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Wordsworth - Woermann.
und seinen Nebenflüssen Avon, Teme und Stour bewässert und im Westen von den Malvernhügeln (426 m), im O. von den Verzweigungen der Clenthügel eingeschlossen wird. Von der Oberfläche sind 36 Proz. unter dem Pflug, 49 Proz. bestehen aus Weideland. An Vieh zählte man 1888: 60,544 Rinder und 163,674 Schafe. Viel Obstbau wird getrieben, und Apfelwein ist ein landesübliches Getränk. Das Mineralreich liefert Salz (an 250,000 Ton. jährlich), Steinkohlen (1887: 845,200 T.) und Eisen. Die Industrie blüht und liefert namentlich Worsted, Handschuhe, Guß- und Walzeisen, Maschinen, Nägel, Glas und Porzellan. Hauptstadt ist Worcester.
Wordsworth, William, namhafter engl. Dichter, geb. 7. April 1770 zu Cockermouth in Cumberland, besuchte die Schule zu Hawkshead in dem malerischten Teil von Lancashire, woselbst ein ungewöhnlich freies Schulleben seiner Vorliebe für die freie Natur und deren Schönheit wesentlichen Vorschub gewährte, und studierte dann von 1787 an in Cambridge hauptsächlich die englischen Dichter. Nachdem er 1791 graduiert worden, bereiste er Frankreich, die Schweiz und Italien und ließ sich 1793 zu Alforden in Somersetshire nieder, wo er mit Coleridge im freundschaftlichsten Verhältnis lebte. 1798 unternahmen beide eine Reise nach Deutschland, die auf ihre ästhetische Bildung nicht ohne Einfluß blieb. Seit 1803 lebte W. zu Grasmere in Westmoreland, später auf seinem Landgut zu Rydalmount. Die einträgliche Sinekure eines Stempelausgebers setzte ihn in den Stand, völlig seinen litterarischen Beschäftigungen zu leben. Seit 1842 pensioniert, im folgenden Jahr zum Poet laureate ernannt, starb er 23. April 1850 in Rydal. In seinen ersten Dichtungen (1793) erwies W. sich wesentlich als Schüler Popes. Seinen »Lyrical ballads« (1798-1807, 3 Bde.) folgten: 1814 »The excursion«, wenn auch wortreich, sein bestes Gedicht; 1815 »The white doe of Rylstone«; 1819 »Peter Bell«, von der Kritik fast verhöhnt, und »The waggoner«; 1820 »The river Duddon«, ein Sonettenkranz, »Vaudracour and Julia« und »Ecclesiastical sonnets«; 1822 »Memorials of a tour on the continent« und »Description of the lakes in the north of England«; 1835 »Yarrow revisited« etc. W. hat dazu beigetragen, die englische Dichtung wieder dem Studium des Menschen und der Natur zuzuwenden, und sich zuerst wieder einer natürlichen Sprache bedient. Indes bleibt ein Widerspruch zwischen seinen ästhetischen Prinzipien und seiner Praxis bestehen, wenn er in den erstern so weit geht, Sprache und Konversation des Bauern für poetischer und philosophischer als diejenige der gebildeten Stände zu erklären und als sein Muster hinzustellen. Seine Freunde und Schüler begreift man unter dem Namen Lake school (s. d.). Seine »Poetical works« erschienen in zahlreichen Ausgaben (zuletzt 1882-86, 8 Bde.); die »Prose works« 1876 in 3 Bänden. Vgl. Christ. Wordsworth, Memoirs of Will. W. (Lond. 1852, 2 Bde.); Calvert, W., a biographical and aesthetic study (Boston 1878); Middleton, W. W. (Lond. 1888); »Wordsworthiana, a selection from papers read to the W.-Society« (das. 1889).
Workington, Stadt in der engl. Grafschaft Cumberland, an der Mündung des Derwent, hat einen geräumigen, durch Wellenbrecher geschützten Hafen, Eisen- u. Stahlwerke, Kohlengruben und (1881) 14,371 Einw. Zum Hafen gehören (1888) 24 Seeschiffe von 14,615 Ton. Gehalt. Wert der Ausfuhr (1888) 61,303 Pfd. Sterl., der Einfuhr 11,762 Pfd. Sterl.
Worksop (spr. ŭörkssŏp), Stadt im nördlichen Nottinghamshire (England), mit Fabrikation von Strumpf- und Wollwaren und (1881) 10,588 Einw. Dabei Welbeck Abbey, Sitz des Herzogs von Portland.
Workum, Stadt in der niederländ. Provinz Friesland, durch einen langen Hafen mit dem Zuidersee verbunden, an der Eisenbahn Sneek-Stavoren, hat einen schönen Marktplatz, eine reformierte, lutherische, Mennoniten- und römisch-kath. Kirche, Schiffahrt und (1887) 4210 Einw.
Wörlitz, Stadt im Herzogtum Anhalt, Kreis Dessau, unweit der Elbe, hat eine hübsche gotische Kirche, Farbenfabrikation, Bierbrauerei, (1885) 1808 Einw. und ist berühmt durch seinen 1796-1802 vom Herzog Leopold Friedrich Franz angelegten, durch herrliche Vegetation wie botanische Reichtümer ausgezeichneten Park. Derselbe hat etwa 8 km im umfang, enthält verschiedene zerstreut liegende, zum Teil höchst geschmackvoll ausgeführte Gebäude mit reichen Kunstsammlungen, z. B. das herzogliche Schloß (mit Originalen von Rubens, van Dyck, Domenichino etc. nebst Antiken), das gotische Haus (mit altdeutschen Bildern, Glasmalereien etc.), den Floratempel, das Panthéon (mit Antikensammlung) u. a., ferner ein Labyrinth, verschiedene Höhlen, Grotten, Denkmäler und den Wörlitzer See (einen ehemaligen Elbarm). Vgl. Hosäus, Die Wörlitzer Antiken (Dess. 1873); Derselbe, W. (2. Aufl., das. 1883).
Worm, Ole oder Olaf, lat. Olaus Wormius, gelehrter Däne, geb. 13. Mai 1588 zu Aarhus, studierte erst Theologie in Marburg und Gießen, dann Medizin in Straßburg und Basel, bereiste Italien, Frankreich, England und Holland und wurde 1613 zu Kopenhagen Professor der schönen Wissenschaften, 1615 der griechischen Sprache und 1624 der Medizin. Er starb 31. Aug. 1654 als Kanonikus von Lund und Leibarzt Christians V. Außer um die Anatomie (von ihm wurden die Ossicula Wormiana entdeckt und benannt) hat er sich besonders um die alte skandinavische Litteratur verdient gemacht, da er zuerst mit dem Isländer Arngrim Jonson auf die jüngere Edda aufmerksam machte. Von seinen Schriften sind in dieser Beziehung hervorzuheben: »Fasti danici« (Kopenhagen 1626), »Monumenta danica« (das. 1643), »Litteratura danica antiquissima« (das. 1643), »Specimen lexici runici« (das. 1650) und »Litteratura runica« (das. 1661).
Woermann, 1) Karl, Kunsthistoriker, geb. 4. Juli 1844 zu Hamburg, studierte in Heidelberg, Berlin, Göttingen und Kiel hauptsächlich Jurisprudenz, hörte aber auch Vorlesungen über Archäologie, Kunstgeschichte und Ästhetik und ließ sich 1867 als Advokat in Hamburg nieder. Eine Reise durch England, Frankreich und Nordamerika brachte ihn zu dem Entschluß, sich dem Studium der Kunstgeschichte zu widmen. Er vollendete in München unter Heinrich Brunn seine Studien und veröffentlichte hier eine Abhandlung: »Über den landschaftlichen Natursinn der Griechen und Römer« (Münch. 1871), und habilitierte sich 1871 als Privatdozent für Archäologie und Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg, trat aber bald eine Studienreise nach Italien und Griechenland an, auf welcher er die Materialien zu dem Werk »Die Landschaft in der Kunst der alten Völker« (Münch. 1876) sammelte, dem 1875 »Die antiken Odysseelandschaften vom Esquilinischen Hügel in Rom« in Farbendrucktafeln mit erläuterndem Text folgte. 1873 wurde er als Professor der Kunstgeschichte an die Kunstakademie zu Düsseldorf berufen. 1878-79 unternahm er eine neue Studienreise durch alle Hauptländer Europas, deren Eindrücke er in dem Reisetagebuch