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Staurodulie - Stearin.
Staurodulīe (griech.), Anbetung des Kreuzes.
Staurolith, Mineral aus der Ordnung der Silikate (Andalusitgruppe),
kristallisiert in rhombischen, meist säulenförmigen Kristallen und tritt häufig in
Zwillingsverwachsungen auf, von welchen die einer beinahe rechtwinkeligen Durchkreuzung zweier
Individuen den Namen Kreuzstein sowie gelegentlich eine
abergläubische Benutzung zu Amuletten veranlaßt hat. S. ist rötlich- bis schwärzlichbraun, selten
etwas durchscheinend, gewöhnlich undurchsichtig, glasglänzend, Härte 7-7,5, spez. Gew. 3,34-3,77.
Er enthält zahlreiche mikroskopische Einschlüsse (Quarz, Granat, Glimmer etc.); seine
Zusammensetzung entspricht am wahrscheinlichsten der Formel
H2R3(Al2)6Si6O34,
worin R vorwaltend Eisen in der Form des Oxyduls neben
Magnesium ist. S. findet sich eingewachsen in Thon- und Glimmerschiefer (namentlich in
Paragonitschiefer) am St. Gotthard, häufig mit Disthen gesetzmäßig verwachsen, in Tirol, Mähren,
Steiermark, im Departement Finistère, bei Santiago de Compostela und in Nordamerika.
Staurophōr (griech.), Kreuzträger.
Stauroskōp (griech.), ein von Kobell
angegebener einfacher Polarisationsapparat zur Beobachtung der Farbenringe und dunkeln Büschel
in Kristallplatten.
Stauungspapille, ein durch v. Gräfe in die Augenheilkunde eingeführter
Begriff, welcher besagt, daß die Eintrittsstelle des Sehnervs in die Netzhaut von sehr
zahlreichen, strotzend gefüllten Venenästchen durchzogen wird. Ob diese Stauung eine rein
mechanische oder zugleich der Ausdruck einer Entzündung des Sehnervs (Neuroretinitis) ist,
scheint noch zweifelhaft; dagegen ist die S. ein sehr wertvolles Symptom, welches auf eine
Steigerung des Druckes in der Schädelkapsel, namentlich auf Geschwulstbildungen im Gehirn,
schließen läßt.
Stavanger, Hauptstadt des gleichnamigen Amtes, welches 9279 qkm (168,5 QM.)
mit (1876) 110,965 Einw. umfaßt, im südwestlichen Norwegen,
am Buknfjord, durch Eisenbahn mit Egersund verbunden, ist auf felsigem Boden nach wiederholten
Feuersbrünsten ganz modern aus Holz erbaut, hat eine Domkirche (im 12. und 13. Jahrh. im alten
normännischen Stil erbaut, 1866 im Innern restauriert), eine Lateinschule, ein kleines Museum,
2 Häfen und (1885) 22,634 Einw., welche vornehmlich Schiffahrt und Handel mit den Produkten der
Fischerei betreiben. Die Stadt besaß 1885: 285 Segelschiffe von 91,851 Ton. und 40 Dampfschiffe
von 12,792 T. S. ist Sitz eines deutschen Konsuls. S., eine alte, aber erst im 18. Jahrh. wieder
emporgekommene Stadt, war bis 1685 Bischofsitz.
Stavelot (Stablo), Stadt in der belg.
Provinz Lüttich, Arrondissement Verviers, an der Ambleve und der Staatsbahnlinie Gouvy-Pepinster,
hat eine höhere Knabenschule, Gerberei, Wollmanufakturen und (1887)
4452 Einw. - S. war bis 1801
die Hauptstadt des deutschen Reichsfürstentums S., dessen Oberhaupt der jeweilige gefürstete Abt
des 648 vom austrasischen König Sigebert gegründeten Benediktinerstifts S. war. Ein Leben des
Abts Poppo (1020-48) von Everhelm ist erhalten. Wichtig ist der Streit des Klosters gegen den
Erzbischof Anno von Köln um das Kloster Malmedy, in welchem Anno 1071 unterlag. Von der
Abteikirche ist nur noch ein Teil des Turms vorhanden. In der Stadtkirche befindet sich der
kostbare Schrein des heil. Remaclus.
Stavenhagen, Stadt im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, Herzogtum
Güstrow, an der Linie
↔
Lübeck-Mecklenburgisch-Preußische Grenze der Mecklenburgischen Friedrich Franz-Bahn, hat eine
evang. Kirche, ein Schloß mit Park, ein Progymnasium, ein Waisenhaus, ein Amtsgericht, eine
Zuckerfabrik, eine Dampfmolkerei, Dampfmahl- und Sägemühlen, eine Spiegelrahmenfabrik, 2
Selterwasserfabriken, Bierbrauerei und (1885) 3023 Einw. S. ist
Geburtsort des Dichters Fritz Reuter, dem am Rathaus eine Gedenktafel gewidmet ist.
Stavoren (Staveren), Stadt in der
niederländ. Provinz Friesland, an der Zuidersee, Endpunkt der Eisenbahn Leeuwarden-Sneek-S., mit
(1887) 877 Einw.; die älteste Stadt Frieslands, ehemals groß und
mächtig durch Handel und Schiffahrt, jetzt infolge der Versandung des Hafens ganz unbedeutend.
Stawell, Stadt in der britisch-austral. Kolonie Victoria, durch
Eisenbahn mit Melbourne verbunden, mit 5 Bankfilialen, Theater und (1881)
7348 Einw. In der Nähe die Pleasant Creek-Goldfelder mit 1150 Goldgräbern.
Stawropol, 1) Gouvernement der russ. Statthalterschaft Kaukasien, an der
Nordgrenze gegen Astrachan und das donische Gebiet, 68,631 qkm (1246 QM.) groß mit
(1885) 657,554 Einw. (Russen, nomadisierenden Kalmücken, Truchmenen,
Nogaiern, Armeniern). Das Gouvernement enthält zum Teil reiches Ackerland, so daß in jedem Jahr
über 16,000 Arbeiter zum Einheimsen der Ernte aus Rußland kommen müssen, teils weite, an Salzseen
reiche, aber an Trinkwasser arme Steppen, auf denen Viehzucht getrieben wird. Waldmangel ist
nicht nur in der Steppe, sondern auch in den Berggegenden fühlbar. Die beiden Hauptflüsse
Manytsch und Kuma sind wasserarm und verlieren sich in den Sand. Getreide, Leinsaat,
Sonnenblumenkerne, Wolle, Häute und Talg werden nach Rostow am Don ausgeführt. Der südlichste
Zipfel des Gouvernements wird von der Eisenbahn Rostow Wladikawkas durchzogen. Die gleichnamige
Hauptstadt, am Flüßchen Taschla, in dürrer, baumloser Ebene,
611 m ü. M. gelegen, mit (1885) 36,561 Einw. (Russen, Tataren,
Armeniern, Persern, Nogaiern, Grusiern u. a.), ist Sitz eines Zivil- und Militärgouverneurs und
des kaukasischen und tschernomorskischen Bischofs, hat 13 griechisch-russ. Kirchen, eine
armenische und eine kath. Kirche, eine Moschee, Nonnenkloster, geistliches Seminar, vorzügliche
Mädchenschule, öffentliche Bibliothek, Theater und zahlreiche Fabriken, deren Thätigkeit ebenso
wie der Handel beständig im Zunehmen sind. Die Stadt hat durch ihre Lage an der aus Persien nach
Rußland führenden Karawanenstraße große kommerzielle Bedeutung, auch für die asiatische Post ist
S. Station. -
2) Kreisstadt im russ. Gouvernement Samara, an der Wolga, 1738 gegründet, mit
(1885) 4883 Einw., welche sich vorwiegend mit Anbau von Getreide,
Zwiebeln und Kartoffeln beschäftigen.
Staziōne (ital.), Bahnhof.
Steamer (Steamboat, engl.,
spr. stihmer, stíhmboht), Dampfschiff.
Stearīn
(C18H35O2)3C3H5
findet sich in den meisten Fetten neben Palmitin und Olein, besonders reichlich im Hammeltalg. Um es aus
diesem zu gewinnen, schmelzt man denselben und mischt ihn mit so viel Äther, daß er nach dem Erstarren
Breikonsistenz besitzt, preßt wiederholt und kristallisiert den Rückstand aus Äther häufig um. Das S.
bildet farb-, geruch- und geschmacklose, perlmutterglänzende Schuppen, ist löslich in siedendem Alkohol
und Äther, sehr schwer in kaltem Alkohol, nicht in Wasser, reagiert neutral, schmilzt bei 62-64°, erstarrt
wachsartig und wird
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 251.