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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Vittoria - Vivianit.

und (1881) 21,755 (als Gemeinde 23,889) Einw. Hafenort von V. ist das 10 km südwestlich am Meer gelegene Scoglitti, in dessen Nähe das antike, 853 durch die Sarazenen völlig zerstörte Camarina (s. d.) lag, auf dessen Trümmern sich jetzt eine Kapelle, Santa Maria di Camarina, erhebt. - 2) Stadt, s. Vitoria.

Vittoria, Tommaso Ludovico da, Komponist, geboren um 1540 zu Avila in Altkastilien, ging in jungen Jahren nach Rom, wo er sich unter Leitung seiner in der päpstlichen Kapelle wirkenden Landsleute Escobedo und Morales sowie durch das Studium der Werke Palestrinas ausbildete und 1573 als Kapellmeister am Collegium germanicum angestellt wurde. Nachdem er später noch in gleicher Eigenschaft an der Apollinariskirche gewirkt hatte, begab er sich in sein Vaterland zurück, wo er als Kaplan des Königs, wie es scheint 1608 in Madrid, gestorben ist. Von allen Komponisten des 16. Jahrh. steht keiner Palestrina so nahe wie V., dessen Stil sich von dem des erstern, wie Proske sagt, nur durch einen gewissen mystischen Zug unterscheidet. Unter seinen Werken ragen besonders die Improperien sowie die Volkschöre (»Turbae«) zu den Passionen nach den Evangelien des Matthäus und Johannes hervor, die, wenn auch im strengen Kirchenstil gehalten, doch reich an Klangwirkungen und voll inniger Empfindung sind.

Vittoria, Herzog de la, s. Espartero.

Vittorio, Distriktshauptstadt in der ital. Provinz Treviso (aus den früher selbständigen Gemeinden Ceneda und Serravalle gebildet), an der Eisenbahn Conegliano-V., Bischofsitz, hat in Ceneda eine Kathedrale mit Madonna von Murano, in dem architektonisch interessanten Serravalle eine Kirche mit großem Altarbild von Tizian, ein Lycealgymnasium, ein bischöfliches Gymnasium, ein Seminar und (1881) 11,010 Einw., die Papier-, Leinwand- und Pelzkappenfabrikation, Färberei und Gerberei betreiben.

Vitzliputzli (Huitziloposchtli), der Kriegsgott der alten Mexikaner, der eigentliche Schutzgott der Azteken, dem Menschenopfer dargebracht wurden. Man stellte ihn kolossal dar, mit goldener Maske, den Leib mit einer goldenen Schlange umwunden.

Vitztum, s. Vize.

Vivace (ital., spr. wiwahtsche), musikal. Bezeichnung: lebhaft; vivacissimo, sehr lebhaft.

Vivarais (Vivarez, beides spr. wiwarä), Landschaft in der ehemaligen franz. Provinz Languedoc, bildet jetzt das Departement Ardèche. Hauptstadt war Viviers.

Vivarini, ital. Malerfamilie aus Murano, seit 1440 dort, seit 1450 in Venedig thätig. Die beiden ältesten Mitglieder sind Antonio und Bartolommeo, welche aus mehreren Tafeln bestehende Altarbilder in gotischer Umrahmung mit reicher Anwendung von Vergoldung malten, die noch zahlreich in Kirchen und Galerien zu Venedig, Neapel, Wien, Berlin u. a. O. vorhanden sind. Antonio, der sich nach Gentile da Fabriano gebildet hat, starb 1470. Die spätern Werke von Bartolommeo, der nach 1499 starb, zeigen bereits ein Streben nach Naturwahrheit und realistischer Behandlung. Luigi V., welcher etwa von 1464 bis 1503 thätig war, bildete sich später mehr nach den Paduaner Meistern, nach Antonello da Messina und G. Bellini. Er hat nur Altarbilder (zumeist die thronende Madonna mit dem Kind und Heiligen oder musizierenden Engeln) gemalt, die sich durch Anmut und leuchtende Färbung auszeichnen. Gemälde von ihm besitzen die Kirchen und Galerien zu Venedig, Neapel, Wien und Berlin.

Vivarium, s. Aquarium.

Vivat (lat.), es (er) lebe (hoch)!

Vivatbänder, seidene mit Versen, Emblemen, Porträten, allegorischen Figuren etc. bedruckte Bänder, welche man zur Zeit Friedrichs d. Gr. am Kleid befestigt trug, um einer freudigen Feststimmung Ausdruck zu geben.

Vivero, Bezirksstadt in der span. Provinz Lugo, hat einen Hafen, Ausfuhr von gesalzenen Fischen und (1878) 11,345 Einw.

Viverra, Zibetkatze. Viverridae (Schleichkatzen), Familie der Raubtiere (s. d., S. 596).

Vives, Juan Luis, berühmter span. Humanist, geb. 6. März 1492 zu Valencia, vorgebildet in seiner Vaterstadt, studierte 1509-12 in Paris Philosophie, war dann in Flandern Lehrer des Prinzen Wilhelm von Croy, des spätern Bischofs von Cambrai, und hielt seit 1520 in Löwen Vorlesungen, wurde infolge seiner dem König Heinrich VIII. von England gewidmeten Ausgabe von Augustins »De civitate dei« (Basel 1522) und seiner der Königin Katharina gewidmeten Schrift »De institutione feminae christianae« (1523) Erzieher der Prinzessin Marie von England, welcher er eine vielfach aufgelegte Sammlung von Denksprüchen: »Satellitium animi« (1524; hrsg. von Wychgram, Wien 1883), widmete, und war 1523-28 bald in England, bald in Brügge, lebte hierauf fast immer in Brügge und starb dort 6. Mai 1540. Von seinen pädagogischen Werken nennen wir: »De disciplinis libri XX« (Brügge 1531); »De ratione dicendi« (Löw. 1533); »De conscribendis epistolis« (Basel 1536); »Linguae latinae exercitatio« (Par. 1539; sehr oft wiederholt und übersetzt, zuletzt Turin 1849). Auf die klassische Litteratur beziehen sich: »De anima et vita tres libri« (Basel 1538, erste Ausgabe dieser Aristotelischen Schriften mit gelehrtem Kommentar); »In Bucolica Vergilii interpretatio« (das. 1539). Sonst heben wir hervor: »De subventione pauperum« (1526, eine der ersten Diskussionen der Armenpflege); »De concordia et discordia« (Leiden 1532); »De veritate fidei christianae« (Basel 1543). Seine Werke erschienen gesammelt Basel 1555, 2 Bde., und durch Mayans, Valencia 1782-90, 8 Bde. Vgl. R. Heine, Das lateinische Übungsbuch des V. (»Neue Jahrbücher für Philologie und Pädagogik«, Bd. 121).

Viviani, Vincenzo, Mathematiker, geb. 5. April 1622 zu Florenz, widmete sich unter der Leitung Galileis, dessen steter Begleiter er bis zu dessen Tod blieb, dem Studium der Mathematik, ward 1666 erster Mathematiker des Großherzogs Ferdinand II. zu Florenz und Mitglied der von demselben errichteten Accademia del cimento. Ludwig XIV. ernannte ihn 1699 zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Paris und setzte ihm eine bedeutende Pension aus. V. starb 22. Sept. 1703. Seinen Scharfsinn bewies er besonders in seiner Ergänzung der verloren gegangenen fünf Bücher des griechischen Geometers Aristäos über die Kegelschnitte (»Divinatio in Aristaeum«, Flor. 1701) und des damals ebenfalls verloren geglaubten 5. Buches des Apollonios von Perga gleiches Inhalts (»Divinatio in quintum librum conicorum Apollonii«, das. 1659).

Vivianit (Glaukosiderit, Anglarit, Mullicit, Blaueisenerde oder -Erz, Eisenblau), Mineral aus der Ordnung der Phosphate, kristallisiert monoklinisch in säulenförmigen Kristallen. Außerdem kommen kugelige und nierenförmige, radial stängelige und faserige Aggregate vor, derbe und erdige Varietäten. Ursprünglich farblos, färbt sich der