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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Uckie; Ucles; Udaipur; Uddevalla; Uden; Udine; Udometer; Udschain; Udschidschi

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Uckie - Udschidschi.

davon in das Pommersche Haff mündet, und an der Linie Jatznick-Ü. der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, ein altes Schloß, eine Irren-, eine Korrektions- und Landarmenanstalt, ein Amtsgericht, bedeutende Ziegeleien, Kalkbrennerei, Eisengießerei, Sägemühlen, Holzhandel, Fischerei, Schifffahrt und (1885) 5458 meist evang. Einwohner. - Ü. ist seit 1190 Stadt und war ehemals eine wichtige Festung, die 1469 vom Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg vergeblich belagert wurde.

Uckie, marokkan. Münze, = 1/10 Mitskal (s. d.).

Ucles, Stadt in der span. Provinz Cuenca, mit (1878) 1138 Einw.; hier 13. Jan. 1809 Sieg der Franzosen unter Victor über die Spanier unter dem Herzog von Infantado.

Udaipur, s. Mewar.

Uddevalla, Hafenstadt im schwed. Län Gotenburg und Bohus, am innersten Ende des Byfjords und an der Eisenbahn Herrljunga-U., hat eine höhere Lehranstalt, Navigationsschule, Gewerbeschule, Zoll- und Lotsenstation, ein Museum und (1885) 7354 Einw., welche Baumwollspinnerei und -Weberei, Fabrikation von Möbeln, Zündhölzern, Branntwein und Tabak, Schiffbau, Fischerei und lebhaften Handel betreiben.

Uden, Lucas van, niederl. Maler u. Radierer, geb. 18. Okt. 1595 zu Antwerpen, war Schüler seines Vaters, trat 1627 in die dortige Lukasgilde und starb 4. Nov. 1672 daselbst. Er ist vorzugsweise dadurch bekannt geworden, daß er für Rubens und D. Teniers den jüngern Landschaften malte, welche jene mit Figuren versahen. Doch hat er auch zahlreiche selbständige Landschaften nach Motiven aus Brabant und Flandern gemalt, deren Eigentümlichkeit in einer schlichten und treuen Auffassung beruht. Unter Rubens' Einfluß wurde seine Färbung wärmer und reicher. Landschaften von ihm besitzen die Galerien zu Dresden, Petersburg, Brüssel, Frankfurt a. M., München, Antwerpen, Berlin, Wien u. a. Seine landschaftlichen Radierungen (etwa 30) sind mit überaus feiner Naturbeobachtung und zarter Nadel ausgeführt.

Udine, ital. Provinz in der Landschaft Venetien (s. Karte "Italien, nördliche Hälfte"), grenzt nördlich und östlich an Österreich, südlich an das Adriatische Meer und die Provinz Venedig, westlich an die Provinzen Treviso und Belluno und hat einen Flächenraum von 6431 qkm (nach Strelbitsky 6619 qkm [120,21 QM.]) mit (1881) 501,745 Einw. Das Land wird im N. bogenförmig von den Karnischen Alpen (Paralba 2690 m hoch) durchzogen, welchen die Friauler Alpen (Premaggiore 2471 m) und östlich die Julischen Alpen (Monte Canin 2582 m) vorgelagert sind, von welchen sich zahlreiche Hügelgruppen abzweigen, die sich schließlich zu der weiten und, soweit sie nicht vom Gerölle der Flüsse überschüttet ist, fruchtbaren friaulischen Ebene herabsenken. Gegen die Küste zu geht die Ebene in lagunenartiges Land über. Die wichtigsten Flüsse sind: Tagliamento, Livenza und Stella. Das verschiedene Vegetationszonen umfassende Land erzeugt Weizen (1887: 243,300 hl), Mais (857,000 hl), Reis (10,878 hl), Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Kastanien, Hanf, Wein (64,500 hl), Seide (1,5 Mill. kg Kokons); ferner Vieh (1881 zählte man 180,523 Rinder, 81,444 Schafe und 34,966 Ziegen) und Fische. Die Einwohner suchen in großer Anzahl für einen Teil des Jahrs Beschäftigung außerhalb des Landes. Die Industrie der Provinz erstreckt sich auf Seiden- und Baumwollmanufaktur, Gerberei, Bierbrauerei, Holzschneiderei, Töpferei, Papier- und Metallwarenfabrikation. Die Provinz zerfällt in 17 Distrikte. - Die Hauptstadt U., in weinreicher Gegend an einem vom Torre ausgehenden Kanal und an der Eisenbahn Venedig-Cormons gelegen, von welcher hier die Linie nach Pontebba abzweigt, ist gut gebaut und hat stattliche Mauern und Türme. Unter den Gebäuden sind bemerkenswert: die romanische Domkirche und mehrere andre Kirchen mit guten Gemälden, das Kastell (von 1517, einst Sitz des Patriarchen, jetzt Kaserne), der erzbischöfliche Palast (mit schöner, von Giovanni da Udine gemalter Decke und Fresken von Tiepolo), der Palazzo pubblico (1457 erbaut, nach dem Brand von 1876 erneuert) und der Uhrturm (mit offener Säulenhalle), beide auf dem Viktor Emanuel-Platz, das Theater und mehrere Privatpaläste. Der Campo santo von U. gehört zu den schönsten Friedhöfen Italiens. Die Stadt hat ein technisches Institut, ein Lycealgymnasium, ein erzbischöfliches Gymnasium und Seminar, ein städtisches Museum und Bibliothek und (1881) 23,254 (als Gemeinde 32,020) Einw., welche Industrie in Seide, dann in Leder, Hüten, Metallwaren, Handschuhen etc. und Weinbau betreiben. U. ist Sitz des Präfekten, eines Erzbischofs, eines Zivil- und Korrektionstribunals, eines Hauptzollamts etc. In der Nähe liegt das Dorf Passariano mit dem Schloß des letzten Dogen von Venedig, welches Bonaparte während der Friedensverhandlungen von Campo Formio bewohnte. - U. kommt unter diesem Namen erst im 10. Jahrh. vor. Im 13. Jahrh. wählte der Patriarch Bertold U. zu seiner Residenz; 1445 kam die Stadt unter venezianische Herrschaft. Seit der Pest von 1515 und 1656 hat sie sich nicht wieder erholt. U. fiel nach dem Aufstand in Venedig 1848 von Österreich ab, zwang 23. März die Besatzung zum Abzug, mußte sich aber schon 23. April nach mehrstündiger Beschießung Österreich wieder unterwerfen. 1866 ward es mit Venetien dem Königreich Italien einverleibt.

Udine, Giovanni da, ital. Maler, geb. 1487 zu Udine, war anfangs Schüler von Giorgione in Venedig, führte daselbst mehrere dekorative Malereien aus und ging später zu Raffael, als dessen Gehilfe er die reizvollen Ornamente (sogen. Grottesken) in den Loggien des Vatikans, in der Villa Farnesina u. a. ausführte. Seit 1527 arbeitete er in Udine und Umgegend (unter anderm im Schloß Colloredo). Auch fertigte er die Entwürfe zu den Glasfenstern in der Biblioteca Laurenziana zu Florenz. Er starb 1564.

Udometer (griech.), s. Regenmesser.

Udschain (Udschaiyini), Stadt im Tributärstaat Gwalior (Britisch-Indien), am Siprafluß, Nebenfluß des Tschambal, und an einer Zweiglinie der Malwaeisenbahn, mit 4 Moscheen, vielen Hindutempeln, einem Palast des Fürsten, starker, mit Türmen gekrönter Umfassungsmauer und (1881) 32,932 Einw., welche bedeutenden Handel mit Opium treiben. Das alte, jetzt in Ruinen liegende U. war bis 1000 n. Chr. Residenz des mächtigsten Herrscherhauses in Zentralindien, dann berühmt durch seine Sternwarte, welche den ersten Meridian der Hindugeographen bezeichnete, wurde in spätern Kriegen hart mitgenommen, war aber dann wieder bis 1810 Residenz der Fürsten von Gwalior.

Udschidschi, Handelsplatz am Ostufer des Tanganjikasees in Äquatorialafrika, unter 5° südl. Br., mit 8000 Einw., den Wadschidschi, und größere Warenmagazine enthaltend. Stanley fand hier 1871 Livingstone. U. ist in neuerer Zeit der Hauptausgangs- und Operationspunkt von Forschungsexpeditionen gewesen. Ein Karawanenweg verbindet dasselbe mit Sansibar.