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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Silikofluoride - Sillaro.

gleichzeitig in untereinander verschiedenen Verhältnissen (z. B. Leucit K2Al2Si4O12 ^[K_{2}Al_{2}Si_{4}O_{12}] = ^[img] als Mineralspezies vorkommen können. Neben diesen normalen treten in der Natur auch basische und saure S. auf. Unter diesen Säuerungsstufen sind die normalen und die Halbsilikate am verbreitetsten. Diejenigen, übrigens nicht sehr zahlreichen, natürlichen S., welche sich nicht auf eins der fixierten fünf Verhältnisse beziehen lassen, betrachtet Rammelsberg als Verbindungen derjenigen Säuerungsstufen, zwischen deren Verhältniszahlen die der Analyse hineinfallen. Weltzien ("Systematische Übersicht der S.", Gieß. 1864) versuchte eine Klassifikation der natürlichen S. im Sinn der Typentheorie, unter Annahme einer großen Anzahl hypothetischer Kieselsäuren. Tschermak ("Mineralische Mitteilungen", Wien 1871) geht von den Umbildungen (Verwitterungsprodukten und Pseudomorphosen) aus, denen die S. unterliegen, und sucht durch Unterscheidung des Gemeinschaftlichen solcher Umwandlungsreihen von dem Verschiedenartigen zur Konstruktion von Atomgruppen zu gelangen. Als Beispiel dient ihm Orthoklas und dessen Verknüpfung mit Leucit und Analcim einerseits sowie mit Kaolin und Kaliumglimmer anderseits, insofern sich Orthoklas aus den erstgenannten Mineralien herausbilden und in die letztern umsetzen kann. Ähnliche Betrachtungen, auf die Gesamtheit der S. ausgedehnt, liegen auch Haushofers Systematik zu Grunde ("Die Konstitution der natürlichen S. auf Grundlage ihrer geologischen Beziehungen", Braunschw. 1874). - In mehrere sonst aluminiumfreie S., namentlich in die Hornblenden und Augite, kann Aluminium eintreten, und zwar so, daß aluminiumfreie und aluminiumhaltige Varietäten durch ununterbrochene, kristallographisch vollkommen identische Übergänge verknüpft sind. Früher war man geneigt, die Möglichkeit der direkten Vertretung des Siliciums durch Aluminium (oder richtiger des Kieselsäureanhydrids durch Thonerde) anzunehmen und, dieser Auffassung entsprechend, hat Naumann die Aluminate den Silikaten hinzugerechnet. Unterstützt wurde die Annahme dadurch, daß auch andre S. (z. B. Epidot) sich in ihren stöchiometrischen Verhältnissen einfacher gestalten, wenn eine solche isomorphe Vertretung von Silicium und Aluminium angenommen wird. Dagegen setzen Kenngott, Bischof und Tschermak ein den Verbindungen ^[II]RSiO3 ^[img] isomorph beigemengtes Aluminiumsilikat voraus, während Rammelsberg Al2O3 ^[Al_{2}O_{3}] (und Fe2O3 ^[Fe_{2}O_{3}]) als "accessorische Bestandteile" auffaßt, welche durch ihre chemische Äquivalenz mit ^[II]RSiO3 ^[img] zu einer "isomorphen Anlagerung befähigt sein mögen". Was endlich die sogen. wasserhaltigen S. angeht, so war man (und ist zum Teil noch) geneigt, einen jeden Gehalt an Wasserstoff als Wasser zu deuten und dieses als eine Art Appendix, dem Kern der wasserfreien Verbindung nur lose angeheftet, zu betrachten. Seitdem aber (zuerst von Damour) bisher für wasserfrei gehaltene Substanzen nachgewiesen wurden, welche in sehr hoher Temperatur Wasserdämpfe liefern, so glaubt man jetzt, daß nur derjenige Teil des aus der Verbindung auszutreibenden Wassers als solches in denselben existiert, der bei niedriger Temperatur entweicht und in feuchter Atmosphäre wieder aufgenommen wird, daß aber der Wasserstoff des erst in der Glühhitze austretenden Wassers als solcher dem Kern der Verbindung selbst, möglicherweise als isomorpher Vertreter andrer einwertiger Elemente, angehört. Gestützt wird diese Auffassung durch den Umstand, daß sich nahestehende, aber durch Fehlen oder Auftreten eines sogen. Wassergehalts verschiedene Körper (z. B. verschiedene Varietäten Kaliumglimmer) der gleichen Formel unterordnen lassen, wenn eben kein Gehalt an Wasser, sondern an Wasserstoff angenommen wird, und daß gelegentlich isomorphe Bezüge durch eine gleiche Auffassung erklärlich werden. So sind Phenakit (Be2SiO4 ^[Be_{2}SiO_{4}]), Willemit (Zn2SiO4 ^[Zn_{2}SiO_{4}]) und Dioptas isomorph, eine Erscheinung, die offenbar zur Annahme der Formel H2CuSiO4 ^[H_{2}CuSiO_{4}] statt CuSiO3+H2O ^[CuSiO_{3}+H_{2}O] für Dioptas drängt.

Silikofluoride, s. Kieselfluorid.

Siliqua (lat.), s. v. w. Schote (s. d.).

Siliqua dulcis, Johannisbrot, s. Ceratonia.

Silistria (bulgar. Silistra), Kreishauptstadt in Bulgarien, am rechten Ufer der hier 2½ km breiten Donau, früher eine strategisch wichtige türkische Festung, hat 2 elende Vorstädte, 12 Moscheen, 27 Schiff und eine Dampfmühle und (1887) 11,414 Einw., welche Gerberei, Tuchweberei und Gartenbau betreiben. Die Stadt, das antike Durostorum, ward 1595 von den Türken eingeäschert und widerstand 1811 den Russen nur fünf Tage. Dagegen hielt sie im Krieg von 1828 bis 1829 zwei Belagerungen aus und ergab sich bei der zweiten erst nach sechs Monaten dem General Langeron, während im Orientkrieg 1854 die Russen unter Paskewitsch unverrichteter Sache von der Belagerung abstehen mußten. 1877 wurde S. von neuem durch die Russen zerniert und nach dem Waffenstillstand im Februar 1878 von den Türken geräumt. Die Festungswerke sollten nach dem Berliner Vertrag geschleift werden, sind aber noch erhalten.

Silius Italicus, Gajus, röm. Dichter, geboren um 25 n. Chr. aus angesehener Familie, ward 68 Konsul und erhielt darauf die Verwaltung der Provinz Asien, zog sich aber nachher auf seine Landgüter in Kampanien zurück und starb 101 eines freiwilligen Todes. Wir haben von ihm noch ein Gedicht: "Punica", in 17 Büchern, eine zwar mit der Technik und dem Apparat Vergils prunkende, aber trockne und wenig poetische Darstellung des zweiten Punischen Kriegs nach Livius und Polybios (hrsg. von Ernesti, Leipz. 1791-92, 2 Bde., und Ruperti, Götting. 1795-1798, 2 Bde.; übersetzt von Bothe, Stuttg. 1855-57).

Siljansee, See in der schwed. Landschaft Dalarne, welcher vom Österdalelf gebildet wird; derselbe liegt 170 m ü. M. und hat bei einer Länge von 50 km und einer Breite von 33 km 456 qkm Flächeninhalt. Er wird von Dampfschiffen befahren. Seine an landschaftlicher Schönheit reichen Ufer bergen manche Erinnerungen an Gustav Wasa.

Silk-Cotton, s. Bombax.

Silkgras, s. Bromelia.

Silkstone (spr. ssilkston), Dorf in Yorkshire (England), westlich von Barnsley, inmitten eines berühmten Kohlenbeckens, mit (1881) 1497 Einw.

Sill (Delikateßsill), entgrätete, gespaltene und in Kräuter, bez. Blechbüchsen eingelegte Anschovis.

Sillabub (Sillibub, engl.), Mischgetränk aus Wein, Zucker, Rahm und Zitronensaft, wird auf Eis gekühlt, zu Schnee geschlagen und in Gläsern serviert.

Sillamäggi, Dorf im russ. Gouvernement Esthland, Kreis Wierland, am Finnischen Meerbusen, ein von den Petersburgern vielbesuchter Seebadeort.

Sillaro (der alte Silarus), Fluß in der ital. Landschaft Emilia, entspringt auf dem toscanischen Apennin, durchfließt die Provinzen Bologna und Ravenna und mündet in den Po di Primaro; 70 km lang.