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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Spekulationsverein; Spekulativ; Spello; Spelt; Spelter; Spelunke; Spelz; Spelzblütige; Spelzen; Spencemetall; Spencer

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Spekulationsverein - Spencer.

cher Unternehmungen gerichtete Erwägung, bei welchen der erwartete Gewinn durch Eintritt oder Ausbleiben von Ereignissen bedingt ist, die von dem Willen des Unternehmers (Spekulanten) selber unabhängig sind. Eine jede Unternehmung beruht mehr oder weniger auf spekulativer Grundlage, und die S. ist als eine Berücksichtigung zukünftiger Möglichkeiten an und für sich eine unerläßliche Bedingung geordneter Bedarfsdeckung und eines geregelten Wirtschaftslebens. Zu unterscheiden von der soliden S. ist das Spekulationsmanöver, welches unter Benutzung monopolistischer Stellung durch Aufkauf und "Erwürgen" (Vorschreibung harter Bedingungen für bedrängte Schuldner) oder auch durch betrügerische Anpreisung, unzulässige Verteilung zu hoher Dividenden etc. die Preise künstlich zu verändern sucht. Spekulationspapiere sind solche Wertpapiere, welche starken Kursschwankungen unterworfen und daher zur Gewinnerzielung aus Kauf und Verkauf sehr geeignet sind. Über Spekulationskauf vgl. Börse, S. 235.

Spekulationsverein (franz. Association en participation), s. Gelegenheitsgesellschaft.

Spekulativ (lat.), auf Spekulation gerichtet, bezüglich, begründet; spekulieren, sich mit Spekulationen beschäftigen.

Spello, Stadt in der ital. Provinz Perugia, Kreis Foligno, an der Eisenbahn Florenz-Foligno-Rom, mit 2 alten Kirchen (mit Gemälden von Pinturicchio und Perugino), einem Konviktkollegium und (1881) 2419 Einw.; das alte Hispellum, wovon noch ansehnliche Reste vorhanden sind.

Spelt, s. Spelz.

Spelter, s. v. w. Zink.

Spelunke (lat.), Höhle; höhlenartige, dunkle, versteckte Räumlichkeit.

Spelz (Spelt, Dinkel, Dinkelweizen, Triticum Spelta L.), Pflanzenart aus der Gattung Weizen, mit vierseitiger, wenig zusammengedrückter, lockerer Ähre, meist vierblütigen Ährchen und breit eiförmigen, abgeschnittenen, zweizähnigen Deckspelzen, gibt beim Dreschen nicht Körner, sondern nur die von der Spindel abgesprungenen Ährchen (Vesen). Der Dinkel, aus Mesopotamien und Persien stammend, wurde schon von den alten Griechen kultiviert und ist die Zea der Römer, wird auch seit alter Zeit in Schwaben und der Schweiz als Brotfrucht gebaut (der Lech scheidet ziemlich scharf das Roggen- vom Spelzland). Er ist dem Weizen in mancher Hinsicht vorzuziehen, hat aber trotzdem wenig Verbreitung gefunden, weil die Vesen besondere Mahleinrichtungen fordern und das Dinkelbrot schon am dritten Tag Risse bekommt. Der S. enthält im Mittel 11,02 Proz. eiweißartige Körper, 2,77 Fett, 66,44 Stärkemehl und Dextrin, 5,47 Holzfaser, 2,21 Asche und 12,09 Proz. Wasser. Das Amelkorn (Gerstendinkel, Reisdinkel, Zweikorn, Emmer, Ammer, Sommerspelz, T. amyleum Ser., T. dicoccum Schrk.), mit zusammengedrückter, dichter Ähre, zweizeilig stehenden, meist vierblütigen Ährchen mit zwei Körnern und zwei Grannen und schief abgeschnittenen, an der Spitze mit einem eingebogenen Zahn, auf dem Rücken mit hervortretendem Kiel versehenen Deckspelzen, wird im Dinkelgebiet und in Südeuropa seit alters her hauptsächlich als Sommerfrucht gebaut und liefert vortreffliche Graupen und vorzügliches Pferdefutter, aber rissiges Gebäck. Das Einkorn (Peterskorn, Blicken, Pferdedinkel, in Thüringen Dinkel, T. monococcum L.), mit zusammengedrückter Ähre, meist dreiblütigen, reif nur einkörnigen, eingrannigen Ährchen und an der Spitze mit einem geraden, zahnförmigen Ende des Kiels und zwei seitlichen geraden Zähnen versehenen Deckspelzen, wird im Gebirge auf magerm Boden gebaut, gibt dort nur das dritte Korn und wird als treffliches Pferdefutter verwertet. Einkorn ist das in der Bibel vorkommende Kussemeth, aus welchem Syrer und Araber ihr Brot machten. Es hat wenig Verbreitung gefunden.

Spelzblütige, s. Glumifloren.

Spelzen, die Deckblätter der Ährchen (s. d.), besonders bei den Gräsern.

Spencemetall (Eisenthiat), ein von Spence angegebenes zusammengeschmolzenes Gemisch von Schwefeleisen, Schwefelzink, Schwefelblei mit Schwefel, ist metallähnlich, dunkelgrau, fast schwarz, vom spez. Gew. 3,5-3,7; es ist sehr zäh, etwas elastisch, die Zugfestigkeit beträgt 45 kg pro 1 qcm, es leitet die Wärme schlecht und schmilzt bei 156-170°. Auf der Bruchfläche ist es dem Gußeisen ähnlich, und der Ausdehnungskoeffizient scheint sehr klein zu sein. Beim Erstarren dehnt es sich wie Wismut und Letternmetall aus, liefert sehr scharfe Abgüsse und eignet sich zur Verbindung von Gas- und Wasserröhren. Im Vergleich mit andern metallischen Substanzen widersteht das S. den Säuren und Alkalien sehr gut, auch nimmt es hohe Politur an und verliert diese nicht unter dem Einfluß der Witterung. Es läßt sich auch sehr gut bearbeiten, und bei seinem niedrigen Preis und dem geringen spezifischen Gewicht stellt sich die Benutzung ungemein billig. Da es von Wasser nicht angegriffen wird, eignet es sich vorzüglich zur Herstellung von Wasserzisternen, wegen des schlechten Wärmeleitungsvermögens zur Bekleidung von Wasserröhren, die es auch vor Rost schützt. In chemischen Fabriken dürfte das S. vielfach als Surrogat des Bleies verwendbar sein; auch eignet es sich als Verbindungsmittel für Eisen mit Stein oder Holz, zum hermetischen Verschluß von Flaschen und Büchsen, zum Einhüllen von Früchten und Lebensmitteln, zu Zeugdruckwalzen, Zapfenlagern, Gußformen, als Unterlage von Klischees etc. S. bildet auch ein gutes Material für Kunstguß und Klischees, es gibt die feinsten Details außerordentlich scharf wieder, und durch geeignete Behandlung kann man den Gegenständen eine dunkelblaue Farbe oder eine Gold- oder Silber- oder eine der grünen Bronzepatina ähnliche Farbe geben. Die Gußformen können aus Metall, Gips, selbst aus Gelatine bestehen, da das S. schnell genug erstarrt, um einen scharfen Abguß zu liefern, bevor noch die Form zerstört wird.

Spencer, 1) Georg John, Graf, engl. Bibliophile, geb. 1. Sept. 1758 als Sohn des Lords S., der 1761 zum Viscount Althorp und 1765 zum Grafen S. erhoben wurde, machte seine Studien auf der Universität zu Cambridge, bereiste dann Europa und wurde nach seiner Rückkehr in das Parlament gewählt. Nach dem Tod seines Vaters trat er 1783 in das Oberhaus ein, wurde 1794 zum ersten Lord der Admiralität ernannt, zog sich dann 1801 mit Pitt zurück, übernahm aber in Fox' und Grenvilles Ministerium auf kurze Zeit von neuem das Staatssekretariat des Innern und lebte seitdem in Zurückgezogenheit, bis er 10. Nov. 1834 starb. Durch Ankauf der Büchersammlung des Grafen von Rewiczki 1789 hatte er den Grund zu einer Bibliothek gelegt, die er in der Folge durch umfassende und kostspielige Neuerwerbungen zur größten und glänzendsten Privatbüchersammlung von ganz Europa erhob. Sie zählt über 45,000 Bände und befindet sich zum größ-^[folgende Seite]