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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sturmwarnungen; Sturnus; Sturt; Sturz; Sturzblech; Stürze; Sturzenbecker; Stürzfurche; Sturzgüter; Stutereien; Stuttgart

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Sturmwarnungen - Stuttgart.

Schwanz, rußbraun, auf dem Oberkopf schwarz, auf dem Bürzel, Steiß und an den Wurzeln der Steuerfedern weiß und an den Spitzen der Flügeldeckfedern trübweiß, und der Sturmsegler (P. Leachi Rchb.), 20 cm lang, 50 cm breit, mit verhältnismäßig langem, tief gegabeltem Schwanz, der vorigen ähnlich gefärbt, bewohnen den Atlantischen und Stillen Ozean mit Ausnahme des höchsten Nordens, leben meist auf hoher See, erscheinen nur zur Brutzeit am Land, fliegen bald höher in der Luft, bald unmittelbar über den Wogen, welche sie bald mit den trippelnden Füßchen, bald mit den Spitzen der Schwingen berühren, und lassen sich selten auf das Wasser nieder, um auszuruhen. Sie sind hauptsächlich in der Nacht thätig, nähren sich von allerlei Seetieren, brüten in selbstgegrabenen Höhlen nahe der See und legen ein einziges weißes Ei, welches wahrscheinlich von beiden Geschlechtern ausgebrütet wird. Sie sind vollkommen harmlos, verlieren, ihrem Element entrückt, gleichsam die Besinnung und sind auf dem Land ganz hilflos. Angegriffen, suchen sie sich nur durch Ausspeien von Thran zu verteidigen. Den Schiffern gilt die Sturmschwalbe als Unglücksbote. Der Eissturmvogel (Fulmar, P. [Fulmarus] glacialis Steph., s. Tafel "Schwimmvögel II"), 50 cm lang, 110 cm breit, ist weiß, auf dem Mantel möwenblau, mit schwärzlichen Schwingen, braunen Augen, gelbem Schnabel und Füßen, bewohnt das Nördliche Eismeer, fliegt und schwimmt vortrefflich und kommt fast nur zur Brut ans Land, auf welchem er sich sehr hilflos zeigt. Er nährt sich von Fischen und Weichtieren, ist sehr gefräßig und zudringlich, lebt und brütet gesellig auf allen hochnordischen Inseln und legt nur ein weißes Ei; gleichwohl werden auf Westmanöer bei Island jährlich über 20,000 Junge ausgenommen, und trotzdem nimmt die Zahl der Vögel von Jahr zu Jahr zu.

Sturmwarnungen, s. Wetter.

Sturnus, Star; Sturnidae (Stare), Familie aus der Ordnung der Sperlingsvögel (s. d.).

Sturt (spr. stört), Charles, Australienreisender, in England geboren, wollte 1827 einen in Zentralaustralien vermuteten See entdecken und fand, dem Macquariefluß folgend, zu Anfang 1828 den Darlingfluß und, 1829 mit einer neuen Forschungsreise betraut, den Murrayfluß. Begleitet von Stuart (s. d. 1), führte er 1844-45 eine dritte große Reise aus, auf der er den Cooper Creek entdeckte und nordwestlich bis fast in das Zentrum des Kontinents vordrang. Er starb 16. Juni 1869 zu Cheltenham in England. Seine ersten beiden Reisen beschrieb er in "Two explorations into the interior of Southern Australia etc." (Lond. 1833, 2 Bde.), die dritte in "Narrative of an expedition into Central Australia etc." (das. 1848, 2 Bde.).

Sturz, der eine Thür oder ein Fenster oben abschließende, horizontal aufliegende Teil, in der primitiven Baukunst meist ein schwerer Steinblock oder Balken aus Holz.

Sturz, Helferich Peter, Schriftsteller, geb. 16. Febr. 1736 zu Darmstadt, studierte in Göttingen die Rechte und Ästhetik, erhielt 1763 eine Anstellung zu Kopenhagen im Departement der auswärtigen Angelegenheiten, 1770 bei dem Generalpostdirektorium, ward 1773 Regierungsrat und zwei Jahre später Etatsrat zu Oldenburg und starb 12. Nov. 1779 in Bremen. S. war einer der geschmackvollsten deutschen Prosaiker, wie seine "Erinnerungen aus dem Leben des Grafen von Bernstorff" (1777) und seine "Briefe eines Reisenden" (1768) mit ihren trefflichen Charakterschilderungen bekunden. Seine Schriften erschienen gesammelt in 2 Bänden (Leipz. 1779-1782). Vgl. Koch, Helf. Peter S. (Münch. 1879).

Sturzblech, dünnste Sorte Eisenblech.

Stürze, die starke Erweiterung der Blechblasinstrumente an der dem Mundstück entgegengesetzten Seite.

Sturzenbecker, Oskar Patrik, unter dem Namen Orvar Odd bekannter schwed. Dichter und Schriftsteller, geb. 1811 zu Stockholm, studierte und promovierte in Upsala, trat kurz darauf in die Redaktion des "Aftonblad" in Stockholm ein und erwarb sich bald einen Namen als gewandter und geistreicher Feuilletonist. Später lebte er teils in Helsingborg, wo er mehrere Jahre lang den "Öresundsposten" herausgab, teils in Kopenhagen; er starb im Februar 1869 auf seinem Landsitz in der Nähe von Helsingborg. Unter seinen Prosaschriften verdienen die meisterhaft ausgeführten feuilletonartigen Skizzen: "Grupper och personagen från igår" ("Gruppen und Persönlichkeiten von gestern") und "La Veranda" besondere Auszeichnung; auch viele seiner Gedichte sind durch ihre frische, lebhafte Stimmung anziehend. Seine gesammelten Werke erschienen in 5 Bänden (2. Aufl., Stockh. 1880-82).

Stürzfurche, s. Brache.

Sturzgüter, beim Beladen von Schiffen durch die Luken in den Schiffsraum gestürzte Güter, z. B. Kohlen, Getreide, Erze u. dgl.

Stutereien (Gestüte), s. Pferde, S. 949.

Stuttgart (hierzu der Stadtplan), Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Württemberg, des württembergischen Neckarkreises und des Stadtdirektionsbezirks S., liegt in einer kesselförmigen, reizenden Erweiterung des Nesenbachthals, das 1 km von der Stadt in das Neckarthal ausläuft, von Weinbergen, Gärten und Villen rings umgeben, unter 48° 46' nördl. Br. und 9° 10' östl. L. v. Gr., 249 m ü. M., und wird durch die 1100 m lange Königs- und die sich an diese anschließende Marienstraße in die "obere" (im NW.) und die "untere Stadt" (im SO.) geteilt, von denen letztere auch die Altstadt in sich schließt. Außer den genannten Straßen sind die Neckar-, Olga-, Reinsburg-, Silberburg- und Rote Bühlstraße sowie unter den Plätzen der Schloßplatz, der Alte Schloßplatz, die Planie, der Dorotheen-, der St. Leonhards- und der Charlottenplatz, der Feuerseeplatz und der Marktplatz hervorzuheben. Den Schloßplatz zieren schöne Anlagen, inmitten deren sich die 18 m hohe, mit einer Konkordia gezierte Jubiläumssäule (1841 zur Feier des 25jährigen Regierungsjubiläums König Wilhelms errichtet) erhebt, auf dem Alten Schloßplatz steht das von Thorwaldsen modellierte Standbild Schillers. Von den öffentlichen Anlagen und Promenaden sind noch zu nennen: der Schloßgarten (mit der Danneckerschen Nymphengruppe, der Eberhardsgruppe von Paul Müller, der Hylasgruppe und den zwei Pferdebändigern von Hofer), welcher sich bis in die Nähe von Kannstatt zieht, der Silberburggarten (Eigentum der Museumsgesellschaft), die Planie mit den neuerrichteten Denkmälern Bismarcks u. Moltkes (Büsten, von Donndorf modelliert), der Stadtgarten, die Anlagen bei der Seidenstraße, die neue Weinsteige etc. Von den zu gottesdienstlichen Zwecken bestimmten Gebäuden (9 evangelische, eine reformierte und eine kath. Kirche und eine Synagoge)

^[Abb.: Wappen von Stuttgart.]