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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wertheim; Werther; Wertigkeit; Wertingen; Wertpapiere

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Wertheim - Wertpapiere.

wofür er vom Kaiser zum Feldmarschallleutnant und Freiherrn erhoben wurde. 1635 streifte er bis in das Elsaß und bemächtigte sich Speiers und Touls. 1636 belagerte er vergeblich Lüttich, drang dann mit dem Kardinal-Infanten in Frankreich ein und streifte mit seinen gefürchteten Reitern plündernd bis vor Paris, das er in großen Schrecken setzte. 1637 eroberte er die kurtriersche Festung Hermannstein, ging dann an den Oberrhein, wo er Bernhard von Weimar entgegentrat, schlug dessen Angriffe auf die Wittenweierer Schanzen im August und September zurück und vernichtete dessen Heer fast gänzlich, rettete 28. Febr. 1638 Rheinfelden, fiel aber 3. März bei einem Überfall Bernhards auf die Kaiserlichen nach tapferster Gegenwehr in Gefangenschaft. Auf Verlangen Richelieus ward er im Triumphzug nach Paris gebracht und dort in ehrenvoller Haft gehalten, bis er 1642 gegen Gustav Horn ausgewechselt wurde. Zum Generalleutnant der Reiterei bei der Reichsarmee ernannt, beteiligte er sich seit Sommer 1642 wieder am Krieg, unternahm neue kecke Streifzüge gegen die Schweden, Hessen und Franzosen in den geistlichen Fürstentümern, nahm 24. Nov. 1643 bei Tuttlingen durch einen kühnen Überfall fast das ganze französisch-weimarische Heer gefangen und schlug im August 1644 mit Mercy die Angriffe der Franzosen auf die Freiburger Schanzen zurück. Auch an der unglücklichen Schlacht bei Jankau (6. März 1645) nahm er teil und verschuldete viel durch seine kampflustige Unbotmäßigkeit, siegte mit Mercy 5. Mai bei Mergentheim, schlug auch in der Schlacht bei Allersheim (3. Aug.) den rechten französischen Flügel und übernahm nach Mercys Tode den Oberbefehl. Nachdem Maximilian von Bayern 14. März 1647 mit Frankreich und Schweden in Ulm einen Waffenstillstand geschlossen, suchte W., gemeinsam mit Spork, das ganze bayrische Heer dem Kurfürsten abwendig zu machen und zum Kaiser überzuführen, wurde aber vom Heer verlassen, vom Kurfürsten geächtet und mußte in das kaiserliche Lager flüchten. Der Kaiser erhob ihn hierauf zum Grafen und sandte ihn als General der Reiterei auf den Kriegsschauplatz in Böhmen, wo W. wieder gegen die Schweden focht. 1648 von dem bedrängten Kurfürsten zurückgerufen, erzwang W. 6. Okt. bei Dachau noch den Rückzug der Franzosen und Schweden. Nach dem Frieden zog er sich nach Benatek in Böhmen zurück, wo er 16. Sept. 1652 starb. Vgl. Barthold, J. v. W. (Berl. 1826); Teicher, J. v. W. (Augsb. 1876); v. Janko, Johann von W. (im Wiener »Jahrbuch des Volksschriftenvereins« 1874).

Wertheim, Bezirksamtsstadt im bad. Kreis Mosbach, an der Mündung der Tauber in den Main, Knotenpunkt der Linien Lauda-W. der Badischen u. Lohr-W. der Bayrischen Staatsbahn, 146 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, fürstlich Löwensteinsche Schlösser, ein Gymnasium, ein Amtsgericht, eine fürstlich Löwensteinsche Domänenkanzlei, eine Bezirksforstei, Fabrikation von landwirtschaftlichen Maschinen und Wurstwaren, Schiffahrt, Fischerei, Rindvieh- und Schafmärkte, Weinbau (Wertheimer, ein guter Frankenwein) und (1885) 3656 Einw. Über der Stadt die Ruinen des Stammschlosses der Grafen von W. - W., ursprünglich ein Lehen des Bistums Würzburg, seit 1362 der Krone Böhmen, befand sich seit 1132 im Besitz der im Bachgau reichbegüterten Grafen von W., welche 1556 mit Michael III. ausstarben. Die Besitzungen des Geschlechts fielen dann an die Häuser Erbach und Stolberg, der Stolbergsche Anteil an den Grafen Ludwig III. von Löwenstein (s. d.), von dem sich die heute noch blühenden Häuser Löwenstein-W.-Freudenberg und Löwenstein-W.-Rosenberg ableiten. Vgl. Hottenroth, W. am Main (Werth. 1878).

Werther, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Minden, Kreis Halle, an der Aa und am Teutoburger Wald, hat eine evang. Kirche, Kunstdünger-, Zigarren-, Leim-, Fleisch- und Metallwarenfabrikation, Verzinkerei. Flachsbau und (1885) 1964 Einw.

Werther, 1) Karl Freiherr von, preuß. Diplomat, geb. 31. Jan. 1809 zu Königsberg i. Pr., Sohn des Freiherrn Wilhelm von W. (geb. 1772, 1824 bis 1837 Gesandter in Paris, 1837-41 Minister der auswärtigen Angelegenheiten, gest. 1859 als Oberstmarschall), trat nach Beendigung des juristischen Studiums in den preußischen Staatsverwaltungsdienst, ward 1833 Attaché in Paris, dann Legationssekretär in München, Haag, London und Paris, 1842 Gesandter in der Schweiz, 1845 in Athen, 1849 in Kopenhagen, 1854 in Petersburg, 1859 in Wien. Er vertrat 1866 Bismarck als Minister der auswärtigen Angelegenheiten, nahm an den Nikolsburger und Prager Friedensverhandlungen teil, kehrte dann nach Wien zurück, ward 1869 Botschafter in Paris, aber wegen seines ungeschickten Verhaltens im Juli 1870 bei der französischen Kriegserklärung 1871 verabschiedet. 1874 wieder als Botschafter des Deutschen Reichs in Konstantinopel angestellt, ward er nach dem fruchtlosen Ende der Konferenz im Januar 1877 von neuem in Ruhestand versetzt und lebt jetzt in München.

2) Julius, Dramatiker und Bühnenleiter, geb. 20. Mai 1838 zu Roßla am Harz, widmete sich, nachdem er 1862 in den Naturwissenschaften promoviert hatte, dem Theater als Darsteller und Schriftsteller. 1865 unter Dingelstedt am Hoftheater in Weimar engagiert, wurde er 1868 nach Mannheim zur Leitung des Hof- und Nationaltheaters, 1873 als Direktor des Hoftheaters nach Darmstadt berufen, hier aber nach anderthalb Jahren pensioniert. 1878-84 abermals artistischer Direktor des Mannheimer Hof- und Nationaltheaters, übernahm er darauf als Intendant die Leitung des Hoftheaters in Stuttgart und wurde im Juni 1889 zum Generalintendanten ernannt. Von seinen dramatischen Dichtungen sind anzuführen die Schauspiele: »Mazarin« (Stuttg. 1871), »Pombal« (das. 1871), »Das Grabdenkmal« (das. 1873, Einakter), »Der Fürst von Isolabella« (das. 1876), »Weite Gewissen« (1879), das Trauerspiel »Die Medici« (das. 1874) und das historische Intrigenstück »Der russische Kriegsplan«. Die Kenntnis des theatralisch Wirksamen besitzt W. in nicht geringem Grad.

Wertigkeit (Valenz), s. Äquivalent.

Wertingen, Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, an der Zusam, hat eine kath. Kirche, ein Schloß, ein Amtsgericht und (1885) 1872 Einw. Hier 8. Okt. 1805 blutiges Treffen, in dem die Österreicher unter Auffenberg von den Franzosen unter Murat geschlagen wurden.

Wertpapiere sind im allgemeinen alle Urkunden, insbesondere solche, welche als Träger von Forderungsrechten wertvoll sind. Dahin gehört der einfache Schuldschein. Im engern Sinn bezeichnet man als W. jedoch nur solche Beweisurkunden, welche einen Gegenstand des Verkehrs bilden. Solche W. sind teils Inhaberpapiere, welche formlos übertragen werden können (Banknoten, Papiergeld, Obligationen au porteur), teils Namenpapiere, d. h. auf den Namen des Gläubigers ausgestellte Schuldscheine, welche nur auf dem Weg förmlicher Zession oder durch Umschreibung in einem Schuldbuch übertragen werden können, teils Orderpapiere, bei denen die