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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Waitzen; Wakefield; Wakenitz; Wakih; Wakore; Wakuf

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Waitzen - Wakuf.

Forschung besonders ausgezeichneten Werken sind hervorzuheben: »Deutsche Verfassungsgeschichte« (Bd. 1-8, Kiel 1843-78; Bd. 1-3, 3. Aufl. 1879-83; Bd. 4, 2. Aufl. 1884); »Schleswig-Holsteins Geschichte« (Götting. 1851-54, 2 Bde.); »Über das Leben und die Lehre des Ulfila« (Hannov. 1840); »Das alte Recht der salischen Franken« (Kiel 1846); »Lübeck unter Jürgen Wullenweber« (Berl. 1855-1856, 3 Bde.); »Deutsche Kaiser von Karl d. Gr. bis Maximilian« (das. 1862); »Grundzüge der Politik« (Kiel 1862); »Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Heinrich I.« (Berl. 1837, 3. Aufl., Leipz. 1885); »Das Recht des Herzogs Friedrich von Schleswig-Holstein« (Götting. 1863); »Über die angeblichen Erbansprüche des königlich preußischen Hauses an die Herzogtümer Schleswig-Holstein« (das. 1864); »Kurze schleswig-holsteinische Landesgeschichte« (Kiel 1864); »Über eine sächsische Kaiserchronik und ihre Ableitungen« (Götting. 1863); »Zum Gedächtnis an Jakob Grimm« (das. 1863); »Urkunden zur deutschen Verfassungsgeschichte im 11. und 12. Jahrhundert« (Kiel 1871, 2. Aufl. 1886). An der Herausgabe der seit 1860 bestehenden »Forschungen zur deutschen Geschichte« hat W. hervorragenden Anteil; sie enthalten eine Reihe kleinerer Arbeiten von ihm. Auch besorgte er eine Neubearbeitung (3.-5. Aufl.) von Dahlmanns »Quellenkunde zur deutschen Geschichte« und veröffentlichte die Briefe von Karoline Schelling, geborne Michaelis (»Karoline«, Leipz. 1871, 2 Bde.) und »Karoline und ihre Freunde« (das. 1882). Vgl. Steindorff, Bibliographische Übersicht über Georg W.' Werke (Götting. 1886); Kluckhohn, Zur Erinnerung an G. W. (Hamb. 1887).

2) Theodor, Psycholog und Anthropolog, geb. 17. März 1821 zu Gotha, studierte in Leipzig und Jena Philologie, Mathematik und Philosophie, habilitierte sich 1844 als Dozent zu Marburg, ward hier 1848 außerordentlicher Professor der Philosophie; starb daselbst 21. Mai 1864. W. ist von der Herbartschen Schule ausgegangen und hat sich allmählich dem Empirismus genähert, als dessen reifste Frucht sein umfassendes Werk über die »Anthropologie der Naturvölker« (Leipz. 1859-64, 4 Bde.; Bd. 5 und 6 von Gerland, 1870-71; 2. Aufl. von demselben, Bd. 1, 1876) erscheint. Außerdem schrieb er: »Grundlegung der Psychologie« (Hamb. 1846, 2. Ausg. 1878), »Lehrbuch der Psychologie als Naturwissenschaft« (Braunschw. 1849), »Allgemeine Pädagogik« (das. 1852; 3. Aufl. von Willmann, 1882) und gab eine kritische Ausgabe des »Organon« von Aristoteles (Leipz. 1844, 2 Bde.) heraus.

Waitzen (ungar. Vácz), Stadt im ungar. Komitat Pest, am linken Donauufer, Station der Österreich-Ungarischen Staatsbahn (Wien-Budapest), mit schöner, 1777 erbauter Kathedrale, 4 andern kath. Kirchen, protestantischem und armen. Gotteshaus, bischöflichem Palast (darin römische und mittelalterliche Denkmäler), Piaristen-, Franziskaner- und Barmherzigenkloster (mit Spital), theologischer Diözesanlehranstalt, bischöflichem Seminar, Gymnasium, Landestaubstummeninstitut, großem Staatsgefängnis (erbaut 1857) und einer Lehranstalt für Hausindustrie und Korbflechterei. W., Sitz eines römisch-katholischen Bischofs, hat (1881) 13,199 meist ungar. Einwohner, Weinbau, bedeutende Viehmärkte, lebhaften Handel mit Getreide, Schafwolle etc. und ein Bezirksgericht. In der Nähe das bischöfliche Lustschloß Migazziburg. - Hier 1074 Niederlage des ungarischen Königs Salomon, 1597 Niederlage der Türken durch die Österreicher, 27. Juni 1684 Besiegung der Türken und Einnahme der Stadt durch den Herzog von Lothringen, 10. April 1849 Gefecht zwischen den Ungarn und den Österreichern unter Csorich, wobei der General Götz fiel, 15.-17. Juli 1849 Gefechte zwischen den Ungarn unter Görgei und den Russen unter Saß.

Wakefield (spr. uéhkfild), Stadt in Yorkshire (England), 15 km südlich von Leeds, in reizender Lage am Calder, hat eine Hauptkirche aus dem 14. Jahrh., eine berühmte Lateinschule und (1881) 30,572 Einw. Vor dem Erblühen von Leeds war W. als Fabrikort von Bedeutung, jetzt beruht seine Wichtigkeit namentlich auf dem Handel mit Korn, Mehl und Vieh. Eine Kapelle auf der alten Brücke erinnert an die Schlacht von W. (30. Dez. 1460), in der Richard, Herzog von York, sein Leben verlor.

Wakefield (spr. uéhkfild), Gilbert, engl. Philolog, geb. 22. Febr. 1756 zu Nottingham, studierte in Cambridge, war Prediger in Stockport, dann in Liverpool, gründete 1784 eine Privatschule in Nottingham, war hierauf Lehrer in Hackney, saß 1798 bis Mai 1801 wegen eines politischen Pamphlets im Gefängnis zu Dorchester (daher seine »Noctes carcerariae«, Lond. 1801) und starb 9. Sept. 1801 in London. Von den Schriften des rasch und kühn arbeitenden Kritikers nennen wir: »Sylva critica« (Cambr. 1789-1795, 5 Bde.) sowie seine Ausgaben des Horaz (das. 1794, 2 Bde.), »Tragicorum delectus« (das. 1794, 2 Bde.), Vergil (Lond. 1796, 2 Bde.), Lukrez (das. 1796, 3 Bde.; 3. Aufl. 1821). Vgl. seine Selbstbiographie (Lond. 1792, 2 Bde.; 2. Aufl. 1804).

Wakenitz, rechter Nebenfluß der Trave, der schiffbare Abfluß des Ratzeburger Sees; mündet bei Lübeck.

Wakih, abessin. Gewicht, = 28,063 g; 12 W. = 1 Rottel.

Wakore, Negervolk, s. Mandinka.

Wakuf (Vakuf, Vakf, Plur. Evkaf), in der Türkei das Gut der Moscheen und milden Stiftungen, insbesondere eine gewisse Art des Privateigentums, das an diese Stifter geknüpft ist. Die von den osmanischen Eroberern den Moscheen als Dotation übergebenen Ländereien bilden die eine Klasse des W., zu der sich allmählich eine zweite gesellte, welche aus den Schenkungen und Vermächtnissen entstand, die den Moscheen zur Unterhaltung der mit ihnen verbundenen Wohlthätigkeitsanstalten gemacht wurden und zum Unterschied von den erstern »öffentliche Wakufs« genannt werden. Der Umstand, daß die Moscheengüter abgabenfrei, vor jeder Konfiskation gesichert und überhaupt unantastbar waren, führte endlich zur Begründung einer dritten Art von W., indem Privateigentümer ihr Gut, um es vor räuberischen Beamten und Konfiskationen zu schützen, den Moscheen und Stiftungen in der Weise zedierten, daß sie der Moschee 10-15 Proz. des Taxwertes ihres Gutes und außerdem einen jährlichen geringen Zins zahlten, aber als eine Art Benefizium alle sonstigen Einkünfte aus dem Grundstück behielten und dasselbe sogar unter bestimmten Formen verkaufen oder vererben konnten. Ehliat-Wakufs sind solche Güter, welche den Moscheen auf Leibrenten verschrieben oder dem Klerus verpfändet sind. Von den Einkünften solcher Ehliat-Wakufs kann ein geringer Teil an erbliche Nachkommen übertragen werden, nach dem Aussterben der direkten Nachkommen gehen jedoch die Güter ganz und gar in das Eigentum der Moscheen über. Hat aber ein Güterbesitzer sein Gut gegen ein Darlehen der Moschee oder zur Bezahlung der Schulden verpfändet, so tritt die Moschee sogleich nach dem Tode des Besitzers das volle