Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

903

Sexaginta - Seydel.

fällt, desgleichen beim Winkel. Bis zum Ausgang des Mittelalters wandten die Astronomen nach dem Vorgang des Ptolemäos allgemein 60teilige (Sexagesimal-) Brüche an, welche später durch Dezimalbrüche ersetzt wurden.

Sexaginta (lat.), sechzig.

Sexagon (Sexangulum), Sechseck; sexangular, sechseckig.

Sexennium (lat.), Zeit von sechs Jahren.

Sexta (lat.), "sechste" Klasse einer Schule; Sextaner, deren Schüler. An den höhern Schulen in Preußen, deren Klassen von oben nach unten gezählt werden, bildet S. die unterste Stufe der Hauptanstalten, der aber dreijähriger Volksschulbesuch oder der Besuch der Vorschule bereits vorangeht.

Sextakkord, nach gemeinüblicher Terminologie die erste Umkehrung des Dreiklanges, bestehend aus Terz und Sexte, z. B. egc. Vgl. Akkord.

Sextans (lat.), röm. Kupfermünze, = 1/6 As.

Sextant (lat.), ein einen "Sechstelkreis", d. h. 60 Grad, umfassendes astronomisches Instrument (s. Spiegelsextant); danach Name eines Sternbildes unter den Vorderfüßen des Löwen auf der Wasserschlange, das nach Heis 48 dem bloßen Auge sichtbare Sterne, sämtlich 5. und 6. Größe enthält.

Sextarius (lat.), bei den alten Römern gebräuchliches Maß für flüssige Dinge = 1/6 Congius, als Maß trockner Waren = 1/16 Modius, in beiden Fällen = 0,547 Lit. Er wurde eingeteilt in 12 Cyathi.

Sexte (lat.), in der Musik die sechste diatonische Stufe; dieselbe ist groß (a), klein (b) oder übermäßig (c). S. Intervall. Die kleine S. ist die Umkehrung der großen Terz, die große S. die Umkehrung der kleinen Terz.

^[Abb.: Sexte.]

Sextett (Sextuor, ital. Sestetto), eine Komposition für sechs obligate Stimmen. Ein Gesangsstück heißt S., wenn sechs Singstimmen beschäftigt sind (im Opernfinale nicht selten); die Instrumente kommen dabei nicht in Betracht.

Sextidi (lat.-franz.), im franz. Revolutionskalender der sechste Tag einer Dekade.

Sextilis, der sechste Monat im altrömischen Jahr, erhielt später zu Ehren des Kaisers Augustus, welcher in diesem Monat zum erstenmal Konsul geworden war, den Namen Augustus (s. August).

Sextillion, die sechste Potenz einer Million, geschrieben 1 mit 36 Nullen (vgl. Zahlensystem).

Sextius (Sestius), röm. Geschlecht, aus welchem Lucius S. Lateranus, nachdem er zehn Jahre hintereinander das Tribunat bekleidet, 366 v. Chr. als der erste Plebejer das Konsulat erlangte. Gajus S. Calvinus focht im südlichen transalpinischen Gallien mit Glück gegen die Arverner und Salluvier und gründete 122 die Stadt Aquae Sextiae, das heutige Aix. Publius S. (gewöhnlich Sestius genannt) wirkte als Volkstribun 57 mit Milo für Ciceros Zurückberufung aus dem Exil und ward auf Anstiften des Clodius 56 der Bestechung bei den Wahlen und der Gewaltthätigkeit angeklagt, aber von Cicero in einer noch erhaltenen Rede mit Erfolg verteidigt. 53 verwaltete er als Prätor Kilikien. Im Bürgerkrieg zwischen Pompejus und Cäsar stand er erst auf des erstern Seite, ging aber dann zu Cäsar über.

Sextole, eine Figur von sechs gleichen Noten, welche so viel gelten sollen als sonst vier derselben Art. Die Bedeutung der S. kann eine zweifache sein, nämlich entweder die der untergeteilten Triole oder die der Doppeltriole. Da die Triole wie die S. in der Regel eine Steigerung gegenüber der zu Grunde liegenden Bewegungsart ist, so wird die Wahl der einen oder der andern Auffassung von der Bewegungsart abhängen, d. h. bei Achtelbewegung wird die Sechzehntelsextole als untergeteilte Triole (a), die Achtelsextole als Doppeltriole (b) verstanden werden:

^[Abb.: Sextole.]

Sextum (lat.), das sechste, besonders (sc. praeceptum) das sechste Gebot; daher contra s. oder in puncto sexti sündigen, unkeusch leben.

Sextuor, s. Sextett.

Sextus Empiricus, griech. Philosoph und Arzt, lebte 200-250 n. Chr. zu Alexandria und Athen, gehörte als Philosoph der skeptischen Richtung an, wurde aber als Arzt den Empirikern beigezählt. Wir haben von ihm noch zwei Schriften: "Pyrrhoniae hypotyposes", in 3 Büchern von dem Wesen, dem Zweck und der Methode des Skeptizismus handelnd, und "Adversus mathematicos", in 11 Büchern den Dogmatismus in jedem Fach der wissenschaftlichen Forschung bekämpfend. Herausgegeben wurden beide Schriften unter andern von Bekker (Berl. 1842). Vgl. Jourdain, S. E. et la philosophie scolastique (Par. 1858); Pappenheim, Lebensverhältnisse des S. E. (Berl. 1875).

Sexual (sexuell, lat.), geschlechtlich, aufs Geschlecht bezüglich, besonders der Pflanzen; Sexualität, Geschlechtlichkeit.

Sexualorgane, s. v. w. Geschlechtsorgane (s. d.).

Sexualsystem, das Linnésche Pflanzensystem, welches sich auf die Verschiedenheiten in der Ausbildung der Sexualorgane der Pflanzen gründet (s. Pflanzensystem).

Sexus (lat.), natürliches Geschlecht; S. potior, das stärkere, S. sequior, das schwächere Geschlecht.

Seybouse (spr. ssähbuhs'), Fluß, s. Sebuse.

Seychellen, Inselgruppe, s. Seschellen.

Seyda, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Schweinitz, hat eine evang. Kirche, eine Arbeiterkolonie und (1885) 1794 Einw.

Seydel, Max, Staatsrechtslehrer und Statistiker, geb. 1846 zu Germersheim, studierte in München und Würzburg, wurde 1878 Regierungsassessor, 1879 Vorstand des Statistischen Büreaus und 1882 zum Professor des bayrischen Verfassungs- und Verwaltungsrechts an der Universität München ernannt. Außer einer Arbeit über den "Bundesstaatsbegriff" ("Zeitschr. für die gesamte Staatswissenschaft" 1872) schrieb er: "Kommentar zur Verfassungsurkunde für das Deutsche Reich" (Würzb. 1873); "Grundzüge einer allgemeinen Staatslehre" (das. 1873); "Grundriß zu Vorlesungen über bayrisches Staatsrecht" (Münch. 1883); "Grundriß zu Vorlesungen über bayrisches Verwaltungsrecht" (das. 1883); "Bayrisches Staatsrecht" (das., dann Freiburg i. Br. 1884-87, Bd. 1-3); "Das Staatsrecht des Königreichs Bayern" (in Marquardsens "Handbuch des öffentlichen Rechts", das. 1888). Seit 1881 ist S. Mitredakteur von Hirths "Annalen des Deutschen Reichs" und der "Kritischen Vierteljahrsschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft". Unter dem Namen Max Schlierbach veröffentlichte er: "Gedichte" (Berl. 1872); "Neue Gedichte" (das. 1880) und eine Übersetzung des Lucretius (Münch. 1881).