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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Sibirienne - Sibour.

waren die Russen bis zum Wiluifluß gekommen, und 1626 wurde Krassnojarsk gegründet. 1627 erschienen sie an der Angara, 1628 an der Lena; 1632 ward Jakutsk angelegt; 1633 gelangten sie nach Kamtschatka. Langsamer drangen die Russen im dichter bevölkerten und gebirgigern Süden vor: 1646 war der Baikalsee erreicht, 1652 wurde Irkutsk gegründet und 1656 Nertschinsk; 1699 endlich wurde Kamtschatka vollständig erobert. Von 1708 datiert die Errichtung eines sibirischen Gouvernements mit Tobolsk als Hauptstadt; 1719 wurde die Provinz Irkutsk gebildet, 1806 der Posten eines sibirischen Generalgouverneurs gegründet, 1822 ganz S. in Ost- und Westsibirien geteilt. Die Besetzung der wichtigen Amurprovinz und die Erweiterung der Küstenprovinz um die russische Mandschurei wurde 1852 begonnen, staatsrechtlich von China im Vertrag von Aigun 28. Mai 1858 und im Traktat vom 14. Nov. 1860 anerkannt. An der Insel Sachalin wurde im Vertrag mit Japan vom 7. Mai (28. Aug.) 1875 der Alleinbesitz erworben gegen Abtretung der Kurilen. Um die Erforschung Sibiriens haben sich namentlich verdient gemacht von Russen: Fuß mit Feodorow und Lessing, Wrangell, Ledebur, Bunge, Turtschaninow, Politow, Gebler, Helmersen, Kartlin, Bulitschew, Middendorff, Semenow, Schrenk, Radde, Sibirjakow u. a.; von Deutschen: Erman und A. v. Humboldt mit Ehrenberg und Rose, außerdem der Norweger Hansteen und der Engländer Rose. Die ethnographischen Verhältnisse erforschten eingehend Castrén, Böthlingk und Schiefner. Wertvolles Material lieferten in neuester Zeit die Lena-Olenek-Expedition unter Tschekanowski (1875), die Expedition nach Westsibirien von Brehm, Finsch und Graf Waldburg-Ziel ^[richtig: Waldburg-Zeil] 1876) und die Umschiffung der Nordküste durch Nordenskjöld (1878-79). Die 1851 zu Irkutsk und 1877 zu Omsk gegründeten Abteilungen der kaiserlich Russischen Geographischen Gesellschaft zu Petersburg bilden treffliche Stützpunkte für die fernere Forschung. Weiteres über die neuere Entdeckungsgeschichte Sibiriens s. Asien, S. 931. Vgl. Radde, Reisen im Süden von Ostsibirien (Petersb. 1862); Wenjukow, Die russisch-asiatischen Grenzlande (deutsch, Leipz. 1874); Lankenau und v. d. Ölsnitz, Das heutige Rußland, Bd. 2 (das. 1876); Kohn, S., Geschichte und Reisen (2. Aufl., das. 1876); Finsch, Reise durch Westsibirien (Berl. 1876); Lansdell, Durch S. (deutsch, Jena 1882, 2 Bde.); Joest, Aus Japan nach Deutschland durch S. (Köln 1883); Nordenskjöld, Die Umseglung Asiens und Europas (Leipz. 1882); Radloff, Aus S. (das. 1884, 2 Bde.); Jadrinzew, Sibirien (deutsch von Petri, Jena 1886).

Sibirienne (franz.), s. Düffel.

Sibirische Pest, s. v. w. Milzbrand.

Sibirischer Trakt, die große Heerstraße, welche bei Tjumen, dem Anknüpfungspunkt der europäischen Eisenbahnverbindung, beginnt und von hier aus über Ischim, Tjukalinsk, Omsk, Kainsk, dann über Kolywan nach Tomsk führt, eine Strecke von 1611 km. In Omsk treffen die Straßen von Orenburg, Akmollinsk und Semipalatinsk ein, während von Tomsk eine Straße nach Barnaul führt. Während der Navigationsperiode legen die Waren die Strecke Tjumen-Tomsk auf Wasserwegen zurück, nämlich auf den Flüssen Tura, Tobol, Irtisch, Ob und Tom. Die östliche Hälfte des sibirischen Traktes beginnt mit Tomsk und führt über Mariinsk, Atschinsk, Krassnojarsk, Kansk, Nischne-Udinsk und Irkutsk (1663 km). Bei Krassnojarsk münden die Wege von Jenisseisk und Minussinsk. Von Irkutsk führt der Hauptweg um den Baikalsee nach Werchne-Udinsk, von wo eine Route südlich nach Kiachta geht, eine andre nordöstlich nach Tschita, Strjetensk, dann auf der Schilka und dem Amur über Blagoweschtschensk, Chabarowka, Nikolajewsk oder von Chabarowka auf dem Ussuri und der Sungatscha bis Wladiwostok. Von Tjumen bis Wladiwostok sind es 7793 km.

Sibirisches Futterkraut, s. Heracleum.

Sibirit, s. Turmalin.

Sibirjakow, Alexander, freigebiger Förderer der Erforschung Sibiriens und des Sibirischen Eismeers, Sohn eines reichen sibirischen Grubenbesitzers, studierte in Zürich chemische Technologie, machte dann einen Versuch, technische Fabriken in Sibirien zu gründen, hatte damit aber keinen Erfolg und unterstützte nun die hydrographischen Untersuchungen seines Heimatlandes. Als er 1875 von Nordenskjölds Unternehmung nach dem Jenissei hörte, stellte er demselben sogleich 25,000 Rubel zur Verfügung und beteiligte sich auch bei den spätern Unternehmungen in voller Würdigung der für sein Vaterland zu erwartenden Vorteile in freigebiger Weise. Im Sommer 1880 unternahm S. selber eine Reise von Malmö aus in einem dort auf seine Kosten gebauten Flußdampfer durch den Matotschkin Schar in die Karasee, gelangte aber nur bis Kap Mate Sole und mußte in die Gyldabai zwischen Ob und Jenissei einlaufen, ging dann den Jenissei aufwärts und erreichte auf Schlitten 1881 Tobolsk. 1882 ließ er die Angara auf ihre Schiffbarkeit untersuchen und erhielt ein Privilegium für Schleppdampferfahrt auf diesem Fluß. 1884 untersuchte er die Route über den nördlichen Ural, durch welche das System der Petschora mit dem des Ob verbunden wird, ebenso den schon von alters her bekannten Weg über den Schtschugorskij Wolok zum Dorf Schtschekurjinskoje. Seitdem ist er unermüdlich thätig für die Auffindung und Verbesserung von Handelswegen in Sibirien.

Sibmacher, Johann, Zeichner in Nürnberg, wo er 1611 starb. Er gab ein großes Wappenbuch (neu hrsg. und fortgesetzt von Hefner, Grenser u. a., Nürnb. 1854 ff.) und ein Stick- und Spitzenmusterbuch heraus, welches seit 1597 in verschiedenen Ausgaben erschienen und in neuerer Zeit mehrfach (Berl. 1874 u. 1885) durch Photolithographie nachgebildet worden ist.

Sibombe, Flecken im südamerikan. Staat Ecuador, Provinz Chimborazo, Endpunkt der Eisenbahn von Guayaquil. Dabei Ruinen eines Palastes der Inkas; 10 km östlich davon die Stadt Alanti mit großen Alaunwerken.

Sibour (spr. ssibuhr), Marie Dominique Auguste, Erzbischof von Paris, geb. 4. April 1792 zu St.-Paul Trois Châteaux (Drôme), studierte in den Seminaren von Viviers und St.-Charles zu Avignon Theologie, ward 1817 Obervikar an der Pfarrei der auswärtigen Missionsanstalten und erhielt 1819 eine Domherrnpfründe zu Pont St.-Esprit, wo er seine Muße auf kirchenrechtliche Studien verwendete. 1838 ward er zum Generalvikar von Nîmes, 1839 zum Bischof von Digne und im Oktober 1848 auf die Präsentation der republikanischen Partei zum Erzbischof von Paris erhoben. Am 30. Jan. 1853 vollzog er die Vermählung des Kaisers Napoleon III. Er fiel 3. Jan. 1857 als Opfer der Privatrache durch die Hand eines exkommunizierten Priesters, Berger, in der Kirche St.-Etienne du Mont zu Paris. Litterarisch machte er sich durch die "Institutions diocésaines" (1845) und "Mandements" (1851-52) bekannt. Vgl. Poujoulat, Vie de Mgr. S., archevêque de Paris (2. Aufl., Par. 1863).