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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Seilmaschine; Seilscheibe; Seilschiffahrt; Seilspinnmaschine; Seiltänzer; Seiltrieb; Seiltrommel; Seim

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Seilmaschine - Seim.

und mündet nach einem Laufe von 130 km bei Metz. Durch den Canal des Salines steht die S. mit der Saar in Verbindung. - 2) Fluß im östlichen Frankreich, entspringt im Departement Jura oberhalb der Abtei von Baume, tritt ins Departement Saône-et-Loire über, wird bei Louhans schiffbar (41 km weit) u. mündet nach 116 km langem Lauf links in die Saône.

Seilmaschine, s. Seilerwaren. - Dann (auch Bandmaschine genannt) eine Vorrichtung zum Wasserheben, bestehend in einem senkrechten endlosen Seil, welches mit großer Geschwindigkeit über zwei Rollen läuft u. dabei das adhärierende Wasser mit emporreißt.

Seilscheibe, s. Seiltrieb.

Seilschiffahrt, s. Tauerei.

Seilspinnmaschine, s. v. w. Seilmaschine, s. Seilerwaren, S. 835.

Seiltänzer, Personen, welche auf einem gespannten Seil einherschreiten, tanzen und allerlei Künste ausführen, kommen schon bei den Griechen, viel häufiger aber bei den Römern vor, welche Funambuli, die auf starken Seilen, und Neurobatae, die auf Darmsaiten tanzten, unterschieden. Letztere hießen auch Aërobatae ("Lufttänzer"), weil sie bei der Dünne der Saiten aus der Entfernung in freier Luft zu tanzen schienen. Seiltänzerkunststücke finden sich auf Vasen und Wandgemälden abgebildet, und auf einigen Münzen von Kyzikos ist sogar das Besteigen des Turmseils dargestellt. Später kamen von Indien und Ägypten aus S. nach Konstantinopel, und im Mittelalter kannte man indische, persische, morgenländische Gaukler dieser Art. Der S. Arcangelo Tuccaro verfaßte eine illustrierte Schrift über seine Kunst (Par. 1599). In neuerer Zeit zeichneten sich besonders Italiener als S. aus, und namentlich die Chiarinis, welche sich Akrobaten nannten, während sich andre früher als Äquilibristen bezeichnet hatten, erlangten großen Ruf. Unter den Deutschen brachte Kolter die Kunst zu staunenswerter Vollendung und erstieg zuerst auf einem scharf gespannten Seil einen Turm. Später hat man dies ohne Balancierstange und selbst mit einer Bürde beladen ausgeführt, auch oben allerlei Kunststücke, Umkleidungen etc. vorgenommen, Feuerwerke abgebrannt etc. In neuerer Zeit erregte Charles Blondin (geb. 1824 zu St.-Omer in Frankreich), der auf einem gespannten Seil wiederholt den Niagarafall überschritt, allgemeine Aufmerksamkeit. Auch Tiere sind vielfach durch Dressur zu Seilkünstlern ausgebildet worden.

Seiltrieb (Seiltransmission), Vorrichtung zur Übertragung einer Drehbewegung von einer Welle auf eine andre mittels Seile. Jede der Wellen trägt eine am Umfang mit einer Rille versehene Seilscheibe, und um beide Scheiben ist ein in sich geschlossenes Seil geschlungen, welches von der einen Scheibe durch die Reibung in der Rille mitgenommen wird und dabei die andre Scheibe gleichfalls mit Hilfe der Reibung in Umdrehung versetzt. Die Reibung setzt einen Druck des Seils gegen die Scheibenumfänge voraus, der entweder durch straffes Anziehen (Baumwollen- und Hanfseilbetrieb, Schnurbetrieb) des Seils oder durch das Gewicht des zwischen den Scheiben im Bogen herabhängenden Seils (Drahtseiltrieb) erzeugt wird. Der Hanf- und Baumwollenseiltrieb hat den Riementrieb zur Übertragung großer Kräfte (bis 1000 Pferdekräfte) vielfach ersetzt. Bei ihm wird die Kraft meist auf eine Anzahl Seile (bis 30) von 30-50 mm Durchmesser verteilt, welche mit großer Geschwindigkeit (10-40 m und darüber pro Sekunde) neben- und untereinander laufen, wobei jede Seilscheibe mit einer entsprechenden Anzahl von Rillen von keilförmigem Querschnitt versehen sein muß. Der Hanf- und Baumwollenseiltrieb dient besonders zur Übertragung der Kraft eines größern Motors auf die Haupttransmissionswellen und hat dabei vor dem Riementrieb geringern Raumbedarf, etwas kleinere Betriebskosten und größere Sicherheit gegen Betriebsstörung voraus, gestattet aber nicht, wie der Riementrieb, eine Ausrückung mittels Los- oder Leerscheibe. In Räumen mit großer Feuchtigkeit oder sehr veränderlicher Temperatur werden die Spannungsverhältnisse der Seile zu stark beeinflußt. Jarolimek ersetzt die Hanf- oder Baumwollenseile durch sogen. Stahlschnüre (Stahlschnurtrieb), d. h. Schraubenfedern aus Stahldraht, deren lichter Durchmesser nur dem Drahtdurchmesser entspricht, so daß ihre Federung bei großer Zugkraft nur gering ist. Bei geringerm Kraftbedarf, besonders bei Maschinen mit Hand- und Fußbetrieb, ist der Schnurtrieb allgemein im Gebrauch. Man benutzt hier eine in sich zurückkehrende Schnur (Schnur ohne Ende, Treibschnur) aus Hanf oder gedrehten Lederstreifen (gedrehten Riemen) oder Därmen (Darmsaiten, Peesen). Die Zusammenfügung der Enden geschieht bei Hanfschnüren durch Spleißung, bei gedrehten Riemen und Darmsaiten durch eiserne Haken und Ösen. Der Drahtseiltrieb, um 1850 von den Gebrüdern Hirn erfunden, hat Seile von 5-32 mm Durchmesser aus Eisen- oder Stahldraht von 0,5-2,2 mm Durchmesser und dient zur Übertragung beliebig großer Kräfte auf große Entfernungen (20 bis 2000 m), bei welchen Riemen oder Hanfseile unvorteilhaft und im Freien ganz unbrauchbar sind. Bei dem großen Abstand der Seilscheiben muß das Seil in einem Bogen von verhältnismäßig großer Pfeilhöhe zwischen den Scheiben herabhängen, um nicht durch sein eignes Gewicht zu zerreißen. Die durch das Gewicht des Seils in ihm hervorgerufene Spannung erzeugt die auf den Scheiben zur Übertragung nötige Reibung. Bei sehr großen Entfernungen der beiden Scheiben wird das Seil alle 100 bis 200 m durch Tragrollen unterstützt, weil sonst seine Einsenkung und die dadurch bedingte Höhe der Unterstützungen der Scheiben (Pfeiler) zu groß werden würde. In solchem Fall wendet man auch den sogen. zusammengesetzten S. an, indem man Zwischenstationen mit zweispurigen Rollen einschaltet, welche von Station zu Station je durch ein endloses Seil verbunden sind. Sind die Rollen ungleich hoch, so erhält man den sogen. schiefen S. Ablenkungen oder Verzweigungen des Seillaufs sind mittels Wechselstationen mit Kegelrädergetrieben zu bewerkstelligen. Weniger empfehlenswert sind Leitrollen, weil sie die Dauerhaftigkeit des Seils beeinträchtigen. Die Scheibendurchmesser wechseln zwischen 1,5 und 5,5 m bei einer Umfangsgeschwindigkeit von 10-30 m pro Sekunde. Berühmte Anlagen dieser Art sind: der S. der Schaffhausener Wasserwerke, der S. der Société des eaux et des forêts in Freiburg, der S. der Compagnie générale de Bellegarde, der Züricher S. Vgl. Keller, Berechnung und Konstruktion der Triebwerke (2. Aufl., Münch. 1881); Meißner, Die Kraftübertragung (Jena 1882-87, 2 Bde.).

Seiltrommel, cylindrische oder konische Trommel, auf welche sich bei Hebeapparaten ein Seil aufwickelt.

Seim, s. Kraut.

Seim (Sseim, Ssem), Nebenfluß der Desna in Rußland, bildet sich aus zwei Quellflüssen im Gouvernement Kursk, wird bei Kursk schiffbar, fließt westlich mit vielen Windungen in das Gouvernement Tschernigow u. mündet der Stadt Sosniza gegenüber.