Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

681

Wintermonat - Wintzingerode.

Wintermonat, deutscher Monatsname, s. v. w. Dezember, oft aber auch s. v. w. November oder Januar.

Winternieswurzel, s. Eranthis.

Winterpunkt, s. v. w. Wintersolstitium, s. Sonnenwenden und Ekliptik.

Winterquartiere, weitläufige Kantonierungen, welche früher Truppen bei Eintritt des Winters, während dessen die Operationen eingestellt wurden, zu beziehen pflegten. Im Altertum kehrten die Truppen bei Beginn des Winters in ihre Heimat zurück, und nicht vollendete Kriege wurden mit Anfang des Frühjahrs fortgesetzt. Die Römer bezogen W. (hiberna) in Feindes Land zuerst bei der Belagerung von Veji (400 v. Chr.) und zwar ein befestigtes Lager, um welches Wall und Graben gezogen waren. Unter den Kaisern wurden die W. bequemer eingerichtet, so daß für alle Lebens- und militärischen Bedürfnisse hinreichend Sorge getragen war; sie wurden ständige Aufenthaltsorte der Legionen. Später entstanden aus ihnen oft Städte. Im Mittelalter, namentlich aber nach Errichtung stehender Heere in den Kriegen des 17. und 18. Jahrh., wurden stets W. bezogen, wenn schon Friedrich d. Gr. oft die Operationen bis in den Dezember oder Januar fortsetzte. In neuerer Zeit sind W. ganz außer Gebrauch gekommen, da bei der heutigen Benutzung der Eisenbahnen der Winter eine Unterbrechung der kriegerischen Thätigkeit nicht nötig macht.

Winterrose, s. Helleborus.

Winterschlaf, schlafähnlicher Zustand, in welchen viele Tiere während der kalten Jahreszeit zu versinken pflegen, wie Schnecken, manche Insekten, die meisten Reptilien (Schlangen, Eidechsen), Amphibien (Kröten, Frösche) und einzelne Säugetiere, welche einen unterbrochenen (Bär, Dachs, Fledermaus) oder andauernden W. (Siebenschläfer, Haselmaus, Igel, Murmeltier) halten. Diese Winterschläfer, namentlich aber die warmblütigen unter ihnen, suchen im Herbst Örter auf, in denen sie vor der strengen Kälte geschützt sind, hohle Baumstämme, Erdhöhlen u. dgl., polstern sie mit Heu, Stroh, Baumblättern, Haaren, Wolle und andern Materialien aus und bringen daselbst mit mehr oder weniger zusammengezogenem Körper und geschlossenen Augenlidern den Winter zu. Ihre normale Temperatur sowie die Sekretionen sind bedeutend vermindert. Die Absonderungsprodukte des Darmkanals und der Leber sammeln sich im untern Teil des Darms an und werden gleich nach dem Erwachen ausgeleert. Die Atmung ist sehr schwach, der Herzschlag verlangsamt und die Empfindlichkeit gegen äußere Reize gering. Infolge davon ist auch das Nahrungsbedürfnis so gering, daß die Tiere alsdann von dem Fett zu leben vermögen, welches sich in ihrem Körper während des wachen Zustandes angesammelt hat. Eine ähnliche Erscheinung ist der Sommerschlaf, den während der trocknen Jahreszeit Krokodile und Schlangen der heißen Himmelsstriche, unter einer Schlammdecke verborgen, halten. Die Ursachen beider Erscheinungen sind noch nicht genau bekannt. Vgl. Barkow, Der W. (Berl. 1846).

Wintersgrün, Stadt, s. Gottesgab.

Wintersolstitium, s. Sonnenwenden und Ekliptik.

Wintersperling, s. v. w. Schneeammer, s. Ammer.

Wintersporen (Teleutosporen), s. Pilze, S. 66, und Rostpilze, S. 989.

Wintersrinde, s. Drimys; falsche W., s. Canella.

Winterstelze, s. Bachstelze.

Winterthur, Stadt im schweizer. Kanton Zürich, an der Eulach, Knotenpunkt der Bahnlinien nach Koblenz, Schaffhausen, Konstanz, Romanshorn, St. Gallen, dem Tößthal und nach Zürich, hat ein schönes Stadthaus (von Semper), eine reformierte und eine kath. Kirche, ein Gymnasium, eine Industrieschule und ein kantonales Technikum, eine Bürgerbibliothek (20,000 Bände) und (1888) 15,956 Einw., welche sich mit der Fabrikation von Baumwoll-, Woll- und Seidenwaren, Maschinen, Eisengießerei, Töpferei, Brauerei etc. beschäftigen. - Der Ort begann als keltisch-römisches Vitudurum (Vitodurum), etwas oberhalb der Stelle, da, wo heute Ober-W. liegt. Als Besitzung der Grafen von Kyburg kam dann W. an das habsburgisch-österreichische Haus und wurde erst 1467 von diesem an Zürich verkauft. Vgl. Troll, Geschichte der Stadt W. (Wien 1842-43, 3 Tle.).

Wintervogel, s. Ammer, S. 489.

Winterwolfskraut, s. Eranthis.

Winther, Rasmus Villads Christian Ferdinand, dän. Dichter, geb. 29. Juli 1796 zu Fensmark in Seeland, studierte zu Kopenhagen Theologie, bereiste 1830-31 Italien, lebte seit 1841 zu Neustrelitz und privatisierte später zu Kopenhagen. Die erste Sammlung seiner Dichtungen erschien 1828 und nahm in den folgenden Auflagen den Titel: »Digte, gamle og nye« (8. Aufl. 1882) an. Daran schließen sich: »Nogle Digte« (Kopenh. 1835, 2. Aufl. 1852); »Sang og Sagn« (1839); »Haandtegninger« (1840); »Digtninger« (1843); »Lyriske Digte« (1848); »Nye Digte« (1850); »Nye Digtninger« (1853). Größere Dichtungen sind: »Judith« (1837, nicht vollendet) und »Hjortens Flugt« (1856, 10. Aufl. 1887; deutsch, Berl. 1857), letzteres sein größtes Gedicht, welches ihn in die Reihe der ersten Dichter unsers Jahrhunderts stellt. Nicht minder bedeutend sind seine »Träsnit« (3. Aufl. 1877), idealisierte Bilder des Volkslebens, und »Uerner og Malin«, ein Cyklus von sieben Romanzen: »Brogede Blade« (2. Aufl. 1878). Frisch und farbenreich, namentlich in seinen Naturschilderungen, zeigt er die volle Meisterschaft der Sprache. Als Novellist hat er in den »Fire Noveller« (1843) und »Tre Fortällinger« (2. Aufl. 1851) ebenfalls Hervorragendes geleistet. Eine deutsche Übersetzung seiner Novellen erschien in 2 Bänden (Leipz. 1851). Er veröffentlichte außerdem Kinderschriften und Übersetzungen sowie eine »Udvalg af Kjämpeviserne« (1839) und »Hundrede Romanzer af danske Digtere« (3. Aufl. 1851). Auch redigierte er einige Zeit das »Danske Kunstblad«. Seine letzten Jahre verlebte W. in Paris, wo er 30. Dez. 1876 starb. Eine Sammlung seiner Gedichte erschien in 11 Bänden (Kopenh. 1860-72). Aus seinem Nachlaß erschienen »Efterladte digte« (1879). Vgl. Brandes, Danske Digtere (Kopenh. 1877).

Wintzingerode, 1) Georg Ernst Levin, Reichsgraf von, württemberg. Staatsminister, geb. 27. Nov. 1752 aus einem alten, aus dem Eichsfeld stammenden Adelsgeschlecht, trat als Offizier in hessische Dienste, wurde 1794 in der Stellung eines kurkölnischen Kämmerers in den deutschen Reichsgrafenstand erhoben, ging dann in württembergische Dienste über und wurde 1801 Minister der auswärtigen Angelegenheiten und 1806 erster Minister, in welcher Stellung er sich um das Land große Verdienste erwarb. Nach dem Tode des Königs Friedrich I. 1816 ließ er sich von seinen Staatsämtern entheben; doch übernahm er 1820 wieder die Gesandtschaftsposten zu Berlin, Dresden, Hannover und Kassel. Seit 1825 von aller öffentlichen Wirksamkeit zurückgetreten, starb er 24. Okt. 1834 in Stuttgart.

2) Ferdinand, Freiherr von, russ. General,