Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Siemens; Siemering

956

Siemens - Siemering.

die Flaschenladung der submarinen Kabel und die Aufstellung der Gesetze derselben, die Methode zur Bestimmung der Lage von Beschädigungen unterirdischer und submariner Leitungen, die Untersuchungsmethode isolierter Drähte, die Herstellung rekonstruierbarer Widerstandsmaße, die erste Kabellegungstheorie, das erste gelungene Tiefseekabel (Bone-Cagliari), das System der selbstthätigen Zeiger- und Typendrucktelegraphen, die Translation beim Morseschen Telegraphen, die elektromagnetischen Gegensprecher, die magnetoelektrischen Zeigertelegraphen, die polarisierten Morseschen Telegraphen, die mechanisch oder automatisch arbeitenden Schreibtelegraphen, die elektrischen Magnetinduktoren, die elektrischen Wasserstandszeiger, der Alkoholmeßapparat, der Cylinderinduktor, die dynamoelektrische Maschine, die Abstimmtelegraphen, die elektrischen Distanzmesser etc. In der neuesten Zeit beschäftigte sich S. viel mit der Benutzung des durch seine dynamoelektrischen Maschinen erzeugten elektrischen Lichts und verbesserte die zur Erzeugung desselben nötigen Apparate; auch konstruierte er ein Photometer mit Anwendung von Selen. Die Fabrik baute 1849 und 1850 Telegraphenanlagen in Norddeutschland, 1853 das russische Telegraphennetz etc. Nach dem Austritt Halskes aus dem Berliner Geschäft (1867) traten S.' Brüder Wilhelm und Karl (geb. 4. März 1828) als Kompagnons in das Gesamtgeschäft der Gebrüder S. ein und übernahmen die Leitung des in London und Woolwich betriebenen Fabrikationsgeschäfts, aus welchem allein sechs Kabel zwischen Europa und Amerika hervorgingen. Seit dem Tod Wilhelms steht das Londoner Geschäft unter der Leitung Löfflers. Karl war vor seiner Übersiedelung nach London Chef des Zweiggeschäfts der Firma in Petersburg gewesen. Das Zweiggeschäft in Tiflis stand unter der Leitung von Walter S. (geb. 11. Jan. 1832, gestorben als preußischer Konsul 23. Juni 1868) und Otto S. (geb. 30. Nov. 1836, gest. 1871), baute die Telegraphenlinie nach Teheran und betreibt bedeutende Kupferwerke. Ein Zweiggeschäft in Wien für Einführung elektrischer Eisenbahnen in Österreich leitet seit 1879 Arnold S., Sohn von Werner S. Werner S. wurde bei Gelegenheit des Jubiläums der Berliner Universität zum Dr. phil., 1874 zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften ernannt. 1886 schenkte er dem Deutschen Reich 500,000 Mk. zur Gründung der physikalisch-technischen Reichsanstalt. 1888 wurde ihm der Adel verliehen. Er veröffentlichte: "Gesammelte Abhandlungen und Vorträge" (2. Aufl., Berl. 1888).

5) Karl Wilhelm, Bruder des vorigen, Ingenieur, geb. 4. April 1823 zu Lenthe, studierte 1841-1842 in Göttingen, trat 1842 in die gräflich Stolbergsche Maschinenfabrik ein, ging darauf im Interesse seines Bruders Werner nach London und ließ sich dort (1851) als Zivilingenieur nieder. 1858 begründete er mit seinem Bruder Werner ein Zweiggeschäft der Berliner Fabrik in London und lieferte außer Telegraphenapparaten vorzugsweise Kabel und eiserne Tragsäulen sowie Isolatoren für oberirdische Leitungen. Er beteiligte sich an mehreren wissenschaftlichen Arbeiten seines Bruders Werner und arbeitete mit seinem Bruder Friedrich über die vorteilhaftere Ausnutzung der Brennmaterialien. Auch wandte er die zuerst 1816 von Stirling vorgeschlagenen Regeneratoren bei Dampfmaschinen an, baute 1847 eine Regenerativdampfmaschine, in welcher der Dampf abwechselnd überhitzt und wieder gesättigt wurde, und widmete sich seit 1856 der Einführung der Regeneratoröfen. Hieran beteiligten sich außer Friedrich S. auch Werner und Hans S. (geb. 1818, gest. 1867). Wilhelm gründete 1867 ein Stahlwerk in Birmingham und 1869 die Landore-Siemens-Steel-Works, in welchen der Stahl teils nach eignem Verfahren unmittelbar aus Erzen, teils nach dem S.-Martinschen Verfahren aus Guß- und Schmiedeeisen erzeugt wird. Er erfand auch 1850 einen Regenerativkondensator zum Vorwärmen des Speisewassers, 1851 einen Wassermesser, 1860 ein Widerstandsthermometer und Pyrometer, 1864 ein Bathometer, 1867 eine hydraulische Bremse zur Hemmung des Rücklaufs der Geschütze, 1872 ein Dumpfblaserohr und einen Tiefenmesser. Er schrieb: "On a new regenerative condenser" (Lond. 1850); "On a regenerative steam engine" (das. 1856); "On the conversion of heat into mechanical effect" (das. 1853); "On the increase of electrical resistance in conductors with rise of temperature and its application to the measure on ordinary and fornace temperatures" (das. 1871); "Eisen- und Stahlindustrie in England. Der Bathometer" (Berl. 1877); "Einige wissenschaftlich-technische Fragen der Gegenwart" (das. 1879-83, 2 Hefte); "Über Erhaltung der Sonnenenergie" (deutsch, das. 1885). Er wurde in den englischen Adelstand erhoben und starb 19. Nov. 1883. Eine Sammlung seiner "Scientific works" gab Bramber heraus (Lond. 1889, 3 Bde.). Vgl. Obach, Sir W. S. als Erfinder und Forscher (Lond. 1884); Pole, Life of Sir Will. S. (das. 1888).

6) Friedrich, geb. 8. Dez. 1826 zu Mentzendorf bei Lübeck, fuhr 2½ Jahre als Schiffsjunge zur See, beschäftigte sich dann als Assistent von Werner S. mit der Telegraphie, machte als Freischärler den Feldzug gegen Dänemark mit, ging 1848 nach England und arbeitete nun mit Wilhelm, dessen Erfindungen für Motoren und Maschinentechnik er nebst eignen in Stettin und England einzuführen suchte. 1856 konstruierte er den ersten Regenerativofen, den er alsbald wesentlich verbesserte und seit 1859 in England einführte. 1867 übernahm er die von seinem Bruder Hans begründete Glashütte in Dresden, erhob dieselbe zur bedeutendsten Deutschlands und gründete außerdem Glashütten in Döhlen bei Dresden und Neusattel bei Karlsbad. Er förderte die Glasindustrie durch zahlreiche Erfindungen und gab auch eine neue Methode zur Herstellung von Hartglas an, die er in einer besondern Fabrik in Dresden zur Ausführung brachte. Er gründete ferner Fabriken in Dresden, Wien und Berlin zur Herstellung von Gasbeleuchtungs- und Heizapparaten eigner Konstruktion und technische Büreaus in Dresden und London mit Zweiggeschäften in Wien, Paris und Philadelphia zur Verwertung seiner zahlreichen Erfindungen (Regenerativlampe, Regenerativöfen, Heizverfahren mit freier Flammenentfaltung, Glasindustrie etc.). Nach dem Tod seines Bruders Wilhelm fiel ihm die Leitung der Geschäfte zu, in denen er bis dahin mit Wilhelm verbunden gewesen, und somit widmete er sich nun wieder der Eisenindustrie. Außerdem lieferte er wissenschaftliche Untersuchungen über Verbrennungstheorie, Wärmeübertragung und Dissociation.

Siemering, Rudolf, Bildhauer, geb. 1835 zu Königsberg, besuchte zunächst die dortige Akademie und wurde später Schüler von Bläser in Berlin. Nachdem er sich an der Ausschmückung der Königsberger Universität beteiligt hatte, für die er mehrere Porträtmedaillons dortiger Gelehrten schuf, stellte er 1860 eine reizende Penelope aus, und 1863 trat er mit Reinhold Begas in die engere Konkurrenz für das Schillerdenkmal ein, wobei jedoch letzterer den Sieg