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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Weißer Hirsch - Weißfisch.

besonders bei kleinen Kindern, und durch andre direkte Ursachen. Der weiße Fluß ist auch ein häufiges Vorkommnis bei Stauungen des Bluts in der Gebärmutter infolge von chronischen Herz- und Lungenkrankheiten, ferner bei allgemeinen Ernährungskrankheiten, wie bei der Bleichsucht, der Blutarmut, der Tuberkel- und Krebsdyskrasie etc. Die scharfe Flüssigkeit, welche dabei mit der Schleimhaut längere Zeit hindurch in Berührung bleibt, macht diese häufig wund oder selbst geschwürig. Die Behandlung ist zunächst eine örtliche, sie besteht am besten in häufigen reinigenden Ausspülungen mit schwachen Lösungen von Kupfervitriol oder Einlegen von Wattebäuschen, welche mit schwefelsaurem Zink oder Kupfer getränkt sind. In vielen Fällen, besonders in solchen, wo eine Allgemeinerkrankung des Organismus die Ursache des Leidens ist, sind kräftigende Mittel neben warmen Bädern oft von vortrefflicher Wirkung und beseitigen das Übel häufig ohne weitere örtliche Behandlung. Dasselbe gilt in einzelnen Fällen von dem Gebrauch der Fluß- und Seebäder und der äußern wie innern Anwendung gewisser Mineralwässer.

Weißer Hirsch, Dorf und klimatischer Luftkurort in der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt, in hügeliger und waldiger Gegend unweit der Elbe, 238 m ü. M., hat (1885) 655 Einw.

Weißeritz, Fluß in der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, entsteht aus der Wilden und Roten W., die an der böhmischen Grenze entspringen und sich unweit Tharant vereinigen, bildet von hier an den romantischen Plauenschen Grund und mündet bei Dresden links in die Elbe.

Weißer Jura, s. Juraformation.

Weißer Rost, s. Cystopus.

Weißer Sonntag (lat. Dominica in albis) heißt in Deutschland wie in andern Ländern der Sonntag nach Ostern (Quasimodogeniti), an welchem in der alten christlichen Kirche die Neugetauften das vom Karsonnabend an getragene weiße Kleid ablegten; in Oberdeutschland, namentlich in Schwaben, der erste Fastensonntag (Invokavit).

Weiße Rübe, s. Raps.

Weißerz, s. v. w. silberhaltiger Arsenkies (s. d.).

Weißes, das Fett des Schwarzwildes.

Weißes Haus, das Wohngebäude des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika zu Washington (s. d., S. 410), mit dem Sitz der Ministerien; daher auch figürlich für die Regierung der Vereinigten Staaten gebraucht.

Weißes Meer (russ. Bjeloje-More), Teil des Nördlichen Eismeers, der zwischen dem Kap Kanin Noß, der nordwestlichen Spitze der Halbinsel Kanin, und dem Heiligen Vorgebirge (Swjatoi Noß) an der Küste der Halbinsel Kola südwärts bis über 64° nördl. Br. in das russische Gouvernement Archangel eindringt und sich hier in die Dwinabucht im O. (Golf von Archangel), die Onegabucht im S. und die Kandalaschkajabucht im Westen teilt. Bei seinem Eingang zwischen den genannten Kaps hat es eine Breite von 170 km, die sich dann bis auf 110 km vermindert. Es bedeckt einen Flächenraum von 84,100 qkm (1527,3 Q M.), wobei die nordöstlich vom Kap Woronow ins Land eindringende Bai, in welche der Mesen mündet, mit eingerechnet ist. Im Eingang zum Onegabusen liegt die Gruppe der Solowezkischen Inseln mit befestigtem Kloster. Die Küsten sind meist flach und einförmig, reich an Seen und kleinen Flüssen, bergig nur im N. und O. Das Weiße Meer ist nur etwa 100 Tage im Jahr, nämlich von Ende Mai bis Anfang September, frei von festem Eis (jedoch nicht von umherschwimmenden Eisschollen), weshalb sich der Verkehr auf demselben nur auf die Monate Juni, Juli und August beschränkt. Häufige und starke Nebel bedecken das Meer bis in den Juli hinein. Durch zwei Kanäle, welche die Dwina mit der Wolga und dem Dnjepr verbinden, wird die direkte Schiffahrt aus dem Schwarzen und Kaspischen in das Weiße Meer ermöglicht. Die Anwohner, Lappen, Finnen und Samojeden, beschäftigen sich mit Fischfang, Robbenschlag und Jagd. Der Hauptstapelplatz ist Archangel (s. d.). Kleinere Häfen sind: Mesen, Onega, Sumsky-Possad und Kem, wo besonders Bauholz und allerlei hölzerne Geräte ausgeführt werden. Der Handel wird fast nur mit russischen Schiffen betrieben und ist von gewissen Abgaben befreit. Den Seeweg nach dem Weißen Meer entdeckte der Engländer Richard Chancellor 1553, als zur Auffindung einer nordöstlichen Durchfahrt unter dem Oberbefehl Hugh Willoughbys eine Polarexpedition veranstaltet worden war. Die Engländer legten damals an der Mündung der Dwina beim Kloster des Erzengels Michael das kleine Fort Archangel als Hauptniederlagsort ihres Handels nach Rußland an und genossen bis zur Gründung St. Petersburgs große Handelsprivilegien. S. Karte »Rußland«.

Weißes Vorgebirge (Cabo blanco), 1) der nördlichste Punkt Afrikas, westlich vom Golf von Tunis, unter 37° 20' nördl. Br., auch Ras el Abiad genannt.

2) Vorgebirge an der Westküste von Afrika unter 21° 46' nördl. Br., ward 1441 von den Portugiesen entdeckt.

Weißfäule, eine Krankheit des Holzkörpers vieler Laubbäume, besonders der Weiden, Pappeln, Eichen, Buchen und der Obstbäume, welche in der Zersetzung des Holdes besteht, indem dasselbe an Härte, Gewicht und Zusammenhang verliert, reichlich Wasser aufsaugt und zuletzt in eine leicht zerreibliche weiße, pulverige Masse zerfällt, tritt vorwiegend an ältern Bäumen auf und beginnt oft an Wundstellen des Stammes. Die Leichtigkeit solchen Holzes rührt her von dem Verschwinden der Verdickungsschichten der Holzzellwände, die Zerreiblichkeit von chemischen Veränderungen. Weißfaules Holz enthält ein Pilzmycelium in Gestalt weißer, verzweigter Fäden, welche besonders die Gefäßzellen, das Holzparenchym und die Markstrahlen erfüllen und den Zellinhalt nach und nach auflösen. Dieses Pilzmycelium gehört nach den Untersuchungen von R. Hartig zu Polyporus igniarius Fr. Im Holz der Weißtanne erzeugt Polyporus fulvus Scop. eine ähnliche W.

Weißfelchen (Weißfisch), s. Renke.

Weißfisch, Seesäugetier, s. Delphine.

Weißfisch (Alburnus Rond.), Gattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Karpfen (Cyprinoidei), Fische mit gestrecktem Körper, vorstehendem Unterkiefer, kurzer, hinter den Bauchflossen stehender Rückenflosse, unter dem Ende derselben beginnender Afterflosse, scharfrandigem Bauch und stark silberglänzenden, leicht abfallenden Schuppen. Die Schlundzähne stehen zweireihig zu zwei und fünf, und von denen der Innenreihe sind die hintern hakenförmig gebogen. Der Ukelei (Lauben, A. lucidus Heck.), 10-18 cm lang, mit seitlich zusammengedrücktem Leib und sehr schief stehender Mundspalte, variiert ungemein in Form und Färbung, ist auf dem Rücken blau- bis grasgrün, an den Seiten silberglänzend, an der Rücken- und Schwanzflosse grau, an den übrigen Flossen gelblich, findet sich in allen stehenden