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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Tournantöl - Tours.

Utrecht mit den österreichischen Niederlanden vereinigt, doch erhielten die Holländer kraft des Barrieretraktats das Besatzungsrecht. Als Joseph II. 1781 den Barrieretraktat aufhob, wurde auch T. geschleift. Hier wurden 19. Mai 1794 die Engländer unter dem Herzog von York von den Franzosen unter Pichegru geschlagen. T. fiel nun an Frankreich, wurde im ersten Pariser Frieden von 1814 an Holland abgetreten und kam 1830 an Belgien. Vgl. Bourla, T.-guide, histoire etc. (Tourn. 1884); Cloquet, T. et Tournaisis (Lille 1885).

Tournantöl, s. Olivenöl.

Tourné (franz.), umgedreht, umgeschlagen! substantivisch: das als Trumpf aufgeschlagene Kartenblatt.

Tournebroche (franz., spr. turn'brósch), Bratenwender.

Tournedos (franz., spr. turn'doh), Lendenbratenschnitzel, welche vor dem Braten in einer Marinade von Provenceröl, Zitronensaft, Pfeffer etc. mariniert worden sind und mit Béarner, Scharlotten- ^[richtig: Schalotten-] oder Tomatensauce serviert werden. T. à la Rossini, berühmtes Gericht, zwei Lendenschnitzel, zwischen welchen Trüffel- und Gänseleberschnitte liegen.

Tournée (franz.), Rundreise (besonders amtliche).

Tournefort (spr. turnfor), Joseph Pitton de, Botaniker, geb. 5. Juni 1656 zu Aix, studierte bei den Jesuiten daselbst, ward 1683 Professor der Botanik am königlichen Pflanzengarten in Paris, bereiste von 1700 bis 1702 auf Kosten der Regierung Griechenland und Kleinasien, worüber er in "Voyage au Levant" (Par. 1717, 3 Bde.; deutsch, Nürnb. 1776) berichtete, und von wo er über 1300 neue Pflanzenarten mitbrachte. Er starb als Professor der Medizin am Collège de France 28. Nov. 1708 in Paris. Das in seinen "Institutiones rei herbariae" (Par. 1700, 3 Bde.; neue Aufl. von A. de Jussieu, Lyon 1719, 3 Bde.) aufgestellte Pflanzensystem, welches 22 Klassen umfaßte und sich auf den Bau der Blumenkrone gründete, fand trotz der geringen Berücksichtigung der natürlichen Verwandtschaft wegen der Handlichkeit des Buches in der Zeit vor Linné allgemeine Anerkennung. Auch war T. der erste vor Linné, welcher den Schwerpunkt der beschreibenden Botanik in die Charakteristik der Gattungen verlegte, wobei er freilich die spezifischen Verschiedenheiten innerhalb der Gattungen als Nebensache behandelte. Von seinen übrigen Werken sind noch zu nennen: "Histoire des plantes qui naissent aux environs de Paris" (Par. 1698; 2. Aufl. von Jussieu, 1725); "Éléments de botanique" (Lyon 1694, 3 Bde. mit 489 Tafeln); "Traité de la matière médicale" (Par. 1717, 2 Bde.).

Tournesollappen, s. v. w. Bezetten (s. d.).

Tournesolpflanze, s. Crozophora.

Tournieren (franz.), drehen, wenden, z. B. im Kartenspiel (s. Skat); in der Kochkunst die Manipulation, mittels welcher man eine Speise ohne Rühren mit der Sauce mischt oder eine Flüssigkeit erhitzt, ohne daß sie am Boden des Gefäßes gerinnt; eine tournierte Suppe oder Sauce ist mit Ei vermischt, welches durch Kochen geronnen ist. Auch s. v. w. Drechseln, Drehen, daher das Ausschneiden oder Abdrehen von Rüben, Kartoffeln u. dgl. in Form von Kugeln etc. beim Garnieren großer Fleischschüsseln.

Tourniquet (franz., spr. turnikeh, Aderpresse), chirurg. Instrument zum Zusammenpressen von Arterien, um Verblutung bei Amputationen und sonstigen Blutungen zu verhüten. Dasselbe besteht (s. Figur) in einem Polster, welches oberhalb der Blutung (beim Bein in der Schenkelbeuge, beim Arm nahe der Achselhöhle) auf den Hauptstamm der Arterie gesetzt und mit einem 1 m langen Band mittels Knebels oder Schnalle um das Glied befestigt wird. - T. heißt auch eine drehbare Barriere (Drehkreuz) vor Billetschaltern etc.

^[Abb.: Tourniquet]

Tournois (franz., spr. turnŏa), altfranzösische, nach der Stadt Tours benannte Münzwährung, nach welcher bis 1795 und 1796 ganz Frankreich mit Einschluß der Kolonien rechnete. Der Livre t. hatte 20 Sous à 12 Deniers und stand um 1¼ Proz. im Wert niedriger als der heutige Frank, indem 81 Livres t. 80 Frank galten.

Tournon (spr. turnóng), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Ardèche, am Rhône, über welchen zwei Hängebrücken nach der Stadt Tain hinüberführen, an der Eisenbahn Givors-La Voulte, hat ein Lyceum, eine Bibliothek, ein Schloß, Seidenfilanden, Weinhandel und (1886) 3793 Einw.

Tournüre (franz., spr. turn-), gewandtes Benehmen; auch s. v. w. Cul de Paris.

Tournus (spr. turnüh), Stadt im franz. Departement Saône-et-Loire, Arrondissement Mâcon, an der Saône und der Eisenbahn Dijon-Lyon, hat eine Abteikirche, St.-Philibert, aus dem 11. und 12. Jahrh., ein Denkmal des hier gebornen Malers Greuze (von Falguière), ein Handelsgericht, Collège, Fabrikation von Rübenzucker, Maschinenbau, Seiden- und Weinbau und (1886) 4201 Einw.

Tourons (franz., spr. turóng), feines Gebäck aus Eiweißschnee, Zitronensaft und Mehl, welches noch warm um ein fingerdickes rundes Holz gewunden wird.

Tours (spr. tuhr), Hauptstadt des franz. Departements Indre-et-Loire und ehemalige Hauptstadt der Provinz Touraine, in fruchtbarer Ebene am linken Ufer der Loire, über welche eine 434 m lange, steinerne Brücke nebst zwei Hängebrücken führt, wichtiger Eisenbahnknotenpunkt (Linien über Vendôme nach Paris, nach Orléans, Vierzon, Châtellerault, Poitiers, Sables d'Olonne, Nantes, Le Mans), ist von Boulevards (an Stelle der alten Festungswerke) umgeben und hat sich im S. durch neue Stadtteile bis zum Ufer des Cher erweitert. Die schöne Rue Royale teilt die Stadt in zwei fast gleiche Teile. Die hervorragendsten Gebäude sind: die gotische Kathedrale (mit zwei 70 m hohen Türmen und prächtigem Portal), die Kirchen St.-Julien (mit schönen Fresken) und St.-Martin (mit zwei schönen Türmen), der erzbischöfliche Palast, die Präfektur, das Justizgebäude, das Rathaus und das Theater. Am Platz vor der Brücke