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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Triasformation

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Triasformation (Gliederung).

(Muschelkalk) überhaupt nicht zur Entwickelung kam und in der alpinen, übrigens sonst auch weitverbreiteten Facies die Gesteinsunterschiede zwischen den einzelnen Gliedern nicht so charakteristisch hervortreten. Zunächst von der deutschen außeralpinen Facies ausgehend, läßt sich in der untersten Abteilung, dem Buntsandstein, wiederum eine Dreiteilung durchführen: zuerst, bei vollständiger Entwickelung der Formationen, dem Zechstein (s. Dyasformation), oft aber auch ältern Bildungen, beispielsweise dem Granit, aufgelagert, Letten (Leberschiefer), weiße, oft fleckige Sandsteine (Tigersandsteine), in einzelnen Gegenden (am Harz) Roggenstein. Dieser untersten Abteilung folgt der Hauptbuntsandstein (Vogesensandstein), überwiegend rot gefärbt; das bald thonige, bald kieselige Bindemittel ist in den Schichten oft regellos verteilt, so daß durch die Verwitterung groteske Felsenklippen (Annweiler Thal) oder Blockanhäufungen (Felsenmeere) entstehen. Mitunter konzentriert sich das thonige Bindemittel zu größern Gallen oder kleinen, gewöhnlich bald auskeilenden Zwischenschichten. Hin und wieder sind einzelne Sandsteinpartien von kugeligen, aus kieselreicher Masse gebildeten Konkretionen (Kugelfelsen) durchspickt. Das oberste Glied des Buntsandsteins, den Röt, bilden Mergel mit untergeordneten Dolomiten und ebenfalls zurücktretenden, oft pflanzenführenden Sandsteinen (Voltziensandsteinen), nicht selten sehr dünnschieferig, glimmerreich und mit Steinsalzpseudomorphosen und Tierfährten (Chirotheriumsandstein) auf den Oberflächen der Schichten. Als untere Grenze des Muschelkalks, der zweiten Hauptabteilung der T., empfiehlt es sich, einen gegen die Farben des Röts scharf abstechenden, gelblich- oder bräunlich gefärbten Dolomit (Wellendolomit) zu nehmen, welcher zusammen mit dem gewöhnlich sehr mächtigen Wellenkalk dann die unterste Abteilung des ebenfalls dreigliederigen Muschelkalks bilden würde. Letzterer ist ein sehr dünnschieferiger Kalk, mit eigentümlichen Fältelungen und gebogenen Wülsten (sogen. Schlangenwülsten) versehen, beide wohl Eintrocknungserscheinungen. Hier und da ist dem eintönigen Schichtenaufbau eine stärkere versteinerungsreichere Lage eingeschaltet, so namentlich nach oben der Schaumkalk (Mehlbatzen), im deutschen Norden mit größerer, in Mitteldeutschland mit geringerer Mächtigkeit entwickelt, im Süden ganz fehlend. In den Reichslanden und den angrenzenden Länderstrichen ist diese ganze untere Etage des Muschelkalks als eine Sandsteinfacies ausgebildet. Die auf den Wellenkalk folgende Anhydritgruppe wird im allgemeinen aus Mergeln mit Dolomiten (wegen ihrer zelligen Struktur Zellendolomite genannt), auch Hornsteinen, reich an kleinen Versteinerungen, gebildet, wozu, namentlich in Südwestdeutschland, Gips, Anhydrit und Steinsalz kommen, und ist vom Hauptmuschelkalk (Friedrichshaller Kalk) überlagert. Dieser stellt einen Wechsel von Kalksteinen und thonigen Zwischenmitteln dar, in bald dünnen, bald mächtigern Schichten. Die Führung von Versteinerungen ist gewöhnlich auf einzelne Lagen beschränkt, die aber bisweilen überreich an Exemplaren einer Spezies sind, so namentlich mehrere Bänke mit den Stielgliedern von Encrinus liliiformis (Encrinus-, Kriniten- oder Trochitenkalk, s. nebenstehende Abbildung), andre voll von einer kleinen kugeligen Varietät (cycloides) der auf Tafel I abgebildeten Terebratula vulgaris. In obern Schichten des Hauptmuschelkalks treten als Reste namentlich zwei Ceratiten (Ceratites nodosus und semipartitus) als charakteristische Versteinerungen (Ceratitenkalke) auf. Den Schluß bildet in Süddeutschland ein oft dolomitischer Kalk, nach einem Leitfossil (Trigonodus Sandbergeri), Trigonoduskalk oder -Dolomit genannt. Einige Geologen rechnen dagegen dem Muschelkalk noch die untere Hälfte des Keupers, die Lettenkohlenformation (grauer Keuper, Kohlenkeuper), zu, ein Schichtenprofil von vorwiegend grauen bis schwarzen Mergeln, denen Sandsteine (Lettenkohlensandstein) und Dolomite eingelagert sind, letztere namentlich im obersten Teil sehr mächtig (Grenzdolomit), während an der untern Grenze der Lettenkohlenformation direkt auf dem Trigonodusdolomit oft ein Kalk lagert, in welchem die Schalen eines kleinen Krebses häufig sind (Bairdia pirus, daher Bairdienkalk). Fast allgemein wird im Gegensatz zu dieser Zuziehung der Lettenkohlenformation (welche ihren Namen nach einer an Pflanzenfragmenten reichen, als Feuerungsmaterial aber unbrauchbaren lettigen Kohle trägt) dem Keuper zugezählt, mitunter wohl auch als selbständiges Glied dem Keuper, Muschelkalk und Buntsandstein gegenübergestellt, wobei dann freilich der Name "T." hinfällig werden würde. Den echten (obern, bunten) Keuper eröffnen Gipse, mitunter (Lothringen) Steinsalz führend, in lokal sehr verschiedener Mächtigkeit Anhydrit- oder Gipsmergeln eingelagert, welche außerdem von einzelnen Steinmergelschichten mit Einschlüssen von metallischen Substanzen (Bleiglanz, Kupfererze) durchzogen werden. Größere Sandsteinetagen unterbrechen die bunten Mergel und zwar, von unten nach oben aufgezählt, der Schilfsandstein (nach den schilfartigen Resten von Equiseten so genannt), der Semionotussandstein (mit den Resten eines Fisches, Semionotus Bergeri) und der Stubensandstein (der Name stammt von der gelegentlichen Verwendung zu Sand zerfallener Partien). Zwischen und über diesen Sandsteinetagen sind bunte Mergel entwickelt, zu oberst meist Konkretionen und zahlreiche Knochenfetzen führend (Knollenmergel). Was darüber liegt, in Deutschland teils pflanzenführende Thone, teils Sandsteine mit einer fast nur aus Knochenfragmenten und Zähnen bestehenden Lage (Knochenbett, Bonebed), wird wegen der großen Mächtigkeit

^[Abb.: Krinoidenkalk.]