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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wernike; Werra; Werragebirge; Werre; Werria; Werro; Werschetz; Werschock; Werst; Wert

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Wernike - Wert.

Markgrafen aus dem askanischen Haus zu Lehen auftrug. Nach deren Erlöschen folgte das Erzstift Magdeburg in der Lehnshoheit. Als aber die Grafen von W. 1429 ausstarben, fiel die Grafschaft an den Grafen Bodo II. von Stolberg, welcher mit der Erbtochter des letzten Grafen, Heinrich IV., vermählt war. Seit 1538 ist W. Sitz einer Linie der Grafen von Stolberg. 1807 kam es an Westfalen und ward Standesherrschaft; 1813 fiel es wieder an Preußen, wo es seit 1826 als Standesherrschaft einen Kreis des Regierungsbezirks Magdeburg bildet. Die Grafen von W. besitzen außerdem einen Forst des Amtes. Hohenstein, den Sophienhof und den Forsthof Rothehütte, unter großherzoglich hessischer Landeshoheit das Amt Gedern im Kreis Nidda (69 qkm mit 3700 Einw.), ferner den Marktflecken Schwarza im Kreise Schleusingen des Regierungsbezirks Erfurt, die Herrschaften Peterswaldau und Jarnowitz im Kreise Schönau des Regierungsbezirks Liegnitz und andre Güter in Schlesien. Vgl. Läncher, Geschichte der gräflichen Häuser und der Grafschaften W. und Stolberg (Eisleb. 1844); Varges, W. (2. Aufl., Wernig. 1877); Sommer, Beschreibende Darstellung der Bau- und Kunstdenkmäler der Grafschaft W. (Halle 1883).

Wernike (auch Wernigk, Warneck oder Warnack genannt), Christian, Epigrammatist, geb. 26. Mai 1665 in Preußen, war zuerst Sekretär bei mehreren Gesandtschaften, ging nach wiederholten Reisen durch Frankreich und die Niederlande nach London, kehrte indessen bald nach Hamburg zurück, wo er als Privatgelehrter lebte, bis ihn der König von Dänemark zum dänischen Staatsrat und Residenten am französischen Hof ernannte. W. starb 5. Sept. 1725 in Paris. Seine »Epigramme oder Überschriften« (Amsterd. 1697, vermehrte Ausg. 1701; neue Aufl., Leipz. 1780) erhoben sich durch Kraft und Freiheit der Gedanken und des Stils vielfach über die Pedanterie und den Schwulst des 17. Jahrh. Mit Witz und durchdringendem Verstand zog W. in ihnen gegen französische Sitten und die Verkehrtheiten der Lohensteinschen Schule zu Feld, was zwischen ihm und einigen Anhängern der letztern, namentlich den Hamburger Opernpoeten Postel und Hunold, einen Kampf herbeiführte, der die ausschließliche Geltung und Herrschaft der schlesischen Dichterschule brechen half. Von ihm erschienen noch »Gedichte« (Hamb. 1704). Vgl. »Jugendgeschichte von Christ. W.« (hrsg. von Neubaur, Königsberg 1888).

Werra, 1) der rechte der beiden Hauptquellflüsse der Weser, entspringt auf dem Thüringer Wald im sachsen-meining. Kreis Hildburghausen, unweit der schwarzburg-rudolstädtischen Grenze, in zwei Quellbächen, dem Saarwasser oder der Nassen W. und der Trocknen W., die nach kurzem Lauf bei Schwarzenbrunn zusammenkommen. Die vereinigte W. fließt nun, den südwestlichen Abhang des Thüringer Waldes begleitend, in nordwestlicher Richtung durch das Herzogtum Sachsen-Meiningen, dessen längste und wichtigste Wasserader sie bildet, und berührt hier die Städte Eisfeld, Hildburghausen, Themar, Meiningen, Wasungen und Salzungen. Unterhalb Salzungen tritt sie in den sachsen-weimarischen Kreis Eisenach, fließt hier an Vacha und, nach kurzem Lauf auf preußischem Gebiet, an Berka und Kreuzburg vorüber und tritt dann ganz auf preußisches Gebiet über, die Provinzen Sachsen, Hessen-Nassau und Hannover bewässernd, bis sie sich in letzterer Provinz nach einem 269 km langen Lauf bei Münden mit der Fulda vereinigt und nun den Namen Weser (gleichbedeutend mit W.) annimmt. Die bedeutenden Nebenflüsse der W. sind rechts: die Schleuse, Hasel mit Schwarza, Schmalkalde, Truse, Schweina und die Nesse mit der Hörsel; links: die Herpf, Felda, Ulster, Wehra und Gelster. Schiffbar ist die W. von Wannfried ab in einer Länge von 72 km, jedoch nur für Fahrzeuge von 50-65 Ton. Last. Der Fluß ist reich an Fischen, fließt durch eine fruchtbare, trefflich angebaute, dicht bevölkerte Landschaft und bietet an vielen Stellen anmutige Partien. Nach ihm ist die Werrabahn genannt, welche die Bayrische Staatsbahn bei Lichtenfels mit der Thüringischen Eisenbahn bei Eisenach verbindet und von Eisfeld bis Salzungen sich in ihrem Thal hinzieht.

2) S. Werre.

Werragebirge, Gesamtbezeichnung der das Werrathal in seinem Lauf durch Hessen-Nassau begleitenden Berghöhen. Dort tritt auf der linken Seite der Werra, von Eschwege bis Witzenhausen, ein Zug des Zechsteingebirges hervor und unter ihm in mehreren Partien die Kulmgrauwacke mit ihren Thonschiefern und Grauwacken, am meisten aufgeschossen im O. des Meißner, wo der pflanzenreiche Bielstein ihr zugehört. Dies ältere Gebirge wird rings von Trias umgeben, über welche sich der 749 m hohe Meißner (s. d.) erhebt, ein kleines Gebirge, zusammengesetzt aus Muschelkalk, Braunkohlengebirge, Basalt und Dolerit. Vgl. Knauth, Das Werrathal von Kreuzburg bis Münden (Mühlh. 1886).

Werre (Westfälische oder Lippesche Werra), Fluß im Fürstentum Lippe und in der preuß. Provinz Westfalen, entspringt auf dem Lippeschen Wald bei Horn, fließt anfangs nordwestlich, dann nordöstlich, berührt Herford, nimmt die Bega, Aa und Else auf, ist 98 km lang und mündet bei Rehme links in die Weser.

Werre, Insekt, s. Maulwurfsgrille.

Werria (türk. Karaferia), Stadt im türk. Wilajet Saloniki, am Fuß des 1600 m hohen Doxagebirges (Bermios), mit ca. 10,000 Einw. (darunter viele Türken, während die ganze Umgegend griechisch ist), die sich hauptsächlich mit Verfertigung von Badetüchern beschäftigen. W. ist das alte Beröa in der Landschaft Bottiäis, wo der Apostel Paulus eine Christengemeinde stiftete.

Werro, Stadt im russ. Gouvernement Livland, Kreis Dorpat, an der Eisenbahn Riga-Pskow, von drei Seiten von den Seen Tammula und Waggula und dem Fluß Woo umgeben, hat 2 Kirchen, ansehnlichen Handel mit Leinsaat und (1885) 2795 Einw. Südlich von W. der Munna Mäggi (s. Livland, S. 849). W. wurde 1784 von Katharina II. gegründet.

Werschetz, Stadt, s. Versecz.

Werschock, russ. Längenmaß, = 1/16 Arschin = 1¾ Zoll = 0,044 m.

Werst (Wersta), russ. Wegmaß, dessen Länge durch Ukas vom 23. Okt. (n. St.) 1835 genau bestimmt ist. Die W. oder russische Meile ist = 500 Saschen (Faden) à 7 russ., resp. engl. Fuß oder 1,0668 km; 104,3297 W. = 1 mittlern geographischen Grad. Auf die frühere deutsche Meile gehen demnach gegen 7 (6,956) W. Vgl. Meile.

Wert, ein strittiger Grundbegriff der Volkswirtschaft. Derselbe ist ein Größenbegriff und zwar das Ergebnis vergleichsweiser Schätzung verschiedener Gegenstände. Die Elemente der Wertbildung können zwar bei einem Gut vollständig gegeben sein, doch würde man sich ohne Vergleichung mit andern des Wertes überhaupt nicht bewußt werden. Aus dem erwähnten Grund können auch die Werte aller Dinge nicht gleichzeitig steigen oder sinken. Die Höhe des Wertes, welcher einem Gut beigelegt wird, ist abhän-^[folgende Seite]