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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Theatrum europaeum; Theba; Thebain; Thebaïs; Thebaïsche Legion; Theben

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Theatrum europaeum - Theben.

immer mehr zu vervollkommnen. Er gab ihr das Privilegium, Tragödien und Komödien aufzuführen, und bewilligte eine jährliche Unterstützung von 12,000 Frank; die Anzahl der Schauspieler wurde fest bestimmt, die Verwaltung geregelt. So war durch die Vereinigung des Repertoires von Corneille und Racine mit dem Molières die klassische Bühne Frankreichs geschaffen; die Schauspieler nannten sich Comédiens ordinaires du roi. 1689 baute sich die Truppe einen eignen Saal in der Straße Fosses Saint-Germain (nachmals Straße de l'Ancienne Comédie) und nannte sich von der Zeit an Théâtre de la Comédie-Française; in demselben blieb das Theater bis zum Jahr 1770. In der ersten Hälfte dieser Periode machte es nur schlechte Geschäfte und vermochte die Konkurrenz der Markttheater (Marionetten, Akrobaten, Bänkelsänger etc.) nur mit polizeilicher Hilfe zu überwinden; die Zeit von 1740 aber, wo Voltaires Dramen die Bühne beherrschten, bis 1780 ist die glänzendste Epoche seiner Geschichte. Eine große Anzahl ausgezeichneter Schauspieler fand sich damals zusammen, von denen wir hier nennen: Grandval, Lekain, Bellecourt, Préville, Molé, Monvel, Brizard, Dugazon, die Damen Dumesnil, Clairon, Dangeville und Contat. Im J. 1770 siedelte das Theater in die Tuilerien über, zwölf Jahre später in einen neuerbauten Saal, wo sich jetzt das Odéon befindet. Hier fand auch 1784 die berühmte erste Vorstellung von "Figaros Hochzeit" statt. Die Revolution spielte dem T. übel mit; den Versuch, die antirepublikanischen Stücke Layas aufzuführen, mußten Schauspieler und Dichter mit Gefängnis büßen; erst nach und nach wurden sie befreit. Zur Ruhe aber kam das T. erst 1803, als es wieder in den Saal des Palais-Royal einziehen durfte, in dem schon Molière gewirkt hatte. Hier ist es seit der Zeit geblieben; der jährliche Zuschuß wurde auf 100,000 Frank erhöht. Eine feste Organisation erhielt es durch Napoleons pomphaftes Dekret vom 15. Okt. 1812 aus Moskau, das ergänzt und im einzelnen modifiziert wurde durch die Dekrete vom April 1850 und November 1859. Hiernach untersteht die Verwaltung einem Komitee von sechs Mitgliedern, unter der Direktion eines vom Staat bestellten Beamten (seit 1833; seit 1885 J. Claretie); dieses hat nicht nur die finanziellen Angelegenheiten zu besorgen und die Sociétaires (fest angestellten Mitglieder im Gegensatz zu den Pensionnaires) zu ernennen, sondern wirkt auch als Lesekomitee und hat über Annahme und Zurückweisung der eingereichten Stücke zu entscheiden. Der Zuschuß ist auf 240,000 Frank erhöht worden. - In dieser ganzen Zeit war die Comédie-Française arm an hervorragenden Talenten; abgesehen von Talma, der 1784 zuerst auftrat, und Rachel Félix, die ihr von 1838 bis 1855 angehörte, sind Sterne erster Größe auf der klassischen Bühne nicht zu verzeichnen. Dafür aber ist sie, besonders seit der Mitte dieses Jahrhunderts, durch ein mustergültiges Zusammenspiel ausgezeichnet, durch das in Verbindung mit der sorgfältigen Ausstattung, einem unermüdlichen Studium und liebevoller Achtung vor der Überlieferung die glänzendsten Erfolge erzielt wurden. Diese Vorzüge kommen besonders der Wiederaufführung der Werke der großen französischen Klassiker zu gute; eine würdige und künstlerisch schöne Darstellung derselben zu bieten, hat das T. immer als wichtigste Aufgabe betrachtet, eine Aufgabe, der die romantische Periode, welche mit der berühmten Theaterschlacht vom 25. Febr. 1830 zum Siege gelangte, es nur vorübergehend zu entfremden vermochte. Dafür hat auch die 200jährige Jubelfeier der Gründung des T. im J. 1880 einen vollgültigen Beweis geliefert. Vgl. Lucas, Histoire du T. (2. Aufl. 1863, 3 Bde.); Despois, Le T. sous Louis XIV (Par. 1886); Chabrol, Histoire et description du Palais-Royal et du T. (das. 1884).

Theatrum europaeum, eine Chronik der Zeitereignisse, welche seit etwa 1616 zu Frankfurt a. M. in Bänden erschien und Vorläuferin der später entstandenen Zeitungen war. Sie ging später in den Besitz der Kupferstecher- und Kunsthändlerfamilie Merian (s. d.) über, deren Mitglieder sie mit Kupferstichen versahen. Seit 1700 führte die Redaktion der Laubacher Pastor Schneider, welcher dem T. einen neuen Aufschwung gab. Doch ging es 1718 zum Teil durch die Verschwendungssucht des Generals und Architekten Eosander v. Goethe ein, welcher die Erbin des Merianschen Verlags geheiratet hatte. Es umfaßt 21 Bände.

Theba (hebr.), s. Arche.

Thebain C12H21NO3, Alkaloid des Opiums, bildet farb- und geruchlose Kristalle, schmeckt scharf, metallisch zusammenziehend, ist leicht löslich in Alkohol und Äther, kaum in Wasser, reagiert stark alkalisch, bildet mit Säuren kristallisierbare Salze, ist sehr giftig und erregt Starrkrampf.

Thebaïs, im Altertum Name von Oberägypten, nach der Hauptstadt Theben (s. d. 1).

Thebaïsche Legion, nach der Legende eine vom Kaiser Maximianus 300 n. Chr. aus der ägyptischen Landschaft Thebais gegen die Christen in Gallien gesandte Legion, welche wegen Dienstverweigerung erst zweimal dezimiert, dann mit ihrem Führer Mauritius zu St.-Maurice in Wallis niedergemetzelt und unter dem Namen der 10,000 Ritter (22. Juni) in das Martyrologium aufgenommen ward.

Theben, 1) die alte Hauptstadt Oberägyptens, am Nil, die "hundertthorige Stadt", der einstige Mittelpunkt des Pharaonenreichs, heute nur ein ausgedehntes Ruinenfeld zu beiden Seiten des Nils. Der hieroglyphische Name der Stadt war Ape (mit dem Artikel T'Ape), woraus das griechische Thebae entstanden ist. Die unter den Ptolemäern eingeführte Benennung Diospolis ist eine Übersetzung des altägyptischen Pe-Amun ("Haus des Ammon"). Die Gründung Thebens ist in Dunkel gehüllt. In die Geschichte tritt die Stadt erst mit der 11. Dynastie (2850 v. Chr.) ein, welche von Manetho eine thebaische genannt wird, und deren Gräber dort entdeckt wurden. Nach der Vertreibung der Hyksos und mit der Herstellung der unter ihnen zerstörten Tempel, also unter der 18. Dynastie (1706), begannen die herrlichen Bauten zu entstehen, welche, im Lauf der folgenden elf Jahrhunderte verschönert, vergrößert und vermehrt, die Stadt zum Wunder der Alten Welt erhoben haben. 527 wurde ihr durch Kambyses der erste Stoß versetzt; die Verwüstung und Plünderung durch die Perser war derart, daß T. nie wieder sich zu altem Glanz erheben konnte. Die Verlegung der Residenz unter den letzten Dynastien nach den Städten des Deltas und der Aufschwung Alexandrias unter den Ptolemäern entzogen ihr die Lebenskraft. 84 endlich brachte ihr die Empörung gegen Ptolemäos Soter II. Lathyros den Untergang. Erbittert durch ihren dreijährigen Widerstand, verheerte sie der siegreiche König mit Feuer und Schwert, so daß Strabon hier nur einige ärmliche Ortschaften um die vier Haupttempel gruppiert fand. Das Gebiet von T. nehmen gegenwärtig vier Dörfer: Luksor, Medinet Habu, Karnak und Kurnah, ein, mit den noch erhaltenen großartigen Ruinen der alten Stadt.