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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Togianinseln; Togo; Tográi; Tohu wabohu; Toilette; Toise; Tokâd; Tokadille; Tokantins; Tokar

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Togianinseln - Tokar.

(Toggenburger oder Zwölferkrieg von 1712). Neu ausgebrochene Feindseligkeiten wurden 1755 und 1759 beigelegt. 1803 wurde das Ländchen dem Kanton St. Gallen zugeteilt. Es zerfällt in die vier Bezirke Ober-, Neu-, Alt- und Unter-T., von denen Alt-T. (11,721 Einw.) vorherrschend katholisch, die drei andern, mit 43,887 Einw., vorherrschend protestantisch sind. Die Hauptindustrie ist Baumwollspinnerei (s. Sankt Gallen, S. 283). Die oberste Thalgemeinde ist Wildhaus, der Geburtsort Zwinglis. Bei Ebnat-Kappel (640 m) beginnt die "Toggenburger Eisenbahn" und führt thalabwärts über Wattwyl, Lichtensteg und andre Orte bis nach Wyl, wo sie in die Zürich-St. Galler Linie einmündet (560 m). Vgl. Wegelin, Geschichte der Landschaft T. (St. Gallen 1857); Hagmann, Das T. (Lichtensteg 1877).

Togianinseln (Tadjainseln, Schildpattinseln), Gruppe von etwa 500 Eilanden in der Tominibai an der Ostküste von Celebes, 677 qkm (12,2 QM.) groß, stark bewaldet, unbewohnt, aber wegen des Schildkrötenfanges und der Fischerei häufig besucht; gehört zur niederländischen Residentschaft Menado.

Togo ("jenseit der Lagune"), deutsche Kolonie an der Sklavenküste von Westafrika (s. Karte bei "Guinea"), zwischen 1° 10' (New Sierra Leone) und 1° 30' östl. L. v. Gr. (Gum Koffi), doch zieht sich die östliche Grenzlinie nordostwärts bis 1° 40', ein Areal von 1300 qkm (23,6 QM.). Am Meer liegen die Handelsplätze Lome, Bagida und Porto Seguro auf einem schmalen, niedrigen und hafenlosen Küstenstreifen; dahinter zieht sich eine Strandlagune hin, welche in der Lagune T. sich nach N. erweitert, jedoch in weit geringerm Maß, als die Engländer, welche sie Avonlagune nennen, früher angaben. In die Lagune mündet von N. her der Hahofluß. Das sogleich zu Hügeln von 40-60 m Hohe aufsteigende Land ist außerordentlich reich an Ölpalmen und andern Fruchtbäumen; nur der kleinste Teil des Landes ist angebaut mit Kassawen, Mais, Bataten, Ananas u. a., das übrige ist mit Rohr, hohem Gras und Buschdickicht, aus dem einzelne Bäume hervorragen, bestanden. Vierfüßige Tiere sind außer Affen selten; vereinzelt gibt es Leoparden, dagegen ist die Vogelwelt überreich, und die Lagunen sind voll von Fischen. Die Bevölkerung, etwa 40,000 Köpfe und durchweg Neger, beschäftigt sich an der Küste fast ausschließlich mit Handel; weiter nach dem Innern zu fertigt man kunstreiche Gefäße, Leder und Zeuge. Die aus Binsen geflochtenen Hütten sind rund oder viereckig, in jedem Ort aber gleichförmig gebaut und, wie Straßen und Plätze, sehr rein gehalten. Jedes Dorf enthält eine Gerichtshalle, ein Palaver und ein Fetischhaus. Der Hauptort T. am östlichen Ufer der gleichnamigen Lagune hat 2000-3000 Einw., das heilige Be zählt 2000 Seelen, außerdem werden noch 10 Orte mit je 1000 Seelen genannt. Das Gebiet von T. wurde Ende 1884 unter deutschen Reichsschutz gestellt und für dasselbe ein deutscher Reichskommissar mit dem Sitz in Klein-Popo ernannt. Das Budget der Kolonie bezifferte sich 1888/89 auf 107,000 Mk. Einnahme und 178,000 Mk. Ausgabe. T. wurde 1887 von Henrici besucht, und 1888 ging Wolf ab, um das Hinterland zu erforschen. Vgl. Zöller, Das Togoland und die Sklavenküste (Stuttg. 1885); Krümmel, Togoland (Weim. 1887); Henrici, Das deutsche Togogebiet (Leipz. 1888).

Tográi, Muajjad ed-din el Hosein ibn 'Ali, arab. Dichter des 11. und 12. Jahrh., war Wesir des Seldschukkenfürsten Mas' ud ibn Mohammed und wurde nach dessen Beseitigung durch seinen Bruder Mahmud 1119 oder 1121 getötet. Er ist einer der hervorragendsten Elegiker und kontemplativen Lyriker; am berühmtesten ist seine "Lâmije" (auf l reimendes Gedicht), welche wiederholt herausgegeben und übersetzt ist (unter andern v. Rucocke, Oxford 1661; Reiske, Dresd. 1756; Frähn, Kasan 1814).

Tohu wabohu (hebr., "wüst und leer"), nach 1. Mos. 1, 2 Bezeichnung eines wüsten Durcheinander.

Toilette (franz., spr. toa-), ursprünglich ein Tuch (toile), das man über den Putztisch der Damen breitete; dann das ganze zum Putz notwendige Gerät, insbesondere neben dem Spiegel der Tisch (Putztisch, Nachttisch), auf welchem alle diese Geräte sich befinden; endlich der weibliche Putz selbst in allen seinen Details, daher T. machen, sich vollständig ankleiden, putzen.

Toise (spr. toahs'), die franz. Klafter, Normaleinheit des altfranzösischen Längenmaßes. Die alte T. hatte 6 alte Pariser Fuß = 1,949 m; die neue (metrische, t. usuelle), zu 2 m, wurde als Übergang vom alten zum neuen Maßsystem eingeführt. Der ihr zu Grunde liegende, noch jetzt in Paris aufbewahrte Maßstab hieß T. du Pérou (weiteres bei Gradmessungen). Vgl. Peters, Zur Geschichte und Kritik der Toisenmaßstäbe (Berl. 1886).

Tokâd, Hauptstadt eines Sandschak im türk. Wilajet Siwas in Kleinasien, unweit des Jeschil Irmak, 620 m hoch, auf drei Seiten von Bergen umgeben, hat eine alte Citadelle, einen verfallenen Palast sowie eine Brücke und eine Moschee aus der Seldschukkenzeit, sonst meist unansehnliche Häuser, viele Moscheen sowie mehrere christliche Kirchen und Klöster. T. ist Sitz eines armenischen Erzbischofs und war früher als Karawanenstation wie durch lebhaften Handel und Industrie von Bedeutung. Bemerkenswert sind die dortigen Kupferschmelzen und Kupferschmieden, welche ihr Erz von Maaden Kapur an der Quelle des westlichen Tigris erhalten. Die Einwohnerzahl beträgt etwa 45,000 Seelen (26,000 Türken, 15,0000 Armenier, der Rest Griechen und Juden). Im Altertum lag 6 km nordöstlich von T. das pontische Komana; T. selbst ist das byzantinische Eudokia.

Tokadille, ein aus Italien stammendes, dem Puff verwandtes Spiel, wird von zwei Personen mit je 15 (auch 16) Steinen gespielt, nach Regeln, die auf denen des Puffs beruhen, aber ungleich verwickelter sind und mehr Abwechselung bieten als dieser.

Tokantins, großer Fluß in Brasilien, entspringt als Rio das Almas auf den Hochgebirgen im S. der Provinz Goyaz, durchströmt diese und die Provinz Pará in nördlicher Richtung, hat mehrere Wasserfälle und Stromschnellen, erweitert sich unterhalb Cameta zum Rio Pará, empfängt hier einen Nebenarm des Amazonenstroms, den Paranau, der die Insel Marajo vom Festland trennt, und mündet unterhalb Pará oder Belem in den Atlantischen Ozean. Er ist 2612 km lang, wovon 220 km auf den Rio Pará kommen; die Schiffahrt auf dem T. ist seit 1867 allen Nationen freigegeben. Regelmäßige Dampfschiffahrt ist 650 km aufwärts im Gang; oberhalb der Wasserfälle sind weitere 650 km bis zu den Schnellen von Itaboca schiffbar. Sein bedeutendster, ihn an Ausdehnung übertreffender Zufluß ist der Araguaia, welcher an der Sierra de Santa Martha entspringt und in einem breiten Parallelthal zu dem des T. nach N. fließt, um sich nach 2600 km langem Lauf und nach Bildung der großen Flußinsel Santa Anna oder Bannanal bei São João das Duas Barras mit jenem zu vereinen.

Tokar, Stadt mit kleinem Fort in Nubien, südlich von Suakin in einer Oase, in der sich der Fluß Barka