Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

888

Serpentine - Serrano y Dominguez.

menden asbestähnlichen Körper (Serpentinasbest, Chrysotil) Varietäten des Serpentins oder mit ihm dimorphe Substanzen sind, ist ungewiß. S. kommt in grünen, gelben, braunen und roten, meist düstern Nüancen vor, oft bunt gefleckt, geädert oder gestreift. Die hellern, gelben oder grünen, bisweilen mit Kalkspat verwachsenen Varietäten (Ophiocalcit) bezeichnet man als edlen, zum Unterschied vom gemeinen. Die erstern sind durchscheinend, auf dem Bruch etwas glänzend, die letztern undurchsichtig und matt. Härte 3-4; spez. Gew. 2,5-2,7. Im reinsten Zustand ist S. wasserhaltiges Magnesiumsilikat H2Mg3Si2O8+H2O ^[H_{2}Mg_{3}Si_{2}O_{8}+H_{2}O], in welchem besonders häufig ein Teil des Magnesiums durch Eisen ersetzt ist; auch finden sich gelegentlich Thonerde, Chromoxyd, Manganoxyd, Nickeloxyd. Die Afterkristalle, in denen S. auftritt, geben Fingerzeige, aus welchen Substanzen sich derselbe durch Umwandlung gebildet haben kann. So deuten die Afterkristalle nach Olivin, Augit und Hornblende auf Wasseraufnahme. Die Substanz der Formen von Snarum, anfangs für echte Serpentinkristalle gehalten, ist zum Teil noch heute ein Gemenge von ca. 70 Proz. Olivin mit ca. 30 Proz. S. Vgl. Serpentinfels. Schwieriger, zum Teil bis jetzt unmöglich ist die Erklärung der Bildungsweise andrer Afterkristalle (nach Spinell, Glimmer, Granat, Chondrodit). - Der S. tritt in Gängen, mitunter sehr mächtigen Stöcken und Lagern, aber auch derb, eingesprengt und in Adern auf. Hauptfundorte des weitverbreiteten Minerals sind: Zöblitz u. a. O. in Sachsen, Reichenstein in Schlesien (hier goldhaltigen Schwefelkies und Arseneisen führend), Schwarzwald, Vogesen, Fichtelgebirge, Salzburg, Steiermark, Tirol, Böhmen, Mähren, Epinal in Frankreich etc. Da S. politurfähig ist und sich auf der Drehbank verarbeiten läßt, so benutzt man ihn zu Denksteinen, Ornamenten, Leuchtern, Reibschalen, Wärmsteinen etc.; auch dient er zur Fabrikation von Bittersalz und wegen seiner Feuerbeständigkeit zu Ofengestellen, Herd- und Brandmauern. Der Vegetation ist er feindlich: wo er in andern Gesteinen eingelagert vorkommt, treten seine Rücken nackt und kahl hervor, da sich bei der Verwitterung nur geringe Spuren von Erdkrume bilden. Pikrolith ist dem edlen S. ähnlich, aber härter, kantendurchscheinend, findet sich in letzterm meist in Platten und als Überzug.

Serpentine (franz.), Schlangenlinie, Weg in Schlangenlinie an Berghängen; im 16. und 17. Jahrh. Name einer Art langer Geschütze (Schlangen), auch des Hahns mit Schlangenkopf an Handfeuerwaffen.

Serpentinfels, Gestein, welches in den seltensten Fällen lediglich aus Serpentin besteht, gewöhnlich ein Mineralaggregat von Serpentin mit mehr oder weniger zersetztem Olivin, Augit, Enstatit, Bronzit, Smaragdit etc. darstellt und außerdem Pyrop, Pikotit (Chromspinell), Chromeisen, Diopsid, Diallag enthält; auch ist S. nach allen Anzeichen das Muttergestein des gewöhnlich nur auf sekundärer Lagerstätte aufgefundenen gediegenen Platins. Früher als ein unverändertes eruptives Material betrachtet, gilt er jetzt nach der chemischen und mikroskopischen Beschaffenheit und den Lagerungsverhältnissen als metamorphisches Produkt. Das Muttergestein ist sehr häufig ein Olivingestein (Olivinfels, Dunit, Lherzolith, s. Olivinfels), aus dessen Hauptbestandteil sich, wie die Pseudomorphosen von Serpentin nach Olivin zeigen, Serpentin leicht herausbildet. Nimmt man einen aus gleichen Teilen Olivin (Mg2SiO4 ^[Mg_{2}SiO_{4}]) und Enstatit (MgSiO3 ^[MgSiO_{3}]) bestehenden Olivinfels an, so braucht zu einem solchen Gemenge nur Wasser hinzuzutreten, um Serpentin zu bilden (Mg2SiO4+MgSiO3+2H2O=H4Si2O9 ^[Mg_{2}SiO_{3}+Mg_{2}SiO_{4}+2H_{2}O=H_{4}Si_{2}O_{9}]), und daß diese Umwandlung wirklich stattgefunden hat, zeigen die beiden Gesteinen gemeinschaftlichen accessorischen Bestandteile (Pyrop, Pikotit, Diopsid), die mitunter noch deutlich erhaltenen, aber vom Serpentin umrindeten Olivinkörner im S. sowie auch die allmählichen Übergänge aus den genannten Olivingesteinen zu S., welche an mehreren Fundorten zu beobachten sind. Solche Übergänge verknüpfen aber auch mehrere Gabbrogesteine mit dem S., und die mit den Namen Forellenstein und Schillerfels bezeichneten Gesteine sind ebenfalls solches von der Serpentinisierung angekränkeltes Material. Auch Eklogite und Hornblendegesteine scheinen bisweilen das ursprüngliche Material gewisser jetzt als S. anstehender Gesteine gewesen zu sein, so daß also eine Reihe komplizierter, Olivin, Augit oder Hornblende führender Gesteine die gemeinschaftliche Tendenz hat, sich zu Serpentin umzuwandeln.

Serpentinit, s. v. w. Gabbro.

Serpentinmarmor (Verde antico), eine Serpentinbreccie mit Marmor als Bindemittel, findet sich in Griechenland und wird wie Marmor verarbeitet.

Serpez (Sserpez), Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Plozk, mit (1885) 7103 Einw. Im Kreis zwei Porzellanfabriken.

Serpuchow (Sserpuchow), Kreisstadt im russ. Gouvernement Moskau, unweit der Mündung der Nara in die Oka, an der Eisenbahn Moskau-Kursk, ist zum Teil auf einem steilen Hügel erbaut, auf dem jetzt kaum noch sichtbare Ruinen einer alten, von Iwan IV., dem Grausamen, aufgeführten Festung sich befinden, und hat eine Kathedrale mit alten Freskomalereien, 21 Kirchen und (1885) 20,983 Einw. S. ist nächst Moskau die betriebsamste Stadt des Gouvernements, hat bedeutende Tuch-, Kattun-, Segeltuch- und Papierfabriken sowie auch Fabriken für chemische Präparate, als Schwefel-, Salz- und Salpetersäure, Bleiweiß etc., ferner Kerzenfabrikation, Gerbereien, Ziegeleien, besuchte Jahrmärkte, Flachs-, Talg- und Holzhandel. Die Waren werden hauptsächlich nach Petersburg, Moskau und auf den Nishnij Nowgoroder Markt geschickt. S. gehörte schon 1328 zum Großfürstentum Moskau.

Serpula, s. Röhrenwürmer.

Serpulit, s. Wealdenformation.

Serq, engl. Kanalinsel, s. Sark.

Serra (portug., "Säge"), s. v. w. Gebirgszug.

Serradelle, s. Ornithopus.

Serradifalco, Stadt in der ital. Provinz Caltanissetta (Sizilien), an der Eisenbahn von Catania nach Canicatti, inmitten von Schwefelgruben gelegen, hat Getreidebau und (1881) 7731 Einw.

Serra do Mar ("Seegebirge"), allgemeine Bezeichnung für den in Brasilien südlich von Rio de Janeiro in der Nähe der Küste hinstreichenden Höhenzug, der steil nach dem Meer zu abfällt und den Rand der die Provinzen São Paulo, Parana, Santa Catharina und Rio Grande erfüllenden Tafelländer bildet; wird auch als Serra Geral bezeichnet.

Serrakolet, Negerstamm, s. Serechule.

Serrano y Dominguez (spr. -geds), Francisco, Herzog de la Torre, span. Staatsmann, geb. 18. Sept. 1810 zu Anjonilla in Andalusien als Sohn eines Generals, trat in spanische Militärdienste, zeichnete sich im Karlistenkrieg aus und war 1840 schon General. Zu der Partei der Progressisten gehörend, verließ er 1843 die Sache des Regenten Espartero, dem er bis dahin ergeben gewesen war, und