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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Thaer; Thápsus; Tharant; Thargelien; Tharrhaleus; Thasos; Thassilo; Thatbericht; Thatbestand

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Thapsus - Thatbestand.

denförmigen Blattstiel reduzierten obern Blättern, großer, zusammengesetzter Blütendolde mit wenigen oder keinen Hüllblättchen und vom Rücken her zusammengedrückten Früchten. Die vier Arten wachsen in den Mittelmeerländern und gelten meist als heilkräftig, so besonders T. garganica L., in Südeuropa und Algerien, dessen purgierend wirkende Wurzel früher offizinell war, und T. Silphium Viv. in Nordafrika, welches als die Stammpflanze des Silphium (s. d.) betrachtet worden ist.

Thápsus, im Altertum feste Stadt auf der Küste des karthagischen Afrika (Byzakion), berühmt durch den Sieg, den hier Cäsar 6. April 46 v. Chr. über die Pompejaner gewann. Ruinen bei Ed Dimas.

Thaer, 1) Albrecht, Landwirt, geb. 14. Mai 1752 zu Celle, studierte seit 1771 in Göttingen Medizin und Philosophie, war dann in seiner Vaterstadt als Arzt thätig, bebaute daneben einen kleinen Grundbesitz und widmete sich bald ausschließlich der Landwirtschaft. Durch die von ihm gegründete landwirtschaftliche Lehranstalt in Celle sowie durch die "Einleitung zur Kenntnis der englischen Landwirtschaft" (Hannov. 1795-1806, 3 Bde.; 3. Aufl. 1816) und die "Annalen der niedersächsischen Landwirtschaft" (Gött. 1799-1804, 3 Bde.) erlangte er großen Ruf; auf Reisen in Norddeutschland studierte er die deutsche Landwirtschaft, und die Ausgabe von Bergens Werk über Viehzucht (1800), die Abbildungen und Beschreibungen nützlicher Ackergerätschaften (1803-1806), die Übersetzung von Bells "Versuch über den Ackerbau" (1804) bereiteten sodann seine Übersiedelung nach Preußen vor, wohin ihn der König berufen hatte. Er kaufte das Gut Möglin und errichtete hier 1806 die erste höhere landwirtschaftliche Lehranstalt, welche als solche epochemachend war. Sein Werk "Grundsätze der rationellen Landwirtschaft" (Berl. 1809-10, 4 Bde.; 6. Aufl. 1868; neue Ausg. von Krafft, Thiel u. a., das. 1880) ward in fast alle europäischen Sprachen übersetzt. 1807 zum Staatsrat ernannt, hatte er an den agrarischen Gesetzen zur Regulierung der bäuerlichen Verhältnisse bedeutenden Anteil. 1810 wurde er Professor der Landwirtschaft an der Universität zu Berlin und vortragender Rat im Ministerium des Innern. Nachdem er im folgenden Jahr die berühmt gewordene Mögliner Schäferei gegründet, erhielt er 1815 die Stelle eines Generalintendanten der königlichen Stammschäfereien. 1818 legte er seine Professur nieder und widmete sich nun wieder seinem Institut in Möglin, welches 1824 zu einer königlichen Akademie des Landbaues erhoben ward. Er starb 26. Okt. 1828 in Möglin. T. hat zuerst in Deutschland die Resultate der Naturwissenschaften auf die Agrikultur angewandt und gilt als Begründer der rationellen Landwirtschaft in Deutschland; er entwickelte die Begriffe von Roh- und Reinertrag, begründete die Landwirtschaftslehre, förderte die Wechselwirtschaft und den Kartoffelbau und bemühte sich erfolgreich um die Freiheit des landwirtschaftlichen Gewerbslebens. In den letzten Dezennien seines Lebens war er vor allem Tierzüchter, dann speziell Schafzüchter. Seine Werke über die Erzeugung und Zucht hochfeiner Wolle und hochedler Schafe, sein Leipziger Wollkonvent waren für die deutsche Nationalwirtschaft von größter Bedeutung. 1850 wurde ihm ein Denkmal von Rietschel in Leipzig, 1860 ein solches von Rauch in Berlin und 1873 ein drittes in Celle errichtet. Vgl. Körte, Albr. T. (Leipz. 1839).

2) Konrad Wilhelm Albrecht, Enkel des vorigen, Landwirt, geb. 6. Aug. 1828 auf Lüdersdorf bei Wriezen a. O., studierte 1846 in Heidelberg Staatswissenschaft, dann in Möglin und Berlin, erlernte die Landwirtschaft in England und Schottland und übernahm in der Heimat die Verwaltung zweier Güter. 1859-61 lehrte er an der Akademie zu Möglin, habilitierte sich darauf zu Berlin und erhielt daselbst 1866 eine außerordentliche, 1871 in Gießen eine ordentliche Professur. Er schrieb: "System der Landwirtschaft" (Berl. 1877); "Die Wirtschafsdirektion des Landguts" (2. Aufl., das. 1879); "Die altägyptische Landwirtschaft" (das. 1881); "Die landwirtschaftlichen Unkräuter" (das. 1881, mit 24 Tafeln).

Tharant (Tharandt), Stadt in der sächs. Kreis- und Amtshauptmannschaft Dresden, an der Wilden Weißeritz und der Linie Dresden-Chemnitz der Sächsischen Staatsbahn, 212 m ü. M., hat eine evang. Kirche, eine berühmte Forstakademie (1811 von Cotta gegründet, seit 1816 königliche Anstalt, 1887: 136 Studierende) mit reichen Sammlungen, ein Amtsgericht, ein salinisch-eisenhaltiges Mineralbad und (1885) 2511 Einw. Dabei die Ruine des Schlosses T. und am Bergabhang das neue Schloß des Grafen Suminski. Vgl. Fritzsche, Tharant (Dresd. 1867).

Thargelien, das Hauptfest des Apollon in Athen, am siebenten Tag des danach benannten Monats Thargelion (Mai-Juni), dem Tag der Geburt des Gottes, begangen. Nach seiner ursprünglichen Bedeutung bezog es sich auf das Reifen der Feldfrüchte, deren Erstlinge dem Apollon nebst der Artemis und den Horen in Prozession dargebracht wurden. Zugleich war es ein Sühnfest, an dem man durch ein eigentümliches Bußopfer die Stadt von aller Schuld reinigte, damit nicht der erzürnte Gott durch ausdörrende Hitze die Ernte vernichte und die Menschen mit Seuchen heimsuche. Ursprünglich bestand das Opfer in zwei des Todes schuldigen Menschen, Mann und Weib, die unter seltsamen Zeremonien am Ufer geopfert wurden; später scheint man sich damit begnügt zu haben, die Opfer von einer Höhe ins Meer zu stürzen, unten aber aufzufangen und wieder ans Land zu schaffen. Auch festliche Aufzüge und Wettrennen von Männern und Knaben fanden statt.

Tharrhaleus, s. Flüevogel.

Thasos, nördlichste Insel des griech. Archipelagus, hat 435 qkm (7,9 QM.) mit 5200 Einw., fast ausschließlich Griechen. Die Insel ist vulkanischen Ursprungs, hat meist steile Küsten und hohe, bewaldete Berge (Hypsaria 1045 m) sowie viele Überreste des griechischen Altertums. Hauptort ist Panagia (Kastro), auf der Nordküste. Hauptprodukte sind Honig und Öl. - Ionische Griechen besetzten die von Thrakern und Phönikern bewohnte, damals durch ihren Goldreichtum berühmte Insel von Paros aus vor 700 v. Chr.; in den Perserkriegen litt dieselbe schwer, ebenso 463, als die Athener unter Kimon die Stadt T. (auf der Nordküste) nach langer Belagerung eroberten. Später wechselte ihr Besitz zwischen Athen und Sparta; unter den Römern war sie frei, wurde 1462 türkisch, kam später in den Privatbesitz des Vizekönigs Mehemed Ali von Ägypten und wird seitdem von einem ägyptischen Gouverneur verwaltet.

Thassilo, s. Tassilo.

Thatbericht, s. Species facti.

Thatbestand (Corpus oder Materiale delicti), im Strafrecht der Inbegriff derjenigen Merkmale, welche den Begriff einer strafbaren Handlung ausmachen. Der Begriff eines Verbrechens faßt die Merkmale desselben zusammen, während der T. die Merkmale, aus denen die "That besteht", einzeln aufführt. Subjektiver T., die innere That, das Willensmoment, objektiver T., die äußern thatsächlichen Merkmale,