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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wächterlied; Wächtersbach; Wächter-Spittler

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Wächterlied - Wächter-Spittler.

und die Sirenen; der singende Bacchus, die trauernde Muse auf den Ruinen Griechenlands; Homer, von der Muse, einem Flußgott und Nymphen umgeben.

2) Georg Philipp Ludwig Leonhard, als Schriftsteller Veit Weber genannt, geb. 25. Nov. 1762 zu Ülzen, studierte Theologie in Göttingen und übernahm, nachdem er, 1792 ins hannöversche Heer eingetreten, die Feldzüge gegen Frankreich mitgemacht hatte und bei Mainz verwundet worden war, 1798 ein Lehramt in Hamburg an einer Erziehungsanstalt, an deren Spitze er seit 1814 bis zu seinem Tod stand. Er starb 11. Febr. 1837. W. hat sich besonders durch seine »Sagen der Vorzeit« (Berl. 1787-99, 7 Bde.; 3. Aufl. 1840, 8 Bde.) einen seiner Zeit geachteten schriftstellerischen Namen erworben. Von seinen übrigen Schriften sind auszuzeichnen: »Holzschnitte« (die Betfahrt des heil. Gramsalbus, Berl. 1793; neue Ausg., Leipz. 1840); »Historien« (die Gründung der Bürgerfreiheit Hamburgs, Hamb. 1794) und ein von der ein wenig später erschienenen Schillerschen Dichtung unabhängiges Schauspiel: »Wilhelm Tell« (Berl. 1804).

3) Karl Georg von, einer der ausgezeichnetsten deutschen Juristen, geb. 24. Dez. 1797 zu Marbach am Neckar, studierte 1815-18 in Tübingen und Heidelberg, wurde 1819 Oberjustizassessor bei dem Appellationsgericht zu Eßlingen und noch in demselben Jahr Professor der Rechte in Tübingen. 1833 folgte er einer Berufung nach Leipzig, kehrte aber schon 1836 nach Tübingen zurück, um hier neben seinem Lehrstuhl zugleich das Kanzleramt der Universität zu übernehmen. Letztere vertrat er auch in der Ständeversammlung, zu deren Präsidenten er 1839 auf sechs Jahre und 1845 auf weitere sechs Jahre gewählt ward. Infolge einer Veränderung der Verfassung (1849) hörte er auf, Mitglied der Kammer zu sein, legte 1851 wegen eines Konflikts mit der Regierung auch das Amt eines Kanzlers der Universität nieder und ging als Präsident des Oberappellationsgerichts der vier Freien Städte nach Lübeck, folgte jedoch schon im Spätjahr 1852 einem wiederholten Ruf als Professor des Pandektenrechts und Geheimer Hofrat nach Leipzig, wo er später ebenfalls Kanzler der Universität und zum Mitglied des Staatsrats, 1872 zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt wurde. Er starb daselbst 15. Jan. 1880. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: »Lehrbuch des römisch-deutschen Strafrechts« (Stuttg. 1825-26, 2 Bde.); »Abhandlungen aus dem Strafrecht« (Leipz. 1835, Bd. 1); »Handbuch des in Württemberg geltenden Privatrechts« (Stuttg. 1839-51, 2 Bde. in 5 Abtlgn.); »Gemeines Recht Deutschlands, insbesondere gemeines deutsches Strafrecht« (Leipz. 1844); »Beiträge zur deutschen Geschichte, insbesondere zur Geschichte des deutschen Strafrechts« (Tübing. 1845); »Der Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs für das Königreich Sachsen« (Leipz. 1853); »Das königlich sächsische und das thüringische Strafrecht« (Stuttg. 1857-58); »Die bona fides, insbesondere bei der Ersitzung des Eigentums« (Leipz. 1871,: »Pandekten« (hrsg. durch O. v. Wächter, das. 1880-81, 2 Tle.); »Beilagen zu Vorlesungen über das deutsche Strafrecht« (das. 1881); »Deutsches Strafrecht. Vorlesungen« (hrsg. von O. v. Wächter, das. 1881). Vgl. B. Windscheid, K. G. v. W. (Leipz. 1880), und O. v. Wächter, K. G. v. W. (das. 1881).

4) Oskar von, Jurist und Publizist, Sohn des vorigen, geb. 29. April 1825 zu Tübingen, ließ sich 1849 als Advokat in Stuttgart nieder, widmete sich aber neben seinen praktischen Arbeiten rechtswissenschaftlichen Untersuchungen, die sich vornehmlich auf den Gebieten des Urheber- und Handelsrechts bewegten. Publizistisch trat er 1860 gegen das von der württembergischen Regierung mit dem römischen Stuhl abgeschlossene Konkordat erfolgreich auf, wie er denn auch die Trennung der Kirche vom Staat verfocht, eine Thätigkeit, welche ihm 1862 einen Sitz in der württembergischen Ständeversammlung verschaffte. Hier stimmte er mit der deutschen Partei, der er angehörte, 1866 gegen die Beteiligung am Krieg mit Preußen. Auch gründete er 1868 ein politisch-volkswirtschaftliches Wochenblatt, »Der Landbote«, in welchem er seiner deutschnationalen Gesinnung in den ländlichen Kreisen seiner Heimat Verbreitung zu verschaffen suchte. Außer vielen größern Abhandlungen in Zeitschriften, besonders in der »Deutschen Vierteljahrsschrift«, schrieb er: »Das Verlagsrecht mit Einschluß der Lehren von dem Verlagsvertrag und Nachdruck« (Stuttg. 1857-58); »Der 9. November 1861 und die Verlagsrechte« (Leipz. 1861); »Wechsellehre nach den deutschen und ausländischen Gesetzen« (Stuttg. 1864); »Das Handelsrecht nach dem allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuch« (Leipz. 1865, 2 Tle.); »Das Wechselrecht des Norddeutschen Bundes« (das. 1869-1870); »Das Autorrecht nach dem gemeinen deutschen Recht« (Stuttg. 1875); »Das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste« (das. 1877); »Encyklopädie des Wechselrechts« (das. 1879, neue Ausg. 1881); »Das Wechselrecht des Deutschen Reichs« (das. 1883); »J. J. ^[Johann Jacob] Moser« (das. 1885). Neben publizistischen Broschüren: »Württemberg und Rom vor 300 Jahren« (Stuttg. 1860), »Konkordat und Recht in Württemberg« (das. 1861) und »Bekenntnisgrund, Kirche und Sektenwesen in Württemberg« (das. 1862) veröffentlichte er namentlich noch: »Joh. Albr. Bengel. Lebensabriß, Charakter, Briefe und Aussprüche« (das. 1865) und »Bengel und Moser« (Gütersl. 1883); »Vehmgerichte und Hexenprozesse« (Stuttg. 1883); »Sprichwörter und Sinnsprüche der Deutschen« (Gütersl. 1888) sowie eine Biographie seines Vaters (Leipz. 1881), dessen »Pandekten« (das. 1880 bis 1881, 2 Tle.) und »Deutsches Strafrecht« (das. 1881) er herausgab.

Wächterlied, s. Tagelied.

Wächtersbach, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Kassel, Kreis Gelnhausen, unweit der Kinzig und an der Linie Frankfurt a. M.-Bebra-Göttingen der Preußischen Staatsbahn, 163 m ü. M., hat eine evang. Kirche, ein Schloß der Fürsten von Isenburg-Büdingen-W., ein Amtsgericht, Bierbrauerei, eine Dampfsägemühle, Viehmärkte und (1885) 1139 Einw.

Wächter-Spittler, Karl, Freiherr von, württemberg. Staatsmann, geb. 26. April 1798, studierte die Rechte, trat in den Staatsjustizdienst, ward dann Professor der Rechte in Tübingen, 1832 vortragender Rat im Justizministerium und Mitglied des Geheimen Rats sowie lebenslängliches Mitglied der Kammer der Standesherren. Im Oktober 1849 übernahm er im Ministerium Schlayer das Kultusdepartement sowie provisorisch das Auswärtige, ward 27. Juni 1850 wegen Verletzung der Verfassung durch den Anschluß an das Vierkönigsbündnis von der Landesversammlung angeklagt, aber vom Staatsgerichtshof 9. Sept. freigesprochen, war 1856-64 Justizminister, förderte nach Kräften die Arbeiten für Herstellung einer deutschen Gesetzgebung, trat 1867 auch aus der Kammer der Standesherren aus und starb 21. Sept. 1874 in Stuttgart. Er gab die Werke des Historikers Spittler, seines Schwiegervaters, heraus (Stuttg. 1827-1837, 15 Bde.).