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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Uralsk; Urämīe; Urān

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U.

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Uralsk, Gouvernement im russ. Generalgouvernement der Steppe (Zentralasien), zu beiden Seiten des Flusses Ural bis zum Kaspischen Meer und Aralsee, 364,537 qkm (6620 QM.) mit (1885) 527,601 Einw. Die gleichnamige Hauptstadt, an der Mündung des Tschagan in den Ural, auf dem rechten hohen Ufer des letztern, ist Sitz eines Kosakenhetmans, hat 7 Kirchen, 3 Moscheen, je eine höhere Schule für Knaben und für Mädchen, einen Kaufhof und (1885) 26,055 Einw., die Pferdezucht, Fischerei, Kaviarbereitung und lebhaften Handel mit Fischereiprodukten, Vieh und importierten europäischen Waren treiben. U. ist nicht nur für die Kosaken, sondern auch für die westliche Kirgisensteppe Handelsmittelpunkt.

Urämīe (griech.), die Vergiftung des Bluts mit Urin, resp. dem wichtigsten Bestandteil desselben, nämlich Harnstoff, tritt ein, wenn die Abscheidung des Harns durch die Nieren unterbrochen ist und die durch den Harn ausscheidenden Stoffe im Blut zurückbleiben. Namentlich geschieht dies bei der Brightschen Nierenkrankheit (vgl. Nierenentzündung) und bei akuten Infektionskrankheiten. Außer der verminderten oder gänzlich unterdrückten Ab- und Ausscheidung des Harns, welcher, wenn vorhanden, stets stark eiweißhaltig ist, äußert sich die U. auch noch durch die nach Harn riechenden Absonderungen, namentlich durch den urinösen Schweiß, welcher, wenn er auf der Haut eintrocknet, einen pulverförmigen, weißlichen Belag zurückläßt (Uridrosis). Das Gehirn ist bei der U. stets schwer affiziert, denn Kopfweh, Schwindel, Angst und Unruhe, später Schlafsucht, lähmungsartige Zustände, tiefe Betäubung (sogen. urämisches Koma) sind konstante Symptome der U. Gewöhnlich ist auch heftiges Fieber vorhanden. Die Krankheit tritt fast immer ziemlich plötzlich ein in Form von urämischen Krampfanfällen, welche oft eine große Ähnlichkeit mit epileptischen Anfällen darbieten können, sich jedoch dadurch unterscheiden, daß sie vorher gesunde, nicht erblich belastete oder an Epilepsie leidende Personen befallen, daß sie nicht so plötzlich enden, sondern in längere komatöse Perioden übergehen, und daß man wohl immer durch den stark eiweißhaltigen Harn ein Nierenleiden feststellen kann. Leichtere Grade der U. gehen vorüber, können sich aber je nach der zu Grunde liegenden Ursache leicht wiederholen und deuten auf schwere, nicht selten unheilbare Nierenaffektionen hin. Die urämischen Anfälle, welche bei Schwangern durch den Druck des Uterus auf die Harnleiter mitunter zu stande kommen, gestatten die günstigste Vorhersage, da mit der Entfernung des Kindes auch die Ursache der U. beseitigt wird. Tritt U. bei lange bestandenem Nierenleiden ein, wenn etwa schon Wassersucht und allgemeine Blutarmut besteht, so ist sie von übelster Bedeutung und geht häufig unmittelbar in den Tod über. Die Behandlung fällt zusammen mit der Behandlung der Nierenkrankheit, besteht vornehmlich in schweißtreibenden Mitteln, besonders Einhüllung in wollene Decken, Dampfbädern, Abführmitteln. Vgl. Leube, Die Behandlung der U. (Wiesb. 1883); Landois, Die Krampferscheinungen bei U. (Wien 1889).

Urān U, Metall, findet sich, mit Sauerstoff verbunden, als Uranpecherz (Oxyduloxyd), Uranocker (Oxydhydrat), ferner in einigen seltenen Mineralien, wie Liebigit (kohlensaures Uranoxyd mit kohlensaurem Kalk), Johannit (schwefelsaures Uranoxyd) und Uranglimmer (phosphorsaures Uranoxyd mit phosphorsaurem Kalk oder phosphorsaurem Kupferoxyd). Aus Uranchlorür durch Natrium abgeschieden, ist U. eisenfarben, wenig hämmerbar, spez. Gew. 18,4, Atomgewicht 240, läuft an der Luft gelblich an, hält sich sonst aber unverändert, verbrennt beim Erhitzen an der Luft zu Uranoxyduloxyd und gibt mit verdünnter Schwefelsäure und Salzsäure grüne Lösungen. Es ist zweiwertig und bildet mit Sauerstoff ein Oxydul UO2 ^[UO_{2}], ein Oxyd (Säureanhydrid) UO3 ^[UO_{3}] und ein Oxyduloxyd U3O8 ^[U_{3}O_{8}]. Zur Darstellung von Uranverbindungen wird gepulvertes Uranpecherz mit gebranntem Kalk geröstet, wobei sich Uranoxydkalk bildet. Das Röstgut wird mit verdünnter Schwefelsäure ausgezogen und die Lösung nach Zusatz von etwas Eisenchlorid mit überschüssiger Soda versetzt. Hierbei werden Eisen, Kalk und andre das Uranpecherz verunreinigende Metalle gefällt, während Uranoxydnatron Na2U2O7 ^[Na_{2}U_{3}O_{8}] in Lösung geht. Wird die Lösung siedend mit Schwefelsäure neutralisiert und mit heißem Wasser ausgewaschen, so erhält man lichtgelbes Urangelb, während ein orangefarbenes Urangelb aus der möglichst heißen Lösung durch Ätznatronlauge gefällt wird. Ganz reines Urangelb trocknet zu einer durchscheinenden Masse. Man benutzt es in der Porzellan- und Emailmalerei und zur