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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Tahoe; Tahsil-dar; Taifun; Taikun; Taillandier; Taille; Taille-douce; Tailleur; Taillon; Taimyr; Tain; Taine

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Tahoe - Taine.

Tahoe (spr. tahu), See an der Grenze der nordamerikan. Staaten Kalifornien und Nevada, 906 qkm groß, liegt 1902 m ü. M. und fließt durch den 150 km langen Truckeefluß in den Pyramid Lake ab.

Tahsil-dar, türk. Steuerbeamter, welcher den Steuerpachtern beigegeben wird.

Taifun, Wirbelsturm, s. Teifun.

Taikun, s. Shogun.

Taillandier (spr. tajangdjeh), Saint-René (eigentlich René Gaspard Ernest), franz. Schriftsteller, geb. 16. Dez. 1817 zu Paris, studierte daselbst und in Heidelberg die Rechte, daneben Philosophie und schöne Litteratur, ward 1841 Professor der Litteratur zu Straßburg, 1843 zu Montpellier und erhielt 1863 an Saint-Marc Girardins Stelle den Lehrstuhl der französischen Poesie an der Sorbonne. 1870-72 fungierte er als Generalsekretär des Erziehungsministers; 1873 wurde er zum Mitglied der Akademie ernannt. Er starb 24. Febr. 1879. T. hat sich mit besonderm Erfolg der Aufgabe gewidmet, seine Landsleute mit der Geschichte und den litterarischen Arbeiten der Deutschen bekannt zu machen. Wir nennen von seinen Werken: "Scot Érigène et la philosophie scholastique" (1843, 2. Aufl. 1877); "Histoire de la jeune Allemagne" (1849) und "Études sur la révolution en Allemagne" (1853, 2 Bde.); ferner: "Allemagne et Russie" (1856); "Histoire et philosophie religieuse" (1860); "Écrivains et poètes modernes" (1861); "La comtesse d'Albany" (1862); "Maurice de Saxe" (1865); "Tchèques et Magyars" (1869); "Drames et romans de la vie littéraire" (1870); "Le général Phil. de Ségur" (1875); "Dix ans de l'histoire d'Allemagne" (nach der Korrespondenz Friedrich Wilhelms IV. mit Bunsen, 1875); "Le roi Léopold et la reine Victoria, récits d'histoire contemporaine" (1878, 2 Bde.); "Études littéraires: Boursault, etc." (1881). Auch gab er die Übersetzung des Goethe-Schillerschen Briefwechsels von der Baronin Carlowitz (1863, 2 Bde.) heraus.

Taille (franz., spr. tallje), der Schnitt eines Kleides; Wuchs, Körpergestalt, insbesondere der Teil zwischen Hüften und Brust und das entsprechende Stück der Frauenkleidung, Leibchen; in der Musik s. v. w. Tenor; basse-t., der zweite (tiefere) Tenor (auch s. v. w. Bariton). In Frankreich bedeutete T. ursprünglich eine Steuer, welche der Lehnsherr von seinen Vasallen erhob; später überhaupt Staatssteuer, nachdem sie unter Karl VII. zu einer bleibenden geworden war, um die ersten stehenden Truppen zu erhalten; beim Pharospiel s. v. w. Abzug, d. h. eine Tour des Spiels und die Karten dazu in der durch das Mischen bewirkten Reihenfolge.

Taille-douce (franz., spr. taj-duhß), s. v. w. Kupferstich (im Gegensatz zu Eau forte, Radierung); Taille-dure, Stahlstich.

Tailleur (franz., spr. tajör), Schneider.

Taillon (franz., spr. tajóng), Nachsteuer.

Taimyr, nördlichste Halbinsel des asiatischen Festlandes zwischen der Jenisseimündung und dem Chatangabusen, nach neuern Bestimmungen der schwedischen Polarexpeditionen zwischen 81 und 114° östl. L. v. Gr. gelegen. Ihre nördlichste Spitze ist das Kap Tscheljuskin unter 77° 36' 48'' nördl. Br. und 103° 17' 12'' östl. L. Die Halbinsel wird vom Taimyrfluß, welcher den großen, über 100 km breiten Taimyrsee durchfließt und sich in die Taimyrbucht ergießt, in zwei Halbinseln, eine größere östliche und eine kleinere westliche, geteilt und von dem in nordöstlicher Richtung streichenden Byrrangagebirge durchzogen, dessen östliche Teile Nordenskjöld auf 600-900 m Höhe schätzt. Die T. liegt jenseit der Baumgrenze, so daß auf ihr die verschiedenen Formen der Tundra (s. d.) in besonders charakteristischer Weise zur Entwickelung gelangen. Durchforscht wurde die T. zur Zeit der großen nordischen Expedition (1735-43) von Minin, Sterlegow, Prontschischew, Chariton, Laptew, Tschekin und Tscheljuskin; im J. 1843 drang v. Middendorff bis zur Taimyrbai vor, und 1878 ist dieser nördlichste Teil der Ostfeste von der Expedition der Vega umfahren worden.

Tain, 1) (spr. täng) Stadt im franz. Departement Drôme, Arrondissement Valence, am Rhône und an der Bahnlinie Lyon-Avignon, mit dem gegenüberliegenden Tournon durch zwei Hängebrücken verbunden, hat einen römischen Opferaltar, eine Kaltwasserheilanstalt, Seidenspinnerei, trefflichen Weinbau (auf dem Eremitagehügel) und (1881) 2150 Einw. -

2) (spr. tähn) Hafenstadt in der schott. Grafschaft Roß, am Dornoch Firth, mit Lateinschule und (1881) 1742 Einw.

Taine (spr. tähn), Hippolyte, angesehener franz. Schriftsteller, Philosoph und Kritiker, geb. 21. April 1828 zu Vouziers (Ardennen), erhielt seine Bildung am Collège Bourbon und an der École normale in Paris, studierte hierauf Philologie, um sich dem Lehrfach zu widmen, entsagte aber diesem Plan, nachdem er bereits durch seine beiden Abhandlungen: "De personis Platonicis" und "Essai sur les fables de Lafontaine" (1853, 11. Aufl. 1888) sich den Doktortitel erworben hatte, um sich ganz seinen wissenschaftlichen Forschungen hingeben zu können. Zwei seiner ersten Schriften, der von der Akademie gekrönte "Essai sur Tite-Live" (1854, 5. Aufl. 1888) und "Les philosophes français du XIX. siècle" (1856, 6. Aufl. 1888), erregten bereits durch die Unabhängigkeit der darin ausgesprochenen Ansichten großes Aufsehen; noch mehr war dies der Fall mit seiner "Histoire de la littérature anglaise" (1864; 5. Aufl. 1886, 5 Bde.; deutsch, Leipz. 1877-78), die von seiten der orthodoxen und päpstlichen Partei einen wahren Sturm gegen den Verfasser erregte, weil man darin anti-spiritualistische Grundsätze wahrzunehmen glaubte. Die Arbeit erhielt darum trotz ihres wissenschaftlichen Werts den akademischen Preis nicht. Als Entschädigung erhielt der Verfasser durch Vermittelung des Kaisers eine Professur der Geschichte und Kunstgeschichte an der École des beaux-arts; auch wurde er 1878 an Loménies Stelle zum Mitglied der Akademie erwählt. Von seinen sonstigen, übrigens von Paradoxien nicht immer freizusprechenden Schriften sind hervorzuheben: "Voyage aux eaux des Pyrénées" (1855, 11. Aufl. 1887); "Essais de critique et d'histoire" (1857, 3. Aufl. 1874) und "Nouveaux essais" (1865, 4. Aufl. 1886); "Notes sur Paris, ou vie et opinions de Fréd.-Thomas Graindorge", satirische Sittenbilder (6. Aufl. 1880); "Le positivisme anglais", Studien über St. Mill (1864); "Voyage en Italie" (1866, 6. Aufl. 1889); "Philosophie de l'art en Italie" (1866, 3. Aufl. 1877); "L'idéal dans l'art", Vorträge (1867); "Philosophie de l'art dans les Pays-Bas" (1868); "Philosophie de l'art en Grèce" (1869); "De l'intelligence" (5. Aufl. 1888, 2 Bde.); "Notes sur l'Angleterre" (8. Aufl. 1886) u. sein Hauptwerk: "Les origines de la France contemporaine", das in 2 Teile: "L'ancien régime" (15. Aufl. 1887) und "La Révolution" (1878-84, Bd. 1-3; 16. Aufl. 1888), zerfällt. In demselben nimmt T. einen sehr selbständigen und vielleicht etwas paradoxen, aber auf ein ungeheures thatsächliches Material gestützten Standpunkt ein, der bei der demokratischen Schule großen Anstoß er-^[folgende Seite]