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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Weber

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Weber (Verschiedene).

Wirkens diejenige Würdigung zu finden, die ihm an allen andern Orten zu teil ward. Noch 14. Nov. d. J. verheiratete er sich mit der trefflichen Opernsoubrette Karoline Brandt, die er schon in Prag kennen gelernt hatte, und gründete so nach langem unsteten Wanderleben seinen häuslichen Herd. Gleichzeitig gelangte er auch in die glänzendste Periode seines künstlerischen Schaffens: 1818 wurde die »Jubelouvertüre« zum erstenmal aufgeführt, 14. März 1821 ging »Preciosa« und 18. Juni d. J. (in Berlin) der »Freischütz« zum erstenmal in Szene. Diesen Meisterwerken folgten 25. Okt. 1823 die für Wien komponierte Oper »Euryanthe« und 12. April 1826 zu London »Oberon«. Obwohl sich W., dessen Gesundheit infolge einer Lungentuberkulose schon seit mehreren Jahren zu schwinden begann, sehr leidend fühlte, reiste er dennoch zum Einstudieren des »Oberon« nach London. Das dortige Klima wirkte jedoch so nachteilig auf ihn, und seine Kräfte nahmen mit so reißender Schnelligkeit ab, daß er schon 5. Juni d. J. starb. Die bereits 1821 begonnene zwölfte Oper des Meisters: »Die drei Pintos«, blieb unvollendet. Dieselbe kam in einer Bearbeitung von Webers Enkel, Karl v. W., mit Musik von Mahler, 1888 in Leipzig zur Aufführung, wo auch seine Jugendoper »Sylvana« in neuer Musikbearbeitung von Langer (Text von E. Pasqué) 1885 zum erstenmal über die Bühne ging. Webers Leiche ruhte in der Moorfieldskapelle in London, bis sie 1844 nach Dresden gebracht und in der Familiengruft auf dem katholischen Friedhof beigesetzt wurde. 1860 wurde dem Meister auf dem Dresdener Theaterplatz auch ein Denkmal (von Rietschel) errichtet.

Was die Musik Webers vor allem kennzeichnet, ist ein volkstümlicher, echt deutscher Zug neben Adel der Empfindung, künstlerischem Takt sowie feinem Sinn für das dramatisch Wirksame und das Charakteristische. Von warmer Begeisterung für nationales Wesen erfüllt, wußte er die zu seiner Zeit in Blüte stehende, die gleiche Richtung verfolgende romantische Dichtung für seine musikalisch-dramatischen Zwecke mit solchem Geschick und zugleich mit solcher künstlerischer Gewissenhaftigkeit zu verwenden, daß er als der vornehmste Repräsentant der deutschen romantischen Oper gelten darf. Aber nicht nur auf dem Gebiet der dramatischen und der Orchestermusik, deren Ausdrucksfähigkeit er ihren neuen, durch die Romantik bedingten Aufgaben entsprechend gesteigert hat, sondern auch auf dem des Liedes und der Kammermusik, namentlich der Klavierkomposition, hat W. Werke von hoher Bedeutung geschaffen, unter letztern die drei Sonaten in A dur, C dur und D moll und das Konzertstück in F moll. Auch litterarisch ist W. vielfach thätig gewesen, so unter anderm in Dresden, wo er in den ersten Jahren seiner Wirksamkeit es niemals unterließ, die von ihm einstudierten neuen Werke durch einführende Zeitungsartikel vor der Aufführung dem Verständnis des Publikums näher zu bringen. Seine gesammelten Arbeiten dieser Art hat Theodor Hell (Dresd. 1828) herausgegeben. In neuester Zeit wurden sie wieder abgedruckt im 3. Bande der von Max Maria v. W. (s. Weber 19) verfaßten Biographie seines Vaters (»K. M. v. W., ein Lebensbild« Leipz. 1864-66, 3 Bde.). Sein oben genannter Enkel. Karl v. W. veröffentlichte »Reisebriefe von K. M. v. W. an seine Gattin Karoline« (Leipz. 1886). Vgl. außerdem Jähns, K. M. v. W. in seinen Werken Chronologisch-thematisches Verzeichnis seiner sämtlichen Kompositionen (Berl. 1871); Derselbe, K. M. v. W., eine Lebensskizze (Leipz. 1873); Reißmann, K. M. v. W. (Berl. 1882).

Verschiedene.

19) Max Maria von, Eisenbahntechniker, Sohn des vorigen, geb. 25. April 1822 zu Dresden, bildete sich auf der polytechnischen Schule in Dresden und in den Werkstätten von Borsig in Berlin zum Ingenieur, arbeitete bei verschiedenen Eisenbahnen, bereiste Deutschland, Belgien, Frankreich und England, arbeitete unter Brunel und Stephenson, besuchte auch Nordafrika und den hohen Norden Europas und trat 1850 in den sächsischen Staatsdienst. Zuerst Direktor der Staatstelegraphen, wurde er 1852 technisches Mitglied der Staatseisenbahnverwaltung und später Finanzrat bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen. 1870 folgte er einem Ruf als vortragender Rat in das Handelsministerium zu Wien und übte bedeutenden Einfluß auf die Neugestaltung des österreichischen Eisenbahnwesens. Von 1875 an lebte er als Privatmann in Wien mit wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt, bis er 1878 einem Ruf ins preußische Handelsministerium folgte. Er starb 18. April 1881 in Berlin. W. verband mit technischer Tüchtigkeit auch hohe wissenschaftliche Ausbildung und administratives Talent. Anfangs bearbeitete er hauptsächlich rein technische Gegenstände und schrieb unter anderm: »Technik des Eisenbahnbetriebs« (Leipz. 1854): »Schule des Eisenbahnwesens« (4. Aufl., das. 1885; mehrfach übersetzt); »Telegraphen- und Signalwesen der Eisenbahnen« (Weim. 1867); »Stabilität des Gefüges der Eisenbahngeleise« (das. 1869), »Portfolio John Cockerills« (Brüssel 1855). Später ging er, nachdem er zuerst auf die Bedeutung der sogen. Sekundärbahnen aufmerksam gemacht hatte (»Die Praxis des Baues und Betriebs der Sekundärbahnen mit normaler und schmaler Spur«, 2. Aufl., Weim. 1873), mehr zur Behandlung allgemeiner Fragen des Eisenbahn- und Verkehrswesens über und veröffentlichte eine Reihe dahin gehöriger Arbeiten: »Populäre Erörterungen von Eisenbahn-Zeitfragen« (Wien 1876 bis 1877, 7 Hefte); »Nationalität und Eisenbahnpolitik« (das. 1876); »Der staatliche Einfluß auf die Entwickelung der Eisenbahnen minderer Ordnung« (das. 1878); »Die Wasserstraßen Nordeuropas« (Leipz. 1881) u. a. Von seinen Schriften sind noch hervorzuheben: »Ausflug nach dem französischen Nordafrika« (Leipz. 1855); »Algerien und die Auswanderung dahin« (das. 1854); »Aus der Welt der Arbeit« (Berl. 1868); »Schauen und Schaffen«, Skizzen (2. Aufl., Stuttg. 1879); ein Romanzencyklus: »Rolands Gralfahrt« (Dresd. 1854), und eine Biographie seines Vaters (s. oben). Nach seinem Tod gab M. Jähns heraus »Vom rollenden Flügelrad«, Skizzen und Bilder (mit Biographie, Berl. 1882). Vgl. Berghaus, M. M. v. W. (Berl. 1881).

20) Ernst von, Reisender, Bruder von W. 5.), geb. 7. Febr. 1830 zu Dresden, besuchte die Bergakademie in Freiberg und die Universität zu Berlin und bereiste dann Südeuropa, Nordafrika, Syrien, Palästina und Nordamerika. 1871-75 verweilte W. auf den Diamantfeldern Südafrikas. Nach seiner Rückkehr nach Europa vertrat W. eifrig die Kolonisationsfrage, begann seine Agitation gegen die Vivisektion und begründete zu deren Bekämpfung einen internationalen Verein. Er veröffentlichte: »Vier Jahre in Afrika« (Leipz. 1878, 2 Bde.); »Die Erweiterung des deutschen Wirtschaftsgebiets und die Grundlegung zu überseeischen deutschen Staaten etc.« (das. 1879); »Die Folterkammern der Wissenschaft«, gegen die Vivisektion (das. 1879), etc.

21) Johann Jakob, Buchhändler, geb. 3. April 1803 zu Basel, bildete sich in verschiedenen Buch-^[folgende Seite]