Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Wetter'
Anmerkung: Fortsetzung von [Sturmwarnungen.]

Figur 1: Sturmsignale der deutschen Seewarte.
(Sturmsignale) gegeben werden, welche die Richtung und wahrscheinliche
Stärke eines herannahenden Sturms im voraus angeben. Diese Signalstellen erhalten ihre Anweisung, die Sturmsignale
zu zeigen, nach einem ihnen von der meteorologischen Zentralstelle des betreffenden Landes übermittelten
Sturmwarnungstelegramm. Die Sturmsignale bestehen nach dem jetzt allgemein eingeführten Fitz-Royschen System (1863)
aus einem Kegel und einem Cylinder aus Kanevas, welche von weitem, von allen Seiten aus gesehen, als Dreieck und
Rechteck erscheinen und an der horizontalen Raa eines Signalmastes (Fig. 2) aufgeheißt werden, so daß sie weithin
sichtbar sind. Bei Nacht werden (wenigstens an unsern deutschen Küsten) ähnlich geformte Laternen als Sturmsignale
gezeigt. Die Sturmsignale werden nun in der Weise vermittelt, daß die aus nördlichen Gegenden zu erwartenden Stürme
von der Stärke 8-10 (s. Wind) durch Dreiecke (Kegel) mit
der Spitze nach oben, Stürme aus südlichen Richtungen ebenfalls durch Dreiecke, aber mit der Spitze nach unten
angezeigt werden; hierbei führen die westlichen Winde, also NW. und SW., nur ein Dreieck, die östlichen, also NO.
u. SO., zwei Dreiecke. Ist nun aber ein schwerer Sturm oder Orkan von der Stärke 10-12
(s. Wind) zu erwarten, so werden für die vier oben genannten
Windrichtungen (NW., NO., SO., SW.) die entsprechenden einfachen Sturmsignale noch durch Hinzufügung eines Vierecks
(Cylinders) erweitert, und zwar wird bei nördlichen Stürmen (NW. und NO.) das Viereck unter,
bei südlichen Stürmen über dem Dreieck gezeigt (Fig. 1). Außerdem wird durch das Aufziehen einer Flagge angezeigt,
daß der Wind rechtdrehend (N., O., S., W.), und durch das Aufziehen zweier Flaggen, daß er zurückdrehend (N., W., S., O.)
ist. An manchen untergeordneten Signalstellen wird einfach ein Ball (Kugel) an einer Stange aufgeheißt zum Zeichen, daß
eine Störung in der Atmosphäre zu erwarten ist. Die die Sturmwarnungen anzeigenden Telegramme werden zur Einsicht eines
jeden sich dafür Interessierenden mit Angabe der Gründe, welche die angezeigte Warnung veranlaßten, in besondern hölzernen
Wetterkästen an dem Signalmast (Fig. 2) oder an einem andern geeigneten Ort angebracht. Da die ersten Anzeichen der
Stürme, welche über Europa hereinbrechen, zum größten Teil auf dem Atlantischen Ozean auftreten, so wäre es von der
größten Wichtigkeit, eine westlich von Europa gelegene meteorologische Station zu errichten, von
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welcher dieselben den verschiedenen Zentralstellen telegraphisch mitgeteilt werden könnten. Als solche hat Buys-Ballot
die Azorischen Inseln vorgeschlagen, und es wäre erwünscht, daß dieser Vorschlag zur Ausführung gebracht würde.

Figur 2: Signalmast.
Das Verdienst, zuerst in Europa den elektrischen Telegraphen zur Übertragung von Witterungsdepeschen und Sturmwarnungen
benutzt zu haben, gebührt Leverrier. Die Möglichkeit, daß ein solches Sturmwarnungssystem überaus nützlich sein könne,
hatte der sogen. Balaklawasturm vom 14. Nov. 1854 im Schwarzen Meer gezeigt, welcher die Flotten der vereinigten Mächte
in dem damaligen Kriege gegen Rußland arg beschädigt hatte. Ein Blick auf die nähern Umstände des Sturms hatte gezeigt,
daß es sehr wohl möglich gewesen wäre, die zuletzt von den Stürmen Betroffenen von seinem Herannahen zu benachrichtigen
und zu warnen. Seit dieser ersten Anregung durch Leverrier 1856, welche zunächst keine dauernde Einrichtung zur Folge
hatte, haben die telegraphischen Wetternachrichten sowie die Sturmwarnungen erst später eine weite Verbreitung gefunden,
nachdem die Vereinigten Staaten von Nordamerika ein ausgedehntes Netz von meteorologischen Stationen behufs Aufstellung
von Probabilities oder Wetterprognosen organisiert und deren Bedienung unter Leitung eines Generals der aktiven Armee
(Chief Signal Officer) dem Korps des Signal-Service (Telegraphistenkorps der Armee)
übertragen hatte. Die auf den Beobachtungen um 11 Uhr abends basierenden Wetterprognosen werden in den Morgenblättern
veröffentlicht, und die Regelmäßigkeit, mit welcher sie ausgegeben werden, und die Schnelligkeit ihrer Verbreitung haben
dem Signal-Service mit Recht allgemeine Popularität verschafft. Dem Beispiel Nordamerikas folgend, haben fast alle Kulturstaa-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 573.