Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Winchelsea; Winchester; Winckel; Winckell; Winckelmann

661

Winchelsea - Winckelmann.

wie Steinitz, in den Turnierpartien den Gegner mit Neuerungen in den Eröffnungen zu überraschen liebt, vielfach bereichert worden.

Winchelsea (spr. uintschelssi), Seestadt in der engl. Grafschaft Sussex, früher als einer der Cinque Ports (s. d.) befestigt und wichtig, jetzt ein unbedeutender Ort mit (1881) nur 613 Einw.

Winchester (spr. uintschester), 1) Stadt in Hampshire (England), am Itching, 18 km nördlich von Southampton, eine der ältesten Städte Englands und Sitz eines Bischofs, hat eine Kathedrale (1079-1486 erbaut, mit Krypte von 980), alle Baustile vom angelsächsischen bis zum spätgotischen aufweisend, eine der größten Kirchen in England, mit Denkmälern sächsischer und normännischer Könige, ein 1387 von Wykeham gestiftetes College (Gymnasium), ein Lehrerseminar, große Kasernen (1683 von Wren erbaut und ursprünglich bestimmt, Karl II. als Palast zu dienen), ein Museum, eine Kornbörse, Gerichtshöfe, zahlreiche Wohlthätigkeitsanstalten und (1881) 17,780 Einw. Unter den Altertümern ist die alte Schloßkapelle bemerkenswert, in welcher der Tisch gezeigt wird, an dem König Arthur seine Tafelrunde versammelt haben soll. 1 km südlich von W. liegt das 1136 gestiftete Hospital of St. Cross (Heiligkreuzhospiz), prächtig restauriert. - W. ist das römische Venta Belgarum und das altbritische Caer Gwent (»weiße Stadt«); von den Angelsachsen wurde es Wintanceaster genannt. Es war lange eine der namhaftesten Städte Englands und wegen seiner Märkte sowie als Stapelplatz des Wollhandels von Bedeutung. Später, als London im 13. Jahrh. immer mehr emporblühte, sank die Größe von W. Hier wurde 1142 die Kaiserin Mathilde von der königlichen Partei belagert. 1644 wurde W. von den Parlamentstruppen eingenommen und geplündert, 1666 wütete hier die Pest. Vgl. Milnes, History and survey of the antiquities of W. (Winchest. 1809); Bramston und Leroy, Historic W. (neue Ausg., Lond. 1884). - 2) Stadt im nordamerikan. Staat Virginia, Grafschaft Frederick, im Shenandoahthal, hat landwirtschaftliche Ausstellungen u. (1880) 4958 Einw.

Winckel, Franz, Mediziner, geb. 5. Juni 1837 zu Berleburg in Westfalen, studierte seit 1856 zu Berlin, wurde 1860 Assistenzarzt an der Universitätsfrauenklinik daselbst und ging 1864 als Professor der Gynäkologie und gerichtlichen Medizin nach Rostock. 1872 folgte er einem Ruf als Direktor des königlichen Entbindungsinstituts nach Dresden und 1883 als Professor der Gynäkologie und Direktor der Universitätsfrauenklinik nach München. W. erwarb sich besondere Verdienste um die Pathologie des Wochenbettes und die operative Gynäkologie. Er schrieb: »Die Pathologie und Therapie des Wochenbettes« (3. Aufl., Berl. 1878); »Klinische Beobachtungen zur Pathologie der Geburt« (Rost. 1869); »Die Krankheiten der weiblichen Harnröhre und Blase« (2. Aufl., Stuttg. 1885); »Lehrbuch der Frauenkrankheiten« (Leipz. 1886); »Lehrbuch der Geburtshilfe« (das. 1888); »Die Pathologie der weiblichen Sexualorgane« (das. 1878-81, mit 42 Lichtdrucktafeln) u. a.

Winckell, George Franz Dietrich aus dem, Forst- und Jagdschriftsteller, geb. 2. Febr. 1762 auf Priorau in Sachsen, studierte zu Leipzig die Rechte, dann die Forstwissenschaften, ward 1794 Kammerjunker in Dessau und privatisierte seit 1802 zu Obernitzschka bei Wurzen, seit 1807 in Machern, bis ihm 1812 der bayrische Kammerherr v. Thüngen in Franken die Verwaltung seiner Familienforsten übertrug. Seit 1832 wieder zu Schierau in Anhalt-Dessau privatisierend, starb er daselbst 31. Mai 1839. Klassischen Wert hat sein »Handbuch für Jäger, Jagdberechtigte und Jagdliebhaber« (Leipz. 1804 ff.; 5. Aufl. von Tschudi, das. 1878).

Winckelmann, Johann Joachim, Altertumsforscher und Begründer der Kunstgeschichte des Altertums, geb. 9. Dez. 1717 zu Stendal in der Altmark als Sohn eines Schuhmachers, besuchte erst die Schule seiner Vaterstadt, dann das köllnische Gymnasium zu Berlin, studierte seit 1738 in Halle Theologie und alte Litteratur, 1741 in Jena noch Mathematik und Medizin, ward 1742 Hauslehrer zu Hadmersleben bei Halberstadt, 1743 Konrektor zu Seehausen in der Altmark und 1748 Bibliothekar des sächsischen Ministers Grafen von Bünau zu Nöthnitz bei Dresden. Die Nähe Dresdens mit seinen Kunstschätzen sowie der Verkehr mit Künstlern und Kunstkennern, namentlich mit Öser, Lippert, Hagedorn u. a., steigerten in ihm die Liebe zur Kunst. Das Anerbieten des päpstlichen Nunzius in Dresden, Archinto, ihm in Rom eine Bibliothekarstelle zu verschaffen, bewog W. 1754 zum Übertritt zur katholischen Kirche. Er verweilte aber noch ein Jahr in Dresden, mit Kunststudien beschäftigt. Als erste Frucht derselben erschienen die »Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst« (Dresd. u. Leipz. 1754, 2. Aufl. 1756); alle Einwürfe, die hiergegen gemacht worden waren, sammelte er selbst in dem »Sendschreiben über die Gedanken von der Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst« (Dresd. 1755), um sie dann in der »Erläuterung der Gedanken von der Nachahmung etc.« (das. 1755) zu widerlegen. Im Herbst 1755 reiste er mit einer königlichen Pension nach Rom, wo er an den Kardinälen Passionei und Albani sowie an Archinto, der inzwischen Kardinal und Staatssekretär geworden war, Gönner fand, namentlich aber zu Mengs in ein vertrautes, für die Richtung seiner Studien erfolgreiches Verhältnis trat. Zunächst widmete er seine Zeit fast ausschließlich dem Studium alter und neuer Kunstwerke. Im Frühjahr 1758 besuchte er Neapel, Portici, Herculaneum und Pompeji, im September d. J. auf Einladung des Barons Stosch Florenz, wo er neun Monate verweilte, um die Gemmensammlung desselben zu ordnen. Das Verzeichnis davon führt den Titel: »Description des pierres gravées du feu Baron de Stosch« (Flor. 1760). Um dieselbe Zeit erhielt W. eine Anstellung als Bibliothekar und Aufseher über die Altertümersammlung des Kardinals Albani. Im Sommer 1760 vollendete er die »Anmerkungen über die Baukunst der Alten« (Leipz. 1762; franz., Par. 1783). In Gesellschaft des Grafen Brühl besuchte er 1762 abermals Neapel und dessen Umgebungen. Eine von ihm beabsichtigte kleine Schrift zur Erläuterung schwieriger Punkte in der Mythologie und den Altertümern gestaltete sich zu einem größern Werk, das unter dem Titel: »Monumenti antichi inediti« (Rom 1767, 2 Bde.; neue Ausg. 1821; vollständige deutsche Übersetzung durch Brun, 1791-92) mit 268 Kupfertafeln und vielen Textabbildungen erschien. 1763 zum Oberaufseher aller Altertümer in und um Rom ernannt, veröffentlichte er mehrere Schriften, unter andern: »Von den herculanischen Entdeckungen« (Dresd. 1762); »Versuch einer Allegorie, besonders für die Kunst« (das. 1766; hrsg. von Dressel, Leipz. 1866) und die »Abhandlung von der Fähigkeit der Empfindung des Schönen in der Kunst und dem Unterricht in derselben« (Dresd. 1771). Sein Haupt-^[folgende Seite]