Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

517

Tapetenzellen - Tapir.

und Buntpapierindustrie (Weim. 1869); Hoyer, Fabrikation des Papiers, der Buntpapiere und T. (Braunschweig 1887); Seemann, Die Tapete (Wien 1882); Planchon, Étude sur l'art de fabriquer les tapisseries des gobelins (Par. 1867); Guiffrey, Müntz und Pinchart, Histoire générale de la tapisserie (das. 1878-85, 100 Tafeln); de Campeaux ^[richtig: Champeaux (= Alfred de Champeaux, 1833-1893)], Tapestry (Lond. 1878); Guiffrey, La tapisserie depuis le moyen-âge, etc. (Tours 1885); Müntz, La tapisserie (Par. 1888); Farabulini, L'arte degli arazzi e la nuova galleria dei Gobelins al Vaticano (Rom 1885); Havard u. Vachon, Les manufactures nationales (Par. 1889). S. auch Tapezieren.

Tapetenzellen, s. Embryosack, S. 598.

Tapētum nigrum (lat.), schwärzliche Pigmentlage, welche die Regenbogenhaut, Strahlenkörper und Aderhaut von innen bedeckt.

Tapezierbiene (Blattschneider, Megachile Latr.), Insektengattung aus der Ordnung der Hautflügler und der Familie der Bienen (Apiariae), Insekten mit sehr breitem Kopf, stumpfer Unterlippe, welche um die Hälfte länger ist als die Lippentaster, sehr langer, säbelförmiger Kieferlade, kurzen, zweigliederigen Tastern und beim Weibchen auf dem Rücken bedeutend abgeflachtem Hinterleib, welcher nach oben sticht, während beim Männchen die beiden letzten Hinterleibsringe nach unten eingekrümmt sind; zahlreiche, über alle Erdteile verbreitete Arten, welche ihre Nester in Baumlöcher, Mauerspalten, Erdhöhlen etc. bauen und aus Blattstücken gewisser Pflanzen fingerhutförmige, aneinander gereihte Zellen fertigen. Die gemeine T. (M. centuncularis L.), am Mittelleib braungelb und schwärzlich, am Hinterleib fast kahl, nur vorn mit graulichen Zottenhaaren, mit weißen, oft unterbrochenen Bändern und am Bauch mit rotbraunen Sammelhaaren, fliegt in Europa und Nordamerika und baut ihr Nest in Baumlöcher, z. B. in den Gang einer Weidenbohrerraupe, welchen sie zurechtnagt und mit sorgfältig ausgeschnittenen Blattstückchen, besonders von Rosenstöcken, tapeziert. Sie füllt die Zellen mit Honig, legt in jede ein Ei und verschließt sie mit einem Blattstück. Eine Zelle steht auf der andern. Die entwickelte Larve spinnt ein Gehäuse, überwintert, und im nächsten Frühjahr schlüpft die Biene aus.

Tapezierblei, s. Bleiblech.

Tapezieren, die Wände mit Tapeten überziehen, im weitern Sinn die Kunst des Dekorateurs, welcher in den Wohnungen Vorhänge, Gardinen, Portieren etc. anordnet; auch die Polsterung von Sitzmöbeln gehört in das Gebiet des Tapeziererhandwerks. Das T. ist zuerst von den Franzosen künstlerisch ausgebildet worden. Nachdem sie bis um die Mitte der 60er Jahre den europäischen Geschmack fast allein beherrscht hatten, machten sich zuerst die Österreicher, seit Mitte der 70er Jahre auch die Deutschen unabhängig. Vgl. Reuter, Schule des Tapezierers (2. Aufl., Weim. 1884); "Die Tapezierkunst" (Berl. 1887); Streitenfeld, Die Praxis des Tapezierers (48 Tafeln, das. 1888 ff.); Deville, Dictionnaire du tapissier (Par. 1879-1880, 2 Bde.) und Litteratur bei Tapeten.

Tapferkeit kommt mit dem Mut (s. d.) darin überein, daß sie wie dieser die Gefahr nicht scheut, aber nicht wie dieser eine aus körperlicher Organisation entsprungene, sondern auf Bewußtsein und Willen beruhende Eigenschaft ist und daher weder, wie die Tollkühnheit (s. d.), aus Unkenntnis, noch, wie die Verwegenheit, aus Geringschätzung der Gefahr, sondern im Bewußtsein der Pflicht derselben nicht achtet.

Tapferkeitsmedaillen, militärische Ehrenzeichen, welche vornehmlich für Unteroffiziere und Soldaten bestimmt sind, die sich durch eine besonders tapfere That im Krieg ausgezeichnet haben, während Offiziere Ehrenkreuze und Orden erhalten. Beinahe sämtliche Staaten haben solche Medaillen, die, in Gold oder Silber oder Kupfer verliehen, auf der Brust oder im Knopfloch am Band eines Militärordens getragen werden und meist mit einer Pension, resp. Zulage zur Löhnung verbunden sind.

Tapia, Don Eugenio de, span. Dichter und Schriftsteller, geb. 1785 zu Avila in Altkastilien, studierte zu Toledo und Valladolid, ließ sich in Madrid als Advokat nieder und redigierte während des Unabhängigkeitskampfes mehrere patriotische Blätter. Unter der konstitutionellen Regierung (1820) ward er Direktor der Staatsdruckerei und Deputierter der Cortes, deshalb aber nach der Restauration 1823 proskribiert. 1830 zurückgekehrt, wurde er zum Mitglied der Gesetzgebungskommission sowie zum Generalstudiendirektor und Mitglied der Akademie ernannt. Er starb 1860. T. veröffentlichte: "Poesia líricas, satíricas y dramáticas" (Madr. 1821, 2 Bde., und im 67. Bande der "Biblioteca de autores españoles", 1877); die satirischen Schriften: "Viage de un curioso por Madrid" und "Ensayos satíricos en prosa y verso" (unter dem Namen Machuca); das umfangreiche juristische Werk "Elementos de jurisprudencia mercantil" (1828, 15 Bde.; neue Ausg. 1845, 10 Bde.) und eine durch Reichtum des Inhalts und echt historischen Stil ausgezeichnete "Historia de la civilisacion española" (1840, 4 Bde.), sein Hauptwerk.

Tapiau, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, Kreis Wehlau, am Ausfluß der Deime aus dem Pregel und an der Linie Seepothen-Eydtkuhnen der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, ein Warendepot der Reichsbank, eine Zuckerfabrik, Biskuitfabrikation, eine Dampfsäge- und eine Dampfmahlmühle, Dampfbäckerei und (1885) 3059 meist evang. Einwohner. Dabei ein altes Schloß des Deutschen Ordens (jetzt die ostpreußische Landarmen- und Besserungsanstalt).

Tapiōka, s. Kassawa.

Tapir (Tapirus L.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Huftiere, repräsentiert allein die Familie der Tapire (Tapirina), verhältnismäßig kleine, plump gebaute Tiere mit verlängertem, schmächtigem Kopf, schlankem Hals, kurzen, aufrecht stehenden Ohren, kleinen Augen, rüsselförmig verlängerter Oberlippe, drei Schneidezähnen, einem Eckzahn und oben sieben, unten sechs Backenzähnen in jedem Kiefer, mittelhohen, kräftigen Beinen, vorn vier-, hinten dreizehigen Füßen und stummelhaftem Schwanz. Der indische T. (Schabrackentapir, Tapirus indicus Desm.), 2,4 m lang, 1 m hoch, mit 8 cm langem Schwanz und sehr gleichmäßigem Haarkleid, ist am Kopf, Hals und Vorderteil des Leibes bis hinter die Schulterblätter und an den Beinen schwarz, sonst grauweiß, lebt in Hinterindien, Südchina und auf Sumatra und wurde in Europa erst 1772 bekannt. Über sein Freileben ist nichts bekannt. Der amerikanische T. (T. americanus L.), bis 2 m lang, 1,7 m hoch, schwärzlich graubraun, mit kurzer, steifer Nackenmähne, lebt im südlichen und östlichen Südamerika, während ihn im Norden und Westen sowie in Mittelamerika andre Arten ersetzen. Er bewohnt dichte Wälder, durch welche er regelmäßige Pfade bricht, meist einsam oder in kleinen Familien, erinnert in seinem Wesen vielfach