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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Thiersch

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Thiersch.

des historiques sur la vie privée, politique et littéraire de M. T. 1830-46 (Par. 1846, 2 Bde.); Derselbe, Histoire populaire de M. T. (das. 1872); Richardet, Histoire de la présidence de M. T. (das. 1875); Eggenschwyler, T.' Leben und Werke (Bern 1877); Jules Simon, Le gouvernement de M. T. (Par. 1878, 2 Bde.); Derselbe, T., Guizot, Rémusat (das. 1885); Mazade, M. T. (das. 1884); P. de Rémusat, A. T. (das. 1889).

Thiersch, 1) Friedrich, namhafter Philolog, geb. 17. Juni 1784 zu Kirchscheidungen bei Freiburg a. d. Unstrut, vorgebildet in Naumburg und Schulpforta, studierte seit 1804 in Leipzig und Göttingen Theologie und Philologie, ward 1808 Kollaborator am Gymnasium zu Göttingen und Privatdozent an der Universität, 1809 Professor an dem neuerrichteten Lyceum zu München, begründete hier das 1812 mit der Akademie verbundene philologische Institut und zur Vereinigung der jüngern Gelehrten die "Acta philologorum Monacensium" (Münch. 1811-29, 4 Bde.) und ward 1826 nach der Verlegung der Universität Landshut nach München ordentlicher Professor der Philologie und Direktor des philologischen Seminars daselbst. 1831-32 war er in Griechenland, wo er nach dem Tod Kapo d'Istrias' an der Regierung teilnahm und namentlich für Erwählung des Prinzen Otto von Bayern zum König wirkte; 1848 wurde er zum Präsidenten der Akademie der Wissenschaften erwählt. Er starb 25. Febr. 1860. T. ist die Wiederbelebung der philologischen Studien in Bayern zu danken. Von seinen Schriften gehören hierher: "Griechische Grammatik, vorzüglich des Homerischen Dialekts" (Leipz. 1812, 3. Aufl. 1826); "Griechische Grammatik für Schulen" (das. 1812, 4. Aufl. 1855); "Über die Epochen der bildenden Kunst unter den Griechen" (Münch. 1816-19, 2 Bde.; 2. Aufl. 1829); die Bearbeitung des Pindar (Leipz. 1820, 2 Bde.); "Allgemeine Ästhetik in akademischen Lehrvorträgen" (Berl. 1846). Er hat aber auch sehr segensreich auf die Gestaltung des höhern Schulwesens überhaupt eingewirkt; er veröffentlichte hierüber: "Über gelehrte Schulen, mit besonderer Rücksicht auf Bayern" (Stuttg. 1826-37, 3 Bde. in 12 Abtlgn.); "Über den Zustand der Universität Tübingen" (Münch. 1830; "Über die neuesten Angriffe auf die Universitäten" (Stuttg. 1837) und "Über den gegenwärtigen Zustand des öffentlichen Unterrichts in den westlichen Staaten von Deutschland, in Holland, Frankreich und Belgien" (das. 1838, 3 Bde.). Auch sonst vertrat er die Grundsätze freierer Lebensgestaltung. In der Schrift "Über den angenommenen Unterschied zwischen Nord- und Süddeutschland" (Münch. 1810) trat er für die angefeindeten Norddeutschen auf, in "Über Protestantismus und Kniebeugung in Bayern" (drei Sendschreiben an Döllinger, Marb. 1844) für seine protestantischen Glaubensgenossen. Noch schrieb er: "De l'état actuel de la Grèce et des moyens d'arriver à sa restauration" (Leipz. 1833, 2 Bde.). Sein Leben beschrieb sein Sohn Heinrich T. (Leipz. 1866-67, 2 Bde.). -

Sein Bruder Bernhard, geb. 26. April 1794 zu Kirchscheidungen, 1817 Lehrer in Gumbinnen, 1818 in Lyck, 1823 in Halberstadt, 1832 Direktor des Gymnasiums in Dortmund, gest. 1. Sept. 1855 als Emeritus in Bonn, veröffentlichte: "Über das Zeitalter und Vaterland des Homer" (Halberst. 1824, 2. Aufl. 1832), eine Ausgabe des Aristophanes (nur Bd. 1 und 6, Leipz. 1830) und der "Thesmophoriazusen" von Aristophanes (Halberst. 1832), Forschungen über die westfälischen Femgerichte u. a. T. ist der Dichter des Preußenliedes.

2) Heinrich Wilhelm Josias, Sohn von T. 1), der wissenschaftliche Vertreter des Irvingianismus in Deutschland, geb. 5. Nov. 1817 zu München, studierte daselbst Philologie, in Erlangen Theologie, ward 1839 Privatdozent der theologischen Fakultät zu Erlangen und 1843 Professor in Marburg, legte aber 1850 diese Stelle nieder, um als Pastor an der sich damals in Norddeutschland bildenden irvingianischen Gemeinde zu wirken, lebte seit 1864 ohne Amt in München, Augsburg und Basel, wo er 3. Dez. 1885 starb. Unter seinen Schriften sind zu nennen: "Versuch zur Herstellung des historischen Standpunktes für die Kritik der neutestamentlichen Schriften" (Erlang. 1845); "Vorlesungen über Katholizismus und Protestantismus" (2. Aufl., das. 1848, 2 Bde.); "Über christliches Familienleben" (8. Aufl., Augsb. 1888); "Die Kirche im apostolischen Zeitalter" (3. Aufl., das. 1879); "Döllingers Auffassung des Urchristentums" (Erlang. 1862); "Die Strafgesetze in Bayern zum Schutz der Sittlichkeit" (Münch. 1868); "Die Gleichnisse Christi" (2. Aufl., Frankf. 1875); "Die Bergpredigt Christi" (2. Aufl., Augsb. 1878); "Über den christlichen Staat" (Frankf. 1875); "Christian Heinr. Zellers Leben" (Basel 1876, 2 Bde.); "Die Anfänge der heiligen Geschichte" (das. 1877); "Über die Gefahren und Hoffnungen der christlichen Kirche" (2. Aufl., das. 1878); "Inbegriff der christlichen Lehre" (das. 1886); ferner außer der Biographie seines Vaters (s. oben): "Griechenlands Schicksale vom Anfang des Befreiungskriegs bis auf die gegenwärtige Krisis" (Frankf. 1863). Vgl. Wigand, H. W. T.' Leben, zum Teil von ihm selbst erzählt (Basel 1887).

3) Karl, Mediziner, Bruder des vorigen, geb. 20. April 1822 zu München, studierte daselbst, in Berlin, Wien u. Paris, ward 1848 Prosektor für pathologische Anatomie in München, machte den zweiten schleswig-holsteinischen Krieg unter Stromeyer als freiwilliger Arzt mit und stellte 1854 bei einer Choleraepidemie in München experimentelle Untersuchungen über die Ansteckungsfähigkeit der Cholera an. 1854 wurde er als Professor der Chirurgie nach Erlangen, 1867 nach Leipzig berufen. 1870 machte er als konsultierender Generalarzt im 12. Armeekorps den Krieg gegen Frankreich mit. T. zählt zu den ersten Chirurgen der Gegenwart. Nach einem von ihm in Gemeinschaft mit Wunderlich entworfenen Plan wurde das neue Stadtkrankenhaus zu Leipzig, ein Musterinstitut ersten Ranges, erbaut. Seine hervorragendsten Untersuchungen beziehen sich auf die Wundheilung, deren feinere Vorgänge er mikroskopisch zu erforschen suchte. Die gewonnenen Resultate wurden im "Handbuch der Chirurgie" von Billroth und Pitha veröffentlicht. Auch die praktische Seite der Wundheilung förderte T. als einer der ersten durch Einführung der Salicylsäure als Verbandmittels. Über den Epithelialkrebs lieferte er eine bahnbrechende Arbeit (Leipz. 1865).

4) Ludwig, Maler, geb. 12. April 1825 zu München als Sohn von T. 1), besuchte die dortige Akademie, um sich unter Schwanthaler der Bildhauerkunst zu widmen, ging aber nach einigen Jahren zur Malerei über, worin er Schüler von Heinrich Heß, Schnorr und insbesondere von Schorn wurde. Nachdem er eine Sakuntala (1848) und eine Kamisardenszene gemalt, begab er sich nach Rom und malte Szenen aus dem italienischen Volksleben sowie einen Hiob unter seinen Freunden. 1852 reiste er mit seinem Vater nach Athen, schmückte die dortige byzantinische Kirche des heil. Nikodemus mit Fresken und wurde 1856 nach Wien berufen, wo er in der griechischen Kirche ebenfalls Fresken ausführte. Nachdem