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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Viktorĭa

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Viktor Emanuel - Viktoria.

Ausbruch. Da sich der König nicht entschließen konnte, die vom Militär proklamierte spanische Konstitution zu beschwören, legte er 23. März 1821 die Krone nieder, die auf seinen Bruder Karl Felix überging. V. starb 10. Jan. 1824 in Moncalieri.

2) V. II., König von Italien, Sohn des Königs Karl Albert von Sardinien, geb. 14. März 1820, machte an seines Vaters Seite die Feldzüge gegen Österreich mit, in denen er bei Goito eine Kugel in den Schenkel erhielt, und ward durch die Abdankung Karl Alberts 23. März 1849 (nach der Niederlage bei Novara) unter den schwierigsten Verhältnissen König von Sardinien. Er schloß mit Österreich Frieden und suchte mit Hilfe tüchtiger Minister, wie d'Azeglio und Cavour, die durch den Krieg dem Land geschlagenen Wunden zu heilen. Zugleich führte er eine Reihe wichtiger Reformen ein, und in Sardinien erblühte ein reges Verfassungsleben auf dem Grund geordneter Freiheit, daher Viktor Emanuels Name der populärste in Italien wurde. Durch den Vertrag vom 10. April 1855 schloß er sich während des Krimkriegs an die Westmächte an, besuchte später die Höfe von Paris und London und verknüpfte durch die Heirat seiner Tochter Klothilde mit dem Prinzen Napoleon die Familieninteressen der Dynastien von Savoyen und Frankreich miteinander. Er sicherte sich dadurch die wirksame Waffenhilfe Frankreichs und die wohlwollende Neutralität Englands im Kriege gegen Österreich 1859, in dem er selbst Beweise großer Tapferkeit gab. Der Einigung Italiens brachte er sein Stammland Savoyen zum Opfer und scheute sich nicht, während der Einheitsbewegung 1860-61, welche die Annexion Mittel und Unteritaliens zur Folge hatte, in den Augen der Monarchen Europas als Verbündeter der Revolution, in denen mancher ungeduldigen Landsleute als Reaktionär zu erscheinen, während er zugleich seine Pflichten als konstitutioneller Monarch mit gewissenhafter Strenge beobachtete. Am 17. März 1861 nahm er den Titel eines Königs von Italien an. Durch den Krieg von 1866 erlangte er Venedig, wo er 7. Nov. seinen Einzug hielt. 1870 fühlte er sich, durch Dankbarkeit verpflichtet, Napoleon gegen Deutschland Hilfe zu leisten; doch fügte er sich der entgegengesetzten Ansicht seiner Minister, als Frankreichs vermeintliche kriegerische Überlegenheit sich als Täuschung erwies. Auch zur Okkupation des Restes vom Kirchenstaat und Roms schritt er nur auf Andrängen der Minister, wie er denn persönlich stets ein freundschaftliches Verhältnis zu Pius IX aufrecht erhielt, obwohl er im Bann war. Zur Sicherung feines Landes gegen die ultramontanen Umtriebe schloß er sich an den Dreikaiserbund an und unternahm im September 1873 zu diesem Zweck eine Reise an die Höfe der Kaiser von Österreich und Deutschland, deren Gegenbesuche er 1874 in Venedig und Mailand empfing. Nach kurzer Krankheit starb er plötzlich 9. Jan. 1878 in Rom und ward 17. Jan. im Panthéon beigesetzt. Der König war seit 12. April 1842 mit Adelheid, der Tochter des Erzherzogs Rainer von Österreich, vermählt. Dieselbe starb 20. Jan. 1855. Aus dieser Ehe entsprangen: Klothilde, geb. 2. März 1842, seit Januar 1859 Gemahlin des Prinzen Jérôme Napoléon; Humbert, der jetzige König von Italien, geb. 14. März 1844; Amadeus, Herzog von Aosta, geb. 30. März 1845; Otto Eugen, Herzog von Montferrat, geb. 11. Juni 1846, starb im Januar 1864; Maria Pia, geb. 16. Okt. 1847, seit 6. Okt. 1862 mit dem König Ludwig von Portugal vermählt. In zweiter Ehe war V. vermählt mit Rosine, Gräfin von Mirafiore, deren Söhne ihm viel Verdruß bereiteten. Er war von untersetzter, kräftiger Gestalt und ausdrucksvollen Gesichtszügen in dem mit einem großen Schnurrbart gezierten, mächtigen Haupt. In seinen Gewohnheiten war er außerordentlich einfach, von Charakter gerade, bescheiden und bieder, dabei klug und liebenswürdig im Verkehr. Sein liebstes Vergnügen war die Jagd, besonders auf Steinböcke. Vgl. Rüffer, König V. (Wien 1878); Massari, La vita ed il regno di Vittorio Emanuele (Mail. 1878, 2 Bde.); Bersezio, Il regno di Vittorio Emanuele II (Tur. 1878-1889, Bd. 15).

Viktorĭa, 1) V. I. Alexandrine, Königin von Großbritannien und Irland, geb. 24. Mai 1819, einzige Tochter des Herzogs von Kent und der Prinzessin Luise Viktoria von Sachsen-Koburg, verwitweten Fürstin von Leiningen (gest. 16. März 1861). Durch den Tod ihres Vaters (23. Jan. 1820), des Bruders König Wilhelms IV., ward V. nächste Erbin des britischen Throns. Unter der Leitung der Herzogin von Northumberland empfing sie Unterricht in den ernsten Wissenschaften ihres künftigen Berufs; auch erwarb sie sich in der Musik und besonders in der Botanik Kenntnisse. Lord Melbourne trug ihr das englische Staatsrecht, Geschichte und die englische Regierungspraxis vor und zwar vom Standpunkt der Whigs. Als Wilhelm IV. 20. Juni 1837 starb, ward V. als Königin ausgerufen und 28. Juni 1838 gekrönt. Unter den vielen Freiern um ihre Hand bevorzugte sie, der Neigung ihres Herzens folgend, den Prinzen Albert von Sachsen-Koburg (s. Albert 6). Ihre Regierung begann mit einem Whigministerium, und nur ungern entließ sie ihre freisinnigen Ratgeber, als diese die Mehrheit im Unterhaus verloren. Doch fügte sie sich williger als irgend ein englischer Herrscher vor ihr den Anforderungen des streng parlamentarischen Regierungssystems und willigte sogar nach anfänglichem Widerstreben darin ein, auch die ersten von Damen bekleideten Hofämter dem Wechsel der Parteien im Ministerium zu unterwerfen. Ungeachtet dieser Gefügigkeit hat indessen die Königin an der Regierung des Landes und namentlich an der auswärtigen Politik stets einen lebhaften, wenn auch nicht immer deutlich erkennbaren Anteil genommen. Solange Prinz Albert lebte, ward ihr Einfluß in deutschfreundlichem Sinn geltend gemacht und hinderte z. B. die Einmischung Englands in den deutsch dänischen Krieg von 1848. Wesentlich ihr Wunsch bewog Disraeli 1876, ein Gesetz vorzuschlagen, durch welches ihr die Ermächtigung erteilt wurde, sich den Titel »Empress of India« (Kaiserin von Indien) beizulegen, den sie durch Proklamation vom 1. Mai annahm. Überhaupt stimmten die Neigungen der im Anfang ihrer Regierung entschieden whiggistischen Königin in späterer Zeit und namentlich seit dem Erstarken des Radikalismus mehr mit den Grundsätzen der konservativen Partei und namentlich dem von ihr zum Grafen von Beaconsfield erhobenen Disraeli überein, dessen orientalische Politik ihre volle Sympathie hatte. Am 21. Juni 1887 feierte sie unter großen Festlichkeiten und mit hohem Glanz ihr 50jähriges Regierungsjubiläum. Aus ihrer Ehe entsprangen neun Kinder: die Kronprinzessin Viktoria (s. den folgenden Artikel), geb. 21. Nov. 1840, vermählt seit 25. Jan. 1858 mit dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, spätern Kaiser Friedrich III.; der Prinz von Wales, Albert Eduard (s. Albert 7), geb. 9. Nov. 1841, vermählt seit 10. März 1863 mit Alexandra, Tochter des Königs Christian von Dänemark; Prinzessin Alice (s. d.), geb. 25. April 1843