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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wintera aromatica; Winterberg; Winterburger; Winterchristwurz; Winterdrossel; Winterer; Winterfeldt

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Wintera aromatica - Winterfeldt.

Jan. 1778 zu Prechthal im Schwarzwald, studierte zu Göttingen die Rechte, ward 1803 Sekretär beim Geheimratskollegium, 1807 Regierungsrat und Mitglied des Oberkirchenrats, 1808 Regierungsrat im Mittelrheinkreis, 1810 Oberamtmann in Durlach. Im August 1814 kam er als Stadtdirektor nach Heidelberg, von wo er 1815 als Rat in das Ministerium des Innern berufen und 1818 zum Geheimen Referendar ernannt wurde. W. hatte nicht geringen Anteil an der neuen badischen Verfassung. 1821 wurde er Mitglied der zweiten Sektion des Staatsministeriums sowie Direktor der evangelischen Kirchensektion, 1822 Staatsrat und Mitglied des Staatsministeriums, 1824 Direktor des Ministeriums des Innern. Beim Regierungsantritt des Großherzogs Leopold (1830) erhielt er die Funktionen des Ministers des Innern und 1833 den Titel eines solchen. Trotz der auch in Baden sich kundgebenden Reaktionstendenzen gelang es ihm, das liberale Verwaltungssystem aufrecht zu erhalten. Eine Reihe wichtiger Reformen, namentlich auch die Umgestaltung des Gemeindewesens, war hauptsächlich sein Werk. Obwohl der liberalen Opposition manchmal entschieden entgegentretend, genoß er doch einer Popularität, wie sie vor ihm kein andrer Minister besessen. Er starb 27. März 1838. Als Schriftsteller trat W. in dem Erbfolgestreit mit Bayern für das badische Interesse auf in der Schrift »Über die Ansprüche der Krone Bayerns auf Landesteile des Großherzogtums Baden« (Mannh. 1827). Im J. 1855 wurde ihm in Karlsruhe ein Standbild errichtet. Vgl. Weick, Reliquien von L. W. (Freiburg 1843).

Wintera aromatica, s. v. w. Drimys Winteri.

Winterberg, zwei Berge in der Sächsischen Schweiz, rechts von der Elbe; der Große W., der höchste Gipfel des Gebirges, ist 553 m hoch und hat eine Basaltkuppe mit einem Gasthaus und prachtvoller, weit umfassender Aussicht; der Kleine W. ist 500 m hoch.

Winterberg, 1) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Brilon, unweit der Quelle der Ruhr, hat eine schöne kath. Kirche, eine Oberförsterei, mechanische Weberei und (1885) 1164 fast nur kath. Einwohner, die vorzugsweise Hausierhandel betreiben.

2) Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Prachatitz, an der Wolinka, hat ein Bezirksgericht, ein hoch gelegenes Schloß des Fürsten Schwarzenberg, eine große Glasfabrik mit Schleifereien und Graveurateliers, ein bedeutendes Fabriketablissement zur Herstellung von Gebetbüchern, Fabrikation von Zünddraht, Holzhandel und (1880) 3881 Einw.

Winterburger, Johannes, aus Winterburg bei Kreuznach, erster Drucker Wiens, dessen Name auf daselbst gedruckten Büchern erscheint, 1492-1519.

Winterchristwurz, s. Eranthis.

Winterdrossel, s. Seidenschwanz.

Winterer, Landelin, elsäss. Politiker, geb. 28. Febr. 1832, widmete sich dem Studium der katholischen Theologie, ward Kaplan zu Bischweiler, dann in Kolmar, hierauf Pfarrer in Gebweiler und ist jetzt Stadtpfarrer und Kanonikus zu Mülhausen i. E. 1874 ward er in Thann zum Mitglied des Reichstags gewählt, wo er sich den Protestlern anschloß und zugleich die Interessen der katholischen Kirche und der ultramontanen Partei im Reichsland eifrig vertrat. 1879 ward er im Landkreis Mülhausen auch zum Mitglied des elsaß-lothringischen Landesausschusses gewählt und wußte sich hier durch parlamentarische Geschicklichkeit und Rednertalent großen Einfluß auch auf den Statthalter v. Manteuffel zu verschaffen. Er schrieb: »La persécution religieuse en Alsace pendant la grande révolution«; »Histoire de sainte Odile« (1870); »Le socialisme contemporain« (1878); »Le danger social« (1885) u. a.

Winterfeldt, 1) Hans Karl von, berühmter Feldherr Friedrichs d. Gr., geb. 4. April 1709 zu Vanselow in Vorpommern, trat schon in seinem 16. Jahr als Junker in das Kürassierregiment seines Oheims von W. ein, ging dann zur Gardeinfanterie über und ward 1740 von Friedrich II. zum Major und Flügeladjutanten erhoben. Bei Eröffnung des Feldzugs von 1741 befehligte W. ein Grenadierbataillon, das dem Sturm auf Glogau beiwohnte und in der Schlacht bei Mollwitz mit Auszeichnung focht. Von einer hierbei erhaltenen Fußwunde wieder genesen, ward er zum Obersten und Generaladjutanten befördert und leitete 22. Juni das glänzende Gefecht bei Rothschloß gegen den österreichischen General Baronay. Im Feldzug von 1745 lieferte er den Truppen des ungarischen Aufgebots bei Slawentzitz 11. April ein glückliches Gefecht und im Mai 1745 dem General Nádasdy bei Landeshut, wofür er zum Generalmajor ernannt wurde. Auch an den Siegen bei Hohenfriedeberg und Katholisch-Hennersdorf hatte er Anteil. Während der folgenden Friedensjahre ward W. als Generaladjutant beim König, dessen besonderes Vertrauen er genoß, ja der ihn seinen Freund nannte, auch häufig zu diplomatischen Missionen verwandt. W. war nicht bloß liebenswürdig und fein gebildet, sondern auch ein ausgezeichneter Soldat, tapfer, begeistert für den Ruhm der preußischen Armee und von scharfem strategischen Blick. Der König zog ihn daher in militärischen Dingen sehr oft zu Rate. 1756 avancierte W. zum Generalleutnant, und bald darauf ward er Gouverneur von Kolberg. 1757 schloß er mit dem sächsischen Feldmarschall Rutowski die Kapitulation von Pirna. Im folgenden Winter deckte er die Pässe von Landeshut in Schlesien. In der Schlacht bei Prag befehligte er die Infanterie des linken Treffens, wurde durch einen Schuß am Hals verwundet, übernahm nach seiner Genesung das Kommando des rechten Flügels der unter Keith vor Prag stehenden Truppen und begleitete den Prinzen August Wilhelm bei dem Rückzug nach der Lausitz, wo er dann unter Bevern ein Korps befehligte. Als dieses während seiner Abwesenheit in Görlitz 7. Sept. 1757 vom Jäkelsberg bei Moys vertrieben wurde, erhielt W. bei dem Versuch, die Höhe wieder zu erstürmen, einen Schuß in die Brust, an welchem er am folgenden Morgen starb. Er wird von Friedrich aufs tiefste betrauert. Seine Bildsäule steht auf dem Wilhelmsplatz zu Berlin, und ihm zu Ehren wurde 1889 das 2. oberschlesische Infanterieregiment Nr. 23 Infanterieregiment von W. benannt. Vgl. Varnhagen v. Ense, Biographische Denkmale, Bd. 6 (3. Aufl., Leipz. 1872); »Hans Karl v. W. und der Tag von Moys« (anonym, Görl. 1857).

2) Karl, Musikschriftsteller, geb. 28. Jan. 1784 zu Berlin, studierte in Halle die Rechte, ward 1811 Kammergerichtsassessor zu Berlin, widmete aber seine Muße dem Studium der Tonkunst, namentlich der Musikgeschichte, und erweiterte seine musikalischen Kenntnisse auf einer 1812 unternommenen Reise nach Italien, von wo er unter anderm eine wertvolle Sammlung älterer Musikwerke heimbrachte. 1816 als Oberlandesgerichtsrat in Breslau angestellt, erhielt er bald darauf die Aufsicht über den musikalischen Teil der dortigen Universitätsbibliothek. Im März 1832 kam er als Geheimer Obertribunalrat nach Berlin, wo er für Belebung des Geschmacks an klassischer Musik, hauptsächlich Kirchenmusik, mit unermüdlichem Eifer wirkte, namentlich nachdem er 1847 aus dem Staatsdienst