Wasserlinie und bei den neuern Schiffen unter dem Panzerdeck liegenden "vitalen" Teile, die Maschinen, Kessel, Munitionsräume etc., zu zerstören. Ist man sich nahe genug gekommen, dann greifen auch die in den Marsen oder auf dem Oberdeck stehenden Mitrailleusen, Revolver und Schnellfeuerkanonen gegen die auf Deck befindlichen Mannschaften in das Gefecht ein. Daß es heute noch zum Entern und zum Kampf mit der blanken Waffe kommen wird, ist unwahrscheinlich, da bei den heutigen Waffen, bevor es dazu kommen könnte, ein Schiff wohl in Grund gebohrt sein wird. Will ein Schiff im Kampf sich ergeben, so holt es die Flagge ein. Über die Verwendung der Kriegsschiffe und die Waffen des Seekriegs im Küstenkrieg, zu denen hier noch die Seeminen, Hafensperren und die Torpedoboote in ausgiebiger Zahl hinzutreten, s. Küstenkrieg.

Seetang, s. Fucus.