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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Septum; Septuor; Septuplum; Sepulcrum; Sepulveda; Seq.; Sequana; Sequaner; Sequens; Sequenz; Sequester

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Septum - Sequester.

Hergang beruht hätte. Die wahren Gründe ihrer Entstehung sind in dem Umstand zu suchen, daß die in Alexandria in großer Anzahl lebenden Juden das Alte Testament in der Ursprache nicht mehr zu lesen vermochten, daher im dritten bis ersten vorchristlichen Jahrhundert allmählich eine griechische Bibel entstand. Der ungleiche Wert der Übersetzung der einzelnen Bücher deutet auf mehrere Verfasser hin, und den meisten derselben mangelte neben der ordentlichen Sprachkenntnis auch die nötige Sachkenntnis. Der Text ist mitunter fast ebensoviel Bearbeitung wie Übersetzung und enthält nicht nur im hebräischen Kodex nicht befindliche Zusätze zu Daniel und Esther, sondern auch mehrere ganze im alttestamentlichen Kanon nicht befindliche Bücher, die Apokryphen (s. d.). Dennoch erlangte die S. frühzeitig großes Ansehen und ward selbst in den Synagogen neben dem hebräischen Text gebraucht. Insbesondere vindizierten ihr die Kirchenväter göttliche Inspiration und stellten sie dem Original gleich. Da sich infolge der zahlreichen Abschriften viele Fehler einschlichen, suchte schon Origenes den Text wiederherzustellen. Seine "Hexapla" (s. d.) enthielt denselben zusammengestellt mit den Übersetzungen des Aquila, des Symmachos und des Theodotion. Doch hatten diese und andrer Bemühungen fast nur noch größere Verunstaltungen des Textes zur Folge. Die katholische Normalausgabe erschien 1586, neu herausgegeben von L. van Eß (Leipz. 1824, zuletzt 1887). Die neuern Ausgaben beruhen meist auf den beiden Hauptkodices: "Vaticanus" und "Alexandrinus"; die beste ist die von Tischendorf (7. Ausg., Leipz. 1887); eine neue begann P. de Lagarde (Bd. 1, Götting. 1883). Ein Hilfsmittel zum Verständnis der S. ist Schleusners "Novus thesaurus in LXX" (Leipz. 1820-21, 5 Bde.). Vgl. Frankel, Vorstudien zu der S. (Leipz. 1841).

Septum (lat.), Scheidewand, z. B. S. cordis, Herzscheidewand; S. narium, Nasenscheidewand.

Septuor, s. v. w. Septett.

Septuplum (lat.), das Siebenfache.

Sepulcrum (lat.), Grab; Sepultur, Begräbnis.

Sepulveda, 1) Juan Ginez, span. Geschichtschreiber und Humanist, geb. 1490 zu Pozo Blanco bei Cordova, studierte in Cordova, Alcalá de Henares und Bologna, ward 1536 von Karl V. zum Reichshistoriographen ernannt und lebte abwechselnd zu Valladolid, Cordova und Madrid, bis er 1557 ein Kanonikat in Salamanca erhielt, wo er 23. Nov. 1574 starb. Sein Verdienst besteht hauptsächlich in der Verbreitung der klassischen Litteratur in seinem Vaterland und in der Bekämpfung des damaligen Scholastizismus. Sein Hauptwerk sind die "Historiae Caroli V. imperatoris libri XXX", eine zwar panegyrische, aber doch nicht wertlose Biographie, erst 1775 wieder aufgefunden und auf Veranstalten der königlichen Akademie zu Madrid nebst Sepulvedas übrigen Schriften und seiner Biographie herausgegeben (Madr. 1780, 4 Bde.). Seine übrigen Werke ("De rebus Hispanorum gestis ad novum orbem Mexicumque libri VII"; "De rebus gestis Philippi II libri III"; "De vita et rebus gestis Aegidii Albornotii libri III" u. a.) erschienen Köln 1602.

2) Lorenzo de, span. Romanzendichter, Zeitgenosse des vorigen, Verfasser der "Romances nuevamente sacados de historias antiguas de la crónica de España" (Antwerp. 1551 u. 1580).

Seq. (lat.), Abkürzung für Sequens (s. d.).

Sequana, lat. Name der Seine.

Sequaner, Völkerschaft keltischen Stammes in Gallien zwischen Jura und Arar (Saône), mit der Hauptstadt Visontio (Besançon), unter eignen Königen stehend, Feinde der Äduer, gegen die sie um 70 v. Chr. die Germanen unter Ariovist zu Hilfe riefen, welcher sie dann aber selbst unterwarf und ihnen den größten Teil ihres Gebiets entriß, bis Cäsar 58 ihn vertrieb und die S., wie das übrige Gallien, unter römische Herrschaft brachte.

Sequens (lat.), der oder das Folgende. Sequentes, die Folgenden.

Sequenz (lat. sequentia, "Folge"), eine Art Hymnus im alten Kirchengesang, so genannt, weil derselbe im Graduale (s. d.) auf das Halleluja folgte. Die S. ist ursprünglich aus den langgedehnten Neumen (s. d.) hervorgegangen, die ohne Textunterlage nur auf der letzten Silbe des Halleluja gesungen wurden, die Melodie desselben wiederholend. Da der Text in Hinsicht auf Metrik anfangs mehr Prosa als metrischer Versbau war, so hießen die Sequenzen auch Prosen. Zu den Meßgesängen des Gesamtchors gehörig, waren die Sequenzen in der volksmäßigen Gregorianischen Gesangsweise abgefaßt und bestanden stets aus mehreren Chorälen oder melodischen Sätzen, alle mit gleichen oder ähnlichen Schlußkadenzen. Vorzugsweise von Mönchen gedichtet, erhielten sie sich am längsten im Gottesdienst der Klöster und gingen bald auch in die deutsche Sprache über. Jetzt sind in der katholischen Kirche nur noch fünf Sequenzen gebräuchlich: "Victimae paschali laudes" (11. Jahrh.) zu Ostern; "Veni sancte spiritus" (angeblich vom König Robert von Frankreich, gest. 1031) zu Pfingsten; "Lauda Sion salvatorem" (von Thomas von Aquino, gest. 1274) zu Fronleichnam; "Stabat mater" (von Jacopone, gest. 1306) zum Feste der sieben Schmerzen Mariä und "Dies irae" (von Thomas von Celano, um 1250) beim Totenamt. Mehrere Sequenzen sind umgearbeitet auch in die protestantischen Gesangbücher übergegangen, z. B. Luthers "Gelobet seist du, Jesu Christ". Eine Sammlung alter Sequenzen gab Kehrein (Mainz 1873) heraus. Vgl. Wolf, Über die Lais, Sequenzen und Leiche (Heidelb. 1841); Bartsch, Die lateinischen Sequenzen des Mittelalters (Rostock 1868). - In der Lehre vom musikalischen Satz versteht man unter S. eine eigentümliche typische Führung der Stimmen, darin bestehend, daß bei mehrmaliger stufenweise steigender oder fallender Wiederholung eines Intervallschrittes im Baß, wie auch die übrigen Stimmen die bei den ersten beiden Baßtönen genommene Bewegung stufenweise fortschreitend wiederholen (weshalb die Franzosen die S. einfach Marche de basse oder Progression nennen).

^[Abb.: Sequenz.]

Sequenz, in manchen Kartenspielen eine nicht unterbrochene Folge von drei oder mehr Blättern gleicher Farbe, z. B. Neun, Zehn, Bube. Dann ein besonderes Kartenspiel zur Unterhaltung größerer Gesellschaften. Jeder erhält drei Blätter und tauscht dann mit dem linken Nachbar eins. Das Tauschen wird reihum fortgesetzt, bis alle passen. Man sucht vor allem eine S. zu bekommen; geht dies nicht, ein "Kunststück" (drei gleiche Karten); schlimmsten Falls begnügt man sich mit einer möglichst hohen Augenzahl (As gilt 11, Bild 10). Höheres S. oder Kunststück geht über niederes.

Sequester (lat.), Mittelsperson (s. Sequestration); in der Medizin s. v. w. abgestorbenes Knochenstück (s. Knochenbrand); Sequestrotomie, die operative Entfernung eines solchen.