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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sicherheitsvorrichtungen

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Sicherheitsvorrichtungen (zur Verhütung von Unglücksfällen).

Ventil drückt. Fig. 1 zeigt ein S. mit Gewichtshebelbelastung. Hierin ist a das Ventil, c dessen Sitz, f das Gewicht, welches an einem bei b drehbaren Hebel d angebracht ist. Mittels des Stifts e wird der Belastungsdruck auf einen Punkt des Ventils übertragen, welcher unter der Sitzfläche g liegt, wodurch ein Umkippen des Ventils vermieden werden soll. Der Bügel h dient zur Führung des Hebels d. Bei direkter Belastung wird das Gewicht entweder in Form von Scheiben in einem über dem Ventil angebrachten Gehäuse oder in Form von Ringen, welche an einem auf dem Ventil ruhenden Querstück hängen, an dem Ventilstutzen i geführt. Ein S. mit Hebelbelastung und Feder unterscheidet sich von dem in Fig. 1 dargestellten nur dadurch, daß statt des Gewichts f eine mit einem Ende am Dampfkessel oder sonst wo befestigte Schraubenfeder angebracht ist, deren Spannung mit Hilfe einer geeigneten Stellschraubenvorrichtung reguliert werden kann. Ein S. mit direkter Federbelastung ist in Fig. 2 dargestellt. Über zwei Ventilen vv liegt ein Querstück t, in dessen Mitte die von der Feder f herkommende Stange s angreift. Die Muttern m dienen zur Regulierung der Federkraft. Wesentlich ist es bei Sicherheitsventilen, daß die Sitzfläche g (Fig. 1) nur eine sehr schmale Ringfläche bildet. Bei großer Sitzfläche hält es schwer, diese dicht zu schleifen. Ferner wirkt die Adhäsion größerer Berührungsflächen der Öffnung des Ventils entgegen, auch lagern sich darauf mehr Unreinigkeiken ^[richtig: Unreinigkeiten] ab als auf schmalen Sitzflächen.

^[Abb.: Fig. 2. Sicherheitsventil mit direkter Federbelastung]

Sicherheitsvorrichtungen zur Verhütung von Unglücksfällen werden zum großen Teil auf Grund gesetzlicher Vorschriften hauptsächlich in Räumlichkeiten angewandt, wo viele Menschen beisammen sind, bei Transportgelegenheiten und namentlich in Fabriken. Derartige S. sind in Gebäuden die Nottreppen, bisweilen verschlossen durch Thüren, welche sich durch den elektrischen Strom öffnen, ferner Alarmapparate zur automatischen Anzeige von Bränden, Wasserleitungen mit Schläuchen und Brausen, die bei Feuersgefahr in jeder Etage eines Hauses sofort in Betrieb gesetzt werden können, auch wohl automatisch in Thätigkeit treten, sobald das Feuer einen Sicherheitspfropfen aus leicht schmelzbarer Metalllegierung geschmolzen hat. In Theatern schließt der eiserne Vorhang die Bühne vom Zuschauerraum ab, Kulissen etc. imprägniert man mit Salzen, welche das Verbrennen mit Flamme verhindern. Im Eisenbahnwesen sind mannigfache S. ausgebildet worden (Signalwesen, Notleine etc.), und auf Schiffen führt man Rettungsboote, Schwimmgürtel, die auch im Moment der Benutzung elektrisch leuchtend gemacht werden können, Korkjacken etc. In Fabriken handelt es sich einerseits um Vorrichtungen, welche die Bedienung und Behandlung von Maschinen und Apparaten möglichst gefahrlos machen, anderseits um Instruktionen, nach welchen das Arbeiterpersonal sein Verhalten den Maschinen gegenüber einzurichten hat, also um Betriebsvorschriften, resp. Fabrikordnungen. Beide Richtungen müssen sich gegenseitig ergänzen, eine absolute Sicherheit beim Maschinenbetrieb wird aber nie erreicht werden: es wird immer ein gewisses Maß von Gefahr bleiben, mit welchem gerechnet werden muß.

Bei Dampfkesseln liegt die Gefahr hauptsächlich in der Möglichkeit einer Explosion. Zahlreiche Hilfsapparate, wie selbstthätige Speisevorrichtungen, Speiserufer und andre Alarmapparate, selbstthätige Feuerlöscher etc., erleichtern den Betrieb, ohne die Gefahr völlig auszuschließen. Von wesentlichster Bedeutung sind die vorgeschriebenen Kesselrevisionen. Bei Dampfmaschinen sind die exponierten gangbaren Teile durch Schutzbleche, Kapseln und Barrieren zu schützen. Ferner soll das Putzen und Schmieren, wenn irgend möglich, nur während des Stillstandes der Maschine vorgenommen werden; andernfalls sind ganz besondere Vorsichtsmaßregeln bezüglich der Einrichtung der Maschine und die größte Achtsamkeit von seiten der Arbeiter zu beobachten. Es sind aber auch mehrfach selbstthätige Schmiervorrichtungen konstruiert worden, und um das gefährliche Andrehen der Schwungräder mit den Händen zu vermeiden, wird außen oder seitlich am Schwungring ein Zahnkranz angebracht und das Rad an diesem mittels eines Hebels mit Sperrklinke gedreht, oder es werden an das glatte Schwungrad von beiden Seiten her Reibungsrollen gepreßt und diese durch Umdrehung einer Kurbel in Rotation versetzt, wobei das Schwungrad durch Reibung mitgenommen wird. Das Springen der Schwungringe läßt sich vielfach auf zu hoch gegriffene Tourenzahl zurückführen. Als Schutzmaßregel bei schnell laufenden Schwungrädern empfiehlt Hädicke einen um dasselbe gelegten schmiedeeisernen Ring.

Um bei Dampfmaschinen den Dampf möglichst schnell abzuschließen und den Motor zum Stillstand zu bringen, lieferten Dreyer, Rosenkranz und Droop in Hannover ein Absperrventil nach Bayer, welches in gefahrvollen Momenten die Dampfmaschine sofort abzustellen gestattet. Dasselbe hat an seiner Stange anstatt eines gewöhnlichen Gewindes eine Nuß mit einer großen, ziemlich stark ansteigenden Schraubenfläche von nur einer einzigen Umdrehung. Über dem Ventil ist eine Traverse mit entsprechenden Flächen angebracht, auf welcher die Fläche der Ventilstange gleitet. Es ist ersichtlich, daß mit einer Umdrehung des an der Ventilstange befindlichen Handrades das Ventil geöffnet oder geschlossen werden kann. Das Ventil soll als Sicherheitsapparat neben einem gewöhnlichen Absperrventil angewendet werden.

Unter maschinellen Einrichtungen geben wohl die Transmissionen mit allen dazu gehörigen Teilen, als Riemen, Riemenscheiben, Kuppelungen etc., den größten Prozentsatz von Unglücksfällen. Prinzipiell sollte niemals irgendwelche Manipulation an einer Transmission vorgenommen werden, solange sie noch in Bewegung ist; ist hiervon aus besondern Gründen abzuweichen, so sind besondere Vorkehrungen zu treffen, welche solche Manipulationen möglichst gefahrlos machen. Um die Annäherung an hoch gelegene