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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Vienne; Viennet; Vieques; Vier

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Vienne - Vier.

unbedeutend und beschränkt sich auf die Landesprodukte. Die Eisenbahn von Tours nach Bordeaux mit ihren Abzweigungen von Poitiers nach Loudun, La Rochelle und Rochefort, nach Laurière, St.-Sulpice und Limoges durchschneidet das Departement. Dasselbe wird eingeteilt in die fünf Arrondissements: Châtellerault, Civray, Loudun, Montmorillon und Poitiers. Hauptstadt ist Poitiers. Vgl. Longuemar, Études géologiques et agronomiques du départ. de la V. (Poitiers 1873, 2 Bde.); Redet, Dictionnaire topographique du départ. de la V. (Par. 1881).

Das Departement Obervienne (Haute-Vienne), aus dem Oberlimousin und Teilen der Landschaften Marche, Oberpoitou und Berry gebildet, grenzt nördlich an das Departement Indre, östlich an Creuse, südöstlich an Corrèze, südwestlich an Dordogne, westlich an Charente und nordwestlich an Vienne und umfaßt 5517 qkm (100,55 QM.). Das Land besteht aus dem westlichsten Teil des granitischen Plateaus von Zentralfrankreich und hat eine mittlere Höhe von 500 m. Es wird von der obern Vienne, der Gartempe und zahlreichen kleinern Flüssen entwässert, ist aber vermöge der Natur des Bodens auch an stehenden Gewässern reich. Infolgedessen sowie bei der Höhenlage ist das Klima feucht, kühl und veränderlich, die Humusschicht häufig zu dünn und darum die Fruchtbarkeit gering. Vom ganzen Areal kommen auf Äcker 253,828, Wiesen 134,334, Wälder 45,080, Heiden und Weiden 51,106 Hektar. Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 363,182 Einw., welche hauptsächlich Landwirtschaft betreiben. Die wichtigsten Produkte derselben sind: Getreide, insbesondere Roggen, Weizen und Buchweizen, Kartoffeln (bis 2½ Mill. hl), Futterrüben (1 Mill. metr. Ztr.), Hanf (10,000 metr. Ztr.), Raps (330,000 kg Ölertrag), Kastanien (ein Nahrungsmittel für Tausende von Bewohnern, über 800,000 hl), Obst, insbesondere Nüsse. Ausgedehnte natürliche Wiesen begünstigen die Viehzucht, namentlich werden schöne Pferde (Limousiner Rasse) und Rinder für den Markt von Paris gezogen; 1886 zählte man 192,783 Rinder, 645,275 Schafe, 128,470 Schweine, 20,173 Ziegen, doch nur 11,380 Pferde. Die Bienenzucht ist beträchtlich, auch Wildbret in Menge vorhanden. Das Mineralreich bietet Mühl- und Bausteine, besonders aber Kaolin (30 Brüche und 31 Unternehmungen zur Präparation des Kaolins), das die Fabrikation von Porzellanwaren (40 Fabriken mit 6321 Arbeitern und einem Produktionswert von 10 Mill. Frank), dann Porzellanmalerei, namentlich in Limoges, hervorgerufen hat. Im übrigen ist die Industrie (Wollspinnerei und -Weberei, Papierfabrikation, Holzschuhverfertigung) wie auch der Handel minder bedeutend. Die Eisenbahn von Orléans über Limoges nach Toulouse und Bordeaux mit den Zweiglinien nach Poitiers, Angoulême und Meymac durchschneidet das Departement. Dasselbe zerfällt in die vier Arrondissements: Bellac, Limoges, Rochechouart und St.-Yrieix. Hauptstadt ist Limoges. Vgl. Barral, L'agriculture, les prairies et les irrigations de la Haute-Vienne (Par. 1884).

Vienne (spr. wjenn), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Isère, links am Rhône, welcher hier einen weiten Bogen beschreibt und die Gère aufnimmt, und über welchen eine Hängebrücke nach dem gegenüberliegenden Ste.-Colombe führt, Station der Eisenbahn Lyon-Marseille, hat enge Straßen, aber einen neuen, stattlichen Kai, eine ehemalige Kathedrale (St.-Maurice, ein schöner gotischer Bau), die restaurierte alte Kirche St.-Pierre mit reicher Fassade und alten Glasgemälden und (1886) 21,251 (als Gemeinde 25,480) Einw. Erwerbszweige sind die Fabrikation von Tuch und andern Wollenstoffen (4000 Arbeiter), Stahl- und Eisenwaren, Maschinen, Papier, Leder, Seife, Glas, Seidenspinnerei etc., Weinbau und Handel. V. ist Sitz eines Gerichtshofs, eines Handels- und Arbeiterschiedsgerichts, einer Handels- und einer Ackerbaukammer und eines Gewerberats, es hat ein Kommunalcollège, eine öffentliche Bibliothek und ein Theater. Die Stadt ist reich an Überresten aus der Römerzeit, worunter der wohlerhaltene korinthische Tempel des Augustus und der Livia, eine 16 m hohe Pyramide (le Plan de l'Aiguille) auf einem viereckigen Portikus, Reste eines Theaters (zwei Arkaden) und zweier Wasserleitungen die bedeutendsten sind. Das Musée lapidaire (im Kloster St.-Pierre) enthält eine große Anzahl antiker Baufragmente, Vasen, Statuen etc. - Die alte Stadt Vienna, im transalpinischen Gallien, war als Hauptstadt der Allobroger schon im 3. Jahrh. v. Chr. ein blühender Ort, ward unter Kaiser Claudius die Residenz des Präfekten des narbonensischen Gallien, endlich unter Diokletian Hauptstadt von Gallia Viennensis. Valentinian II. fand hier 392 seinen Tod. Um 450 wurde V. die Hauptstadt des burgundischen Reichs und 534 von den Franken erobert, 879 wieder Hauptstadt des cisjuranischen Burgund, dann Hauptort einer Grafschaft V., die zur Dauphiné gehörte, aber erst 1448 an Frankreich fiel. Hier wurden mehrere Konzile gehalten, z. B. 1112, wo Kaiser Heinrich V. wegen des von ihm beanspruchten Investiturrechts in den Bann gethan wurde, und 1311 das 16. ökumenische Konzil, auf dem der Tempelherrenorden aufgehoben wurde. Das schon in der ersten Christenzeit entstandene Erzbistum wurde 1801 aufgehoben. Vgl. Roy, Monuments de V. (1828); Allmer, Inscriptions antiques et du moyen-âge de V. (Vienne 1876, 6 Bde.); Schneyder, Histoire des antiquités de la ville de V. (das. 1881).

Viennet (spr. wjennä), Jean Pons Guillaume, franz. Dichter, geb. 18. Nov. 1777 zu Béziers, war zuerst Soldat, später Generalstabsoffizier, verscherzte sich seine Karriere durch die beißende »Épître aux chiffonniers« (1827), wurde dann Deputierter, 1830 Mitglied der Akademie, 1839 Pair von Frankreich und starb 11. Juli 1868 in St.-Germain. Am besten gelungen sind seine scharfen »Épîtres et satires« (1845, 5. Aufl. 1860), deren Gegenstück die »Fables« sind (3. Aufl. 1865); weniger seine langatmigen Heldengedichte: »L'Austerlide« (1808); »Marengo«; »Le siège de Damas« (1825); »La Philippide« (1828), deren Held Philipp August ist; »La Franciade« (1863). Seine klassischen Tragödien (er war ein heftiger Gegner der romantischen Schule): »Clovis«, »Alexandre«, »Achille« etc. (1813-25) fielen samt und sonders durch; nicht anders seine Dramen und Lustspiele. Zu erwähnen sind noch: »Promenades philosophiques au Père-Lachaise« (1824, 2. Aufl. 1855); die historischen Romane: »La tour de Montlhéry« (1833, 2 Bde.) und »Le château Saint-Ange« (1834) sowie die »Histoire de la puissance pontificale« (1866, 2 Bde.).

Vieques (spr. wihk, Bieque, Krabbeninsel), eine der Jungferninseln in Westindien, politisch von den spanischen Behörden auf Puerto Rico abhängig, 135 qkm groß mit 3000 Einw.; wurde 1800 von Spaniern besiedelt.

Vier, das Quadrat von 2 (2 × 2 = 4), nach der Einheit die einfachste Quadratzahl. Eine wichtige Rolle spielte die V. in der Lehre der Pythagoreer (s. Pythagoras): während die Eins (Monas) das