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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Siegwurz; Sieken; Siel; Sielengeschirr; Siemens

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Siegwurz - Siemens.

S. 1598 mit einem in Polen geworbenen Heer zum zweitenmal nach Schweden, um Karl die Regierung zu entreißen, wurde aber geschlagen und mußte unverrichteter Sache zurückkehren, worauf er von den Schweden abgesetzt und Karl 1604 zum König erwählt wurde. In Polen fuhr S. indessen in seinem eigenmächtigen Verfahren gegen die Großen fort, was 1606 einen gefährlichen Aufruhr erregte; doch rettete ihm der Feldherr Chodkjewicz die Krone. 1609 geriet S. wegen seiner Unterstützung zweier falscher Demetrius mit Rußland in Krieg, der glücklich geführt wurde; doch erreichte S. sein Ziel, Rußland mit Polen unter seiner Herrschaft zu vereinigen, nicht. Um einen Waffenstillstand von Schweden zu erlangen, erkannte er seinen Neffen Gustav Adolf als König von Schweden an; indes gingen in einem folgenden Krieg mit Schweden Samogitien, Kurland und Polnisch-Preußen verloren, und nur durch Richelieus Politik kam endlich 1629 ein Vertrag zwischen beiden Mächten auf sechs Jahre zu stande, welcher vorteilhaft für Schweden war. S. starb 30. April 1632 in Warschau, wohin er zuerst seine Residenz verlegt hatte; ihm folgte sein Sohn Wladislaw IV. Er war in erster Ehe mit Anna von Österreich, in zweiter mit deren Schwester Konstanze vermählt.

Siegwurz, s. Gladiolus und Lauch, S. 552.

Sieken, halbrunde, rinnenförmige Vertiefungen an den Rändern von Blechgeräten herstellen, geschieht bei Handarbeit mit Siekenhammer und Siekenstock (schmalem Amboß mit Quervertiefungen), bei Großbetrieb mit der Siekenmaschine.

Siel (holländ. Zyl), kleine Schleuse im Deich zum Ablassen des hinter dem Deich angesammelten wie auch zum Abhalten des vor dem Deich aufgestauten Wassers. Man benutzt zur Ableitung des Binnenwassers durch die Deiche gelegte hölzerne Rinnen oder Sichter; mit Schützen versehene offene Kanäle oder überbaute Durchlässe (Schutz- oder Schützensiele), durch welche man Binnenwasser ablassen oder einen Teil des Vorwassers einlassen kann, um den Deich einer kleinern hydrostatischen Druckdifferenz auszusetzen; zum Schutz des Deichlandes vor der plötzlich steigenden Flut dienen Ebbe- und Flutsiele, deren vor dem Deich angebrachte doppelte Thorflügel bei eintretender Flut durch den Druck des Wassers selbstthätig geschlossen, bei eintretender Ebbe durch den Überdruck des Binnenwassers ebenso wieder geöffnet werden; die demselben Zweck dienenden Klappsiele sind mit einer von oben herabhängenden, nach außen aufschlagenden Klappe versehen. In Gegenden, wo solche Siele von großer Bedeutung sind, z. B. in Oldenburg, sind besondere Beamte (Sielgeschworne) zur Beaufsichtigung derselben angestellt. Das durch Siele bewässerte oder entwässerte Land wird Sielacht genannt. Vgl. Marschland.

Sielengeschirr, leichtes Pferdegeschirr, besteht aus einem breiten Riemen (Brustriemen, Brustblatt), welcher den Zug auf die Stränge überträgt. Das S. ist einfacher und billiger als das Kumtgeschirr, doch können die Pferde in dem S. ihre Zugkraft nicht so vorteilhaft entfalten wie bei letzterm. Das S. paßt jedem Pferd, während das Kumt der Halsform des Pferdes entsprechend hergestellt werden muß.

Siemens, elektr. Maßeinheit, s. Ohmsches Gesetz.

Siemens, 1) Franz Ernst, Landwirt, geb. 1780 zu Lutter am Barenberg, war 1806-30 Pachter der fürstlich waldeckschen Domäne Pyrmont und führte Aräometer und Thermometer, das Sieden und Zerkleinern der Kartoffeln bei hoher Temperatur und die Anwendung des Wasserdampfes zur Destillation in die Brennerei ein. Sein patentiertes Verfahren beschrieb er 1819 (4. Aufl., Hamb. 1835), auch wies er zuerst die Zweckmäßigkeit der Eishäuser statt der Eiskeller nach. Er starb 1855 in List bei Hannover.

2) Karl Georg, Technolog, Sohn des vorigen, geb. 4. Juni 1809 zu Pyrmont, erlernte die Landwirtschaft, war später Brennereiverwalter und errichtete 1837 die erste größere Zuckerfabrik mit Dampfeinrichtung in Braunschweig. 1838 wurde er Leiter der technologischen Werkstatt an der Hochschule in Hohenheim und erhielt 1839 eine Professur daselbst. Er förderte die mit der Landwirtschaft verbundenen Gewerbe durch viele Verbesserungen, von denen er mehrere in seinen "Mitteilungen über die eingeführten eigentümlichen Neuerungen in der Brennerei, Brauerei und Stärkefabrikation" (Braunschw. 1870) beschrieb, und starb 28. Sept. 1885 in Harzburg. Er schrieb: "Die Destillierapparate nebst Beschreibung des Hohenheimer Dephlegmators" (2. Aufl., Stuttg. 1853); "Anleitung zum Branntweinbrennen" (2. Aufl., Ravensb. 1870).

3) Adolf, Artillerist, Bruder des vorigen, geb. 4. März 1811 zu Pyrmont, trat in die hannöversche Artillerie, verbesserte 1847 den Bormannschen Dosen- oder Ringzünder für Schrapnells und auch das Geschoß selbst, welches in der neuen Form vom Deutschen Bund angenommen wurde. 1867 trat er als Oberstleutnant in preußische Dienste, wurde zur Artillerieprüfungskommission kommandiert, deren Vorsitzender er später war, wirkte 1868 für die Beibehaltung der Kruppschen Geschütze bei der deutschen Marine und wurde 1872 als Generalmajor zur Disposition gestellt. Er lebte seitdem in Stuttgart, trat aber später in das Werner Siemenssche Institut ein, erfand einen elektrischen Distanzmesser, ein System zum Abfeuern von Geschützen auf elektrischem Weg, eine Methode zum Messen der Geschoßgeschwindigkeit im Geschützrohr etc. Er starb 1. Juli 1887 in Berlin.

4) Ernst Werner von, Physiker und Ingenieur, geb. 13. Dez. 1816 zu Lenthe bei Hannover, trat 1834 zu Magdeburg in die preußische Artillerie, besuchte seit 1835 die Artillerie- und Ingenieurschule zu Berlin und wurde 1838 Artillerieoffizier. Er nahm 1841 das erste Patent auf galvanische Versilberung und Vergoldung und konstruierte auch einen Differenzialregulator für Dampfmaschinen und Wasserräder. 1844 wurde er zur Artilleriewerkstätte in Berlin kommandiert, verfolgte mit Vorliebe die elektromagnetische Telegraphie und ward 1847 der Kommission für Einführung der elektrischen Telegraphen in Preußen beigegeben. Er konstruierte damals seine bekannten Zeiger- und Drucktelegraphen mit Selbstunterbrechung nach dem Prinzip des Neefschen Hammers und die Maschine zum Umpressen der Kupferdrähte mit Guttapercha, wie sie seit jener Zeit allgemein und fast unverändert zur Fabrikation isolierter Drähte für unterirdische Leitungen und submarine Kabel verwendet wird. 1848 legte er im Kieler Hafen die ersten unterseeischen Minen mit elektrischer Zündung an und baute als Kommandant der Festung Friedrichsort die Batterien zum Schutz des Eckernförder Hafens. Im Winter 1848-49 legte er im Auftrag der Regierung die unterirdischen Telegraphenlinien von Berlin nach Frankfurt und nach Aachen an, schied dann aber aus der Armee und widmete sich ausschließlich der schon 1847 mit dem Mechaniker Halske in Berlin errichteten Telegraphenbauanstalt. Diese hat sich seitdem zu einer großartigen Fabrik erweitert, aus welcher die wichtigsten Entdeckungen und Verbesserungen hervorgegangen sind. Dahin gehören: