Wetluga, Kreisstadt im russ. Gouvernement Kostroma, an der Wetluga, einem im Herbst und
Frühjahr schiffbaren, 642 km langen linken Nebenfluß der Wolga, hat (1885) 4350 Einw., die
bedeutenden Handel mit Walderzeugnissen, Pelzwerk, Wild und Baumbast treiben.
Wettassekuranzen (Wettversicherung, engl.
Gambling assurances), unter der Form der Versicherung eingegangene Wetten,
welche darauf geschlossen wurden, daß irgend welche bestimmte Personen, an deren Leben kein vermögensrechtliches
Interesse der Kontrahenten geknüpft war, innerhalb eines bestimmten Zeitraums sterben würden. Sie waren also keine
Versicherungen (s. d.), sondern Spielverträge, welche aus den ältern Assekuranzen gegen die
Gefahren weiterer Reisen, namentlich Seereisen, entartet waren und nur eben die Form der Versicherung beibehalten
hatten. Sie waren im 18. Jahrh. viel verbreitet, richteten manches Unheil an und wurden verboten (in England
durch die Parlamentsakte von 1773).
Wette (Sponsio), die bei einer Meinungsverschiedenheit
getroffene Übereinkunft, wonach diejenige Partei, deren Behauptung sich als unrichtig erweisen wird, eine bestimmte
Sache oder Geldsumme verwirkt haben soll. Der Unterschied zwischen W. und Spiel liegt in dem Vertragsmotiv der erstern,
indem derjenige, dessen Ansicht sich als die richtige herausstellt, gewissermaßen eine Belohnung dafür erhalten soll;
ein Unterschied, der besonders da von Wichtigkeit ist, wo der gemeinrechtliche Grundsatz gilt, daß aus einem Spiel nicht
geklagt werden kann, während der Vertrag einer W. klagbar ist. Der Entwurf eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuchs
(§ 664) versagt der W., welche er dem Spiel gleichstellt, die Anerkennung als einer klagbaren Verpflichtung. Doch kann
das auf Grund eines Spiels oder einer W. Geleistete nicht zurückgefordert werden. -
Bei Pferderennen sind Wetten schon lange üblich und ein Unterstützungsmittel der
Rennen, bez. der Unterhaltung der Rennställe. Denn die Unkosten der letztern sind bei weitem höher als die Summe aller
im günstigsten Fall zu gewinnenden Preise; somit würden zum Schaden der gesamten Pferdezucht eines Landes die Rennen
bald aufhören, wenn sie nicht durch diese systematischen Wetten einen prozentartigen Zuschuß erhielten. Die Wetten
verallgemeinern außerdem durch das Interesse, das der Wettende an seinem Geld hat, auch das Interesse am Sport überhaupt.
Zwei Arten von bei uns gebräuchlichen Wetten sind zu unterscheiden: 1) Beim Bookmaker.
Derselbe ruft öffentlich seine Wetten und die odds aus, welche er gegen oder für
(»auf«) die am Rennen teilnehmenden Pferde legt, z. B. 3:1 gegen Vándor, d. h. er legt
dem, der die W. annimmt (dem »Nehmenden«), dreifaches Geld gegen Vándor als Gewinner
und zahlt, wenn Vándor siegt, z. B. 300 Mk. aus, während er nur 100 Mk. bekommt, wenn Vándor nicht siegt. Oder umgekehrt,
er ruft: 10:1 auf Kincsem. In diesem Fall ist der bookmaker
der Nehmer; gewinnt Kincsem, so zahlt er bloß 100 Mk., verliert sie, so bekommt er 1000 Mk.
Even money wettet man, wenn beide Partner gleiches Geld setzen.
↔
Bei diesen Wetten weiß man die Höhe des zu gewinnenden Betrags also schon vorher.
Beim 2) Totalisator weiß man dies nicht. Die Gewinnsumme kann erst festgestellt
werden, nachdem der Sieger bekannt geworden. Dann addiert man alle Einlagen und dividiert durch die Anzahl der auf den
Sieger gemachten Einsätze. Sind z. B. auf fünf Pferde in Summa 400 Mk. gesetzt worden, auf eins derselben, welches z. B.
gewinnt, 20 Einlagen à 5 Mk., so dividiert man mit 20 in 400, und jeder Satz von 5 Mk.
erhält folglich deren 20 ausgezahlt. Bevor jedoch dividiert wird, kommen von der Gesamtsumme 5 Proz. zum Abzug zu gunsten
des Unternehmens, also bei unserm Beispiel 20 Mk. Zur Verteilung kämen dann bloß noch 380 Mk. Von diesen fällt ebenfalls
jede Summe, die, dividiert, einen Bruch ergeben würde, der Totalisatorkasse zu. Die Chancen für letztere wie für den
Gewinner, der manchmal selbst weniger als seine Einlage zurückgewinnen kann, sind also sehr verschieden. Jedenfalls fließt
das dem Totalisator zugehende Geld dem ganzen Rennunternehmen zu, wofern der Rennstall eben den Totalisator hält, und ist
beim Wetten am Totalisator der Wettende vor Betrug und Unterschlagung des Einsatzes sichergestellt, während dies bei
Wetten mit den bookmakers, die meist Privatleute sind und übrigens auch noch während
des Rennens bis zum letzten Augenblick Wetten annehmen, keineswegs immer der Fall ist. 1871 in Deutschland eingeführt,
ward der Totalisator 1880 unter staatsanwaltliche Anklage gestellt, indem an die verschiedenen Rennvorstände der Bescheid
erging, »daß das Setzen am Totalisator als Hasardspiel zu betrachten sei«. In England und andern Ländern besteht der
Totalisator unbeanstandet weiter. Als Instrument betrachtet, ist der Totalisator ein mechanischer Zählapparat, der mit der
Genauigkeit und Schnelligkeit einer Rechenmaschine addiert, dividiert, Summen und Quotienten angibt, und dessen man sich
nach englischem Vorgang aus fast allen größern Rennplätzen des Kontinents bediente, um Wetten des Publikums in größerer
Anzahl abzuschließen.
In der altdeutschen Rechtssprache bedeutet W. (Gewette) s. v. w. Buße, Strafe (daher einem
etwas »wett machen«, s. v. w. vergelten), auch Pfand, Unterpfand und endlich auch s. v. w. Eheverspruch, daher wetten, s. v. w.
heiraten.
Wetter (Witterung), der an einem bestimmten Ort und zu einer
bestimmten Zeit durch das Zusammenwirken der verschiedenen meteorologischen Elemente, als: Luftdruck, Temperatur,
atmosphärische Feuchtigkeit, Niederschläge, Bewölkung und vorzugsweise Wind (s. d.), hervorgebrachte
Zustand der Atmosphäre, welcher für unsre sinnliche Wahrnehmung sich in angenehmer oder unangenehmer Weise, für unser
Wohlbefinden in gesunder ohne ungesunder Wirkung bemerklich macht. Die Erkenntnis der Gesetze, welche für die Entstehung
und den Wechsel des Wetters gelten, ergibt sich aus den gegenseitigen Beziehungen, in denen diese meteorologischen Elemente
zu einander stehen, und den Einwirkungen, welche sie aufeinander ausüben. Die Beschaffenheit des Wetters an einem bestimmten
Ort beruht hauptsächlich auf der daselbst zu einer bestimmten Zeit stattfindenden Richtung des Windes, welcher seinerseits
wieder von der Verteilung und von den Veränderungen des Luftdrucks abhängt. Der Wind überträgt die Einwirkung der übrigen
meteorologischen Elemente, wie der Temperatur und der Feuchtigkeit, von einem Ort zum andern und veranlaßt dadurch den
jeweilig an
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 567.