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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Severinus; Severn; Severus; Seviersee; Sévigné; Sevilla

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Severinus - Sevilla.

Severinus, Heiliger, Apostel der Noriker, ein Römer von ungewisser Herkunft, suchte im 5. Jahrh. die Länder an der Donau vor den Verheerungen durch die Germanen zu schützen, gewann auf deren Fürsten großen Einfluß und starb 8. Jan. 482. Seine vortreffliche Lebensbeschreibung durch den Abt Eugippius (hrsg. von Sauppe in den "Monumenta Germaniae historica", Berl. 1877, und von Knöll, Wien 1885; deutsch von Brunner, das. 1879; von Rodenberg, Leipz. 1884) ist sehr wertvoll durch die einfache, aber treue Schilderung jener Zeit.

Severn (spr. sséwwern), 1) nächst der Themse der wichtigste Fluß Englands, entspringt am Ostabhang des Plynlimmon in Wales, bildet in seinem gegen NO. gerichteten Oberlauf mehrere Wasserfälle und wird bei Welshpool, 244 km oberhalb seiner Mündung, für Barken schiffbar. Weiterhin sich nach O. wendend, fließt er durch ein 1½ km breites Thal, durchschneidet sodann die fruchtbare Alluvialebene von Shrewsbury und wird in seinem südöstliche, zuletzt südwestliche Richtung verfolgenden Unterlauf von schön bewaldeten Bergen eingeschlossen. Unterhalb Worcester tritt er in die fruchtbare Thalebene (des Vale) von Gloucester ein, verbreitert sich schließlich zu einem großen Mündungsbusen und mündet zwischen den Kaps von Brean Down und Lavernock nach einem Laufe von 300 km in den Kanal von Bristol. Die Flut steigt an der Mündung zuweilen 18 m. Eindeichungen schützen hier das Land gegen Überschwemmungen. Vermittelst eines Kanals gelangen Seeschiffe von 300 Ton. bis nach Gloucester. Bei den Sharpneß Docks, an der Mündung dieses Kanals gelegen, überspannt den S. seit 1879 eine großartige Eisenbahnbrücke (1269 m lang, mit zwei Öffnungen in der Mitte, je 99,6 m breit und 21,3 m hoch), und weiter unterhalb, bei New Passage, führt ein 7200 m langer Eisenbahntunnel unter ihm weg. Einschließlich seiner Nebenflüsse Avon, Usk und Wye (s. d.) hat der S. ein Flußgebiet von 21,027 qkm. Durch Kanäle ist er mit der Themse, dem Trent, Humber und Mersey verbunden. - 2) Fluß im brit. Nordamerika, entspringt aus dem Favourable Lake, auf der Wasserscheide zwischen den Winnipegsee und der Hudsonbai, und ergießt sich nach einem Laufe von 480 km bei der Severn Factory in die Hudsonbai. Da seinem Quellsee auch der dem Winnipeg zufließende Berens entströmt, so vermittelt er einen ununterbrochenen Bootsverkehr mit dem Westen.

Severus, 1) Lucius Septimius, röm. Kaiser, geb. 146 n. Chr. zu Leptis in Afrika, ward vom Kaiser Marcus Aurelius in den Senat aufgenommen und war, nachdem er mehrere bedeutende Ämter bekleidet hatte, 193 Oberbefehlshaber der römischen Heere in Illyrien, als er nach der Ermordung des Pertinax von seinen Legionen zum Kaiser ausgerufen ward. Nachdem er seinen Nebenbuhler Pescennius Niger bei Kyzikos (195) und einen zweiten, D. Clodius Albinus, 196 bei Lugdunum (Lyon) geschlagen hatte, unternahm er einen Feldzug gegen die Parther und eroberte und verwüstete Seleukia in Babylonien und Ktesiphon (198). Den letzten Feldzug unternahm er 208, von seinen Söhnen M. Antonius Bassianus (Caracalla) und Septimius Geta und von seiner Gemahlin Julia Domna begleitet, nach Britannien, welches von den Kaledoniern bedroht wurde. Er trieb die Feinde zurück, erweiterte die Grenzen des römischen Reichs und errichtete gegen die Einfälle der Pikten den nach ihm benannten Wall (Severi murus). Er starb noch während dieses Feldzugs 4. Febr. 211 zu Eboracum (York). Er war ein tüchtiger Kriegsfürst und stützte seine Herrschaft hauptsächlich auf das Heer, insbesondere auf die Prätorianer, deren Zahl er bis zu 50,000 vermehrte, während er den Senat vernachlässigte und herabsetzte. Vgl. Höfner, Untersuchungen zur Geschichte des Kaisers L. S. S. (Gießen 1872 bis 1875); de Ceuleneer, Essai sur la vie et le règne de S. S. (Brüssel 1880); Fuchs, Geschichte des Kaisers S. S. (Wien 1884).

2) Sulpicius, christl. Geschichtschreiber, geboren um 363 in Aquitanien, studierte die Rechte und war zuerst als Sachwalter thätig, ging aber nach dem Tod seiner Gemahlin in ein Kloster in Aquitanien und trat später auch in den geistlichen Stand über, in dem er die Würde eines Presbyters erlangte; er starb um 410 in Massilia. S. schrieb einen Abriß der Geschichte von Erschaffung der Welt bis auf seine Zeit ("Chronica oder Historia sacra" genannt) und eine "Vita S. Martini Turonensis". Die beste Ausgabe besorgte Halm (Wien 1867). Vgl. J. ^[Jacob] Bernays, Über die Chronik des S. S. (Berl. 1861); Holder-Egger, Die Weltchronik des S. (Götting. 1875).

Seviersee, Salzsee im nordamerikan. Territorium Utah, enthält (nach Löw) 8,6 Proz. fester Bestandteile, wovon 72 Proz. Chlornatrium.

Sévigné (spr. ssewinje), Marie de Rabutin-Chantal, Marquise de, bekannt durch ihre hinterlassenen Briefe, geb. 5. Febr. 1626 zu Paris, erhielt durch den Abbé de Coulanges eine gelehrte Bildung und glänzte sodann am Hof Ludwigs XIII., weniger durch Schönheit als durch Geist und Anmut. Ihre Ehe mit dem Marquis Henri de S., dem sie einen Sohn, Charles, und eine Tochter, Françoise Marguerite, gebar, war keine glückliche, und sie lebte daher von ihrem Gemahl getrennt, sich ausschließlich der Erziehung ihrer Kinder widmend. Alle Bewerbungen um ihre Hand nach ihres Gatten Tod (1651), z. B. eines Conti, Turenne, ihres Cousins Bussy, Fouquets, schlug sie aus. Als ihre Tochter 1671 ihrem Gemahl, dem Grafen von Grignan, Gouverneur der Provence, dahin folgte, begann zwischen Mutter und Tochter jener (nicht für die Öffentlichkeit bestimmte) 25jährige Briefwechsel, welcher in der litterarischen Welt nachmals großes Aufsehen erregt hat. Es offenbaren sich darin ein reines weibliches Gemüt, ein feiner, gebildeter Geist und eine leicht erregbare Phantasie, und ihre Formvollendung erhebt sie zum Muster des Briefstils. Die Briefe der Tochter bilden durch ihre ernste Kälte einen schroffen Kontrast zu denen der Mutter. S. starb 18. April 1696 auf dem Schloß Grignan in der Provence. Die Hauptausgabe der "Lettres" ist die von A. Régnier (Par. 1862-67, 14 Bde.; neue Ausg. 1887 ff.) mit Biographie von Mesnard und einem Lexikon, zu welchem die Ausgabe von Monmerqué (1818-19, 10 Bde.) die Grundlage bildet. Capmas veröffentlichte: "Lettres inédites de Madame de S." (1876, 2 Bde.). Übersetzungen ausgewählter Briefe erschienen Brandenburg 1818, 3 Bde., und (von Lotheißen) Stuttgart 1884. Vgl. Walckenaer, Mémoires touchants la vie et les écrits de Madame de S. etc. (Par. 1842-1852, 5 Bde.; Bd. 6 von Aubenas, 1865); Aubenas, Histoire de Madame de S. (das. 1842); Combes, Madame de S. historien (1885); Boissier, Madame de S. (1887); Vallery-Radot, Madame de S. (1888); Saporta, La famille de Mad. de S. en province (1889).

Sevilla (spr. ssewillja), span. Provinz in der Landschaft Andalusien, grenzt im N. an die Provinz Badajoz, im NO. an Cordova, im SO. an Malaga, im Süden an Cadiz, im W. an Huelva und hat einen