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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Vallombrosa - Valparaiso.

Vallombrōsa, berühmte ehemalige Abtei, gegenwärtig Forstlehranstalt, in der ital. Provinz Florenz, zur Gemeinde Reggello gehörig, auf dem Pratomagno, in waldreicher Gegend, ward von Giovanni Gualberto, Herrn zu Pistoja, um 1038 nach der Regel St. Benedikts gestiftet. Die dortigen Mönche nannten sich nach ihrer Kleidung graue Mönche. Das Ordenshaus, nach seiner Lage im dichten Tannenwald V. (»Schattenthal«) genannt, wurde durch Schenkungen sehr reich, daher die Größe und Pracht der 1673 neu aufgeführten Gebäude. Das Kloster ward 1869 aufgehoben. V. bildet gegenwärtig eine beliebte Sommerfrische. Einen malerischen Anblick gewährt die 75 m höher gelegene Eremitage (Paradisino).

Valls, Bezirksstadt in der span. Provinz Tarragona, an der Eisenbahn Barcelona-Picamixons, mit Papier- und Baumwollfabriken, Leinwebereien, großen Gerbereien, Töpfereien, Branntweinbrennereien und (1878) 13,250 Einw. Hier 25. Febr. 1809 Sieg der Franzosen unter Saint-Cyr über die Spanier, wobei der Führer der letztern, Reding, tödlich verwundet wurde.

Vallum (lat.), der Wall.

Valmy, Dorf im franz. Departement Marne, Arrondissement St.-Menehould, hat ein Schloß und 500 Einw., bekannt durch die »Kanonade von V.« 20. Sept. 1792. Die Franzosen unter Kellermann, 50,000 Mann stark, welche bei V. in einer gefährlichen Position standen, sollten eigentlich von der preußischen Armee auf Befehl des Königs Friedrich Wilhelm II. angegriffen werden und wären wohl besiegt worden; doch setzte der Herzog Karl von Braunschweig durch, daß man sich mit einer fruchtlosen Beschießung der französischen Stellung begnügte, worauf das preußische Hauptquartier Unterhandlungen mit dem Feind begann und den Rückzug antrat. Kellermann wurde hierfür später von Napoleon I. zum Herzog von V. erhoben. Sein Herz ward 1820 auf dem dortigen Schlachtfeld unter einem Denkstein beigesetzt.

Valmy, Alfred de, Pseudonym, s. Stinde.

Valognes (spr. walónnj), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Manche, an der Merderet und der Eisenbahn Caen-Cherbourg (Abzweigung nach Barfleur), mit Gerichtshof, Collège und Bibliothek, Fabrikation von Uhren und Spitzen, Handel mit Vieh, Geflügel, Bitter, Getreide etc. und (1886) 4414 Einw. V. wurde 1418 und wiederholt 1450 von den Engländern erobert.

Valois (spr. walŏa), ehemalige Grafschaft, dann Herzogtum in Frankreich, jetzt Teil der Departements Oise und Aisne. Die alten Grafen von V. gehörten zu einem jüngern Zweig des Hauses Vermandois. Die letzte Erbtochter dieses Hauses, Adelheid, vermählte sich zu Ende des 11. Jahrh. mit Hugo, dem Sohn Heinrichs I. von Frankreich, und brachte demselben V. und Vermandois zu. Aus dieser Ehe entsprangen die kapetingischen Vermandois, welche wieder ausstarben, worauf Philipp II. August die Güter und Titel der Vermandois zur Krone schlug. König Philipp III., der Kühne, gab die erweiterte Grafschaft V. 1290 seinem jüngern Sohn, Karl, zur Apanage. Dieser Karl von V., geb. 1270, wurde nun der Gründer des königlichen Hauses der V., das 1328-1589 den Thron innehatte, bis nach dem Tode des letzten V., Heinrichs III., die französische Krone dem Haus Bourbon (s. d.) zufiel. Seit Ludwigs XIV. Bruder Philipp von Orléans gehörte V. als Herzogtum der Familie Orléans.

Valois (spr. walŏa), Henri de (lat. Henricus Valesius), franz. Humanist, geb. 10. Sept. 1603 zu Paris, studierte in Bourges die Rechte, lebte in Paris als Rechtsanwalt, wurde 1660 königlicher Historiograph und starb 7. Mai 1676. Er gab die von Konstantin Porphyrogennetos gefertigten »Excerpta ex Polybio, Diodoro, Nicolao Damasceno etc.« griechisch und lateinisch (Par. 1634) zuerst heraus, lieferte Ausgaben des Ammianus Marcellinus (das. 1636; 2. Aufl. von seinem Bruder Adrian, 1681), »Eusebii, Theodoreti, Evagrii etc. historia ecclesiastica«, griechisch und lateinisch (das. 1659, 3 Bde.; 2. Aufl. 1668 u. öfter), »Notae et emendationes in Harpocrationem« (Leid. 1682), »Emendationum libri IV et de re critica libri II atque orationes« (von Burmann, Amsterd. 1740). Vgl. Hadrianus Valesius, De Henrici Valesiiviia (Par. 1677) u. »Valesiana« (das. 1694). - Sein Bruder Hadrian, geb. 14. Jan. 1607 zu Paris, gest. 2. Juli 1692 daselbst als königlicher Historiograph, schrieb: »Notitia Galliarum ordine alphabetico digesta« (Par. 1675); »Gesta veterum Francorum« (das. 1646-58, 3 Bde.).

Valōna, Stadt, s. Avlona.

Valōnen, s. Knoppern.

Valor (lat., franz. valeur), Gehalt, Wert; Gültigkeit einer Münze, s. v. w. Valuta.

Valōrenversicherung (Wertversicherung), s. Transportversicherung.

Valorous-Expedition (spr. wéhlörös), 1875, s. Maritime wissenschaftl. Expeditionen, S. 257.

Valparaīso (»Paradiesthal«), 1) Provinz der südamerikan. Republik Chile, am Stillen Ozean, 4297 qkm (74 QM.) groß mit (1885) 203,320 Einw. Der südliche Teil ist kahl, aber den Norden durchschneidet das ungemein fruchtbare Thal des untern Aconcagua. Kupfer, Eisen und auch Gold kommen vor, doch ist der Bergbau unbedeutend. Von industriellen Anstalten sind (abgesehen von der Hauptstadt) nur eine Zuckerraffinerie in Viña del Mar und eine Seilerbahn in Limache der Erwähnung wert. Zur Provinz gehören die Juan Fernandez-Inseln (s. d.). - Die gleichnamige Hauptstadt, nächst San Francisco die wichtigste Seestadt an der Westküste Amerikas, liegt an einer gegen N. offenen und daher im Winter nicht sichern Bai, am Fuß und auf den niedern Abhängen eines kahlen Hügelzugs. Die Cueva del Chivato (Kap Horn), ein steiler Felsvorsprung, teilt sie in zwei Hälften. Westlich liegt die Altstadt (El Puerto) mit dem großartigen Zollhaus, riesigen Speichern, der Börse, Schiffswerften, dem durch einen Molo geschützten Hafen und der Hauptkirche an der Plaza de la Municipalidad, auf dem ein Standbild Lord Cochranes. Viele der ganz an Nordamerika erinnernden Bauten stehen auf Terrain, das dem Meer durch Aufschüttungen abgewonnen wor-^[folgende Seite]

^[Abb.: Situationsplan von Valparaiso.]