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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wurstkraut; Wurstkrüge; Wurstwagen; Württemberg

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Wurstkraut - Württemberg.

lung besteht in möglichst frühzeitiger Anwendung von Brech- und Abführmitteln, in spätern Perioden sind roborierende und stimulierende Mittel zu empfehlen. In ältern Fällen von Wurstvergiftung (Botulismus) handelt es sich ohne Zweifel um Erkrankung durch Trichinen, die eigentliche Wurstvergiftung aber verläuft unter ganz andern und charakteristischen Erscheinungen.

Wurstkraut, s. v. w. Origanum Majorana.

Wurstkrüge, s. Ringkrüge.

Wurstwagen, Munitionswagen mit gepolstertem Reitsitz (Wurst) für Bedienungsmannschaften, früher bei der österreichischen Artillerie und bis 1862 in Bayern, auch schon im 15. Jahrh. bei den Bürgergleven gebräuchlich.

Württemberg (früher Wirtemberg, hierzu die Karte »Württemberg«), Königreich in Süddeutschland, seiner Größe nach der dritte, der Einwohnerzahl nach der vierte der deutschen Bundesstaaten, grenzt gegen N. an Bayern und Baden, gegen Westen und S. an dieselben Länder sowie an den Bodensee und die hohenzollerischen Lande, im O. wieder an Bayern. Im N. berührt es noch eine Exklave (Wimpfen) des Großherzogtums Hessen, und im S. ist es durch den Bodensee von der Schweiz getrennt. Als Exklaven liegen im Badischen und in Hohenzollern je fünf Ortschaften.

Physische Beschaffenheit.

Die Hauptgebirge des Landes sind der Schwarzwald und die Alb. Der von diesen Gebirgen nicht bedeckte übrige Teil des Landes gehört der oberschwäbisch-bayrischen Hochebene und dem schwäbisch-fränkischen Terrassenland an. Der württembergische Schwarzwald (s. d.) macht ungefähr ein Drittel, nämlich das nördlichste Stück und einen Teil vom nordmittlern Stück, des ganzen Schwarzwaldes aus und erstreckt sich von der Gegend von Schramberg im S. bis in die Gegend von Neuenbürg in einer Länge von 80 km. Die höchsten Punkte des württembergischen Schwarzwaldes sind an der Hornisgrinde der Katzenkopf (1151 m) und der Kniebis mit dem Roßbühl (964 m). Die Alb oder der schwäbische Jura (s. Jura, S. 327) zieht sich von einer Grenze des Königreichs bis zur andern und zerfällt in folgende Teile: Heuberg mit dem 1014 m hohen Lemberg, Hohenzollernalb, Rauhe Alb (Uracher, Münsinger, Blaubeurer, Ulmer Alb), Hochsträß, Albuch, Härdtfeld. Südlich von der Alb dehnt sich, zu der oberschwäbisch-bayrischen Hochebene gehörig, ein von Westen nach O. 50-60 km, von N. nach S. ca. 70 km sich erstreckendes Gebiet aus, das von einer etwa 580 m hoch liegenden Wasserscheide sich nach S. zum Bodensee, nach N. zur Donau abdacht. Das breite Wiesenthal der Schussen teilt die südliche Abdachung in zwei fast gleich hohe Plateaus (650-750 m), auf deren Oberfläche zahlreiche kleine Seen liegen. Der bedeutendste Höhenzug im Innern des Plateaus, von der Schussen und ihren Zuflüssen durchsetzt, führt den Namen Altdorfer Wald. In der südöstlichen Ecke des Donaukreises erhebt sich als Ende des aus Bayern hereinziehenden Alpenlandes der Gebirgsstock der Adelegg mit dem Schwarzen Grat (1118 m). Nördlich von der genannten Wasserscheide flacht sich das von moorigen Wiesengründen durchschnittene Land zur Donau ab, deren Spiegel bei Ulm noch 464 m ü. M. liegt. Die nördlichste Höhe ist hier der isoliert sich erhebende Bussen (765 m) östlich von Riedlingen. Östlich vom Schwarzwald und nördlich von der Alb breitet sich das schwäbische und fränkische Terrassenland aus, das Gebiet des Muschelkalks und Keupers. Die bedeutendsten Höhen liegen im S., wo die von Donaueschingen bis gegen Rottweil sich erstreckende Hochfläche, die Baar genannt, 715-780 m Meereshöhe hat. Die zu beiden Seiten des obern Neckar bis Horb sich ausdehnenden Flächen haben ein Niveau von 715-520 m Meereshöhe, ein gleiches das von der Nagold durchflossene, den Ostrand des untern Schwarzwaldes begleitende Plateau des obern Gäus. Östlich von diesem breiten sich der Schönbuch, die Filder und das Strohgäu aus, Plateaulandschaften von 550-650 m Höhe, in welchen zwischen Stuttgart und Reutlingen der Keuper vom schwarzen Jura oder Lias überlagert ist. W. ist das Land des Neckar und seiner Zuflüsse. An das Hügelland des obern Neckar von Rottweil (542 m) bis Plochingen (247 m) schließt sich zuerst an: zwischen Neckar, Fils und Rems, als die erste jener Keuperberggruppen seitwärts vom Neckar, nach O. der bis 512 m ansteigende Schurwald; weiterhin in dem durchschnittlich unter 320 m absinkenden Plateau- und Hügelland zwischen Neckar, Enz und dem Rheinthal der Stromberg (bis zu 473 m) und der Heuchelberg (bis zu 316 m) nebst mehreren kleinern, ebenfalls von Westen nach O. streichenden Parallelzügen zwischen Heilbronn, Bietigheim und Bretten. Das Niveau des Neckar sinkt bei Heilbronn bis 150 m, bei Böttingen bis 135 m herab. Nördlich von Albuch und Härdtfeld, zwischen Rems, Kocher und Jagst, breiten sich höhere Plateaus aus, die zum Teil in niedern Bergzügen endigen: der Welzheimer Wald, der Mainhardter Wald, die Waldenburger und die Löwensteiner Berge, diese sämtlich westlich vom Kocher, die Limpurger Berge zwischen Kocher und Jagst, die Ellwanger Berge und das Krailsheimer Hardt im O. der Jagst. Dieses gesamte Gebiet hat an wenigen Punkten unter 400 m, nirgends über 650 m Höhe. Tiefer liegen die fruchtbareren, nach NW. längs des Kocher, der Jagst und der Tauber bis an den Main und Odenwald sich ausdehnenden Plateaus, nämlich die Haller Ebene, die sich von Hall gegen O. bis Kirchberg erstreckt, und die größere Hohenloher Ebene, die von Öhringen bis Rothenburg an der Tauber reicht. Noch milderes Klima hat die bis zu 140 m sinkende Gegend um den Einfluß des Kocher und der Jagst in den Neckar, wo die beiden erstern Flüsse durch den Hardthäuser Wald auseinander gehalten werden.

W. hat in allen Teilen schöne und fruchtbare Thäler. Das Rheinthal berührt zwar W. nur mit dem Bodenseekessel, nimmt aber das Hauptthal des Landes, das Neckarthal, und mehrere Nebenthäler auf. Der kleinere Teil des Landes gehört zum Donaugebiet. Die Donau betritt dasselbe unweit Tuttlingen, verläßt es bald bei Fridingen und erreicht es bei Scheer wieder, um es bis Ulm in nach NO. gerichtetem Lauf zu durchströmen und hier nach insgesamt 175 km langem Lauf nach Bayern überzutreten. Sie nimmt in W. von rechts her auf: die Ablach, Ostrach, Kanzach und Schwarzach, Stehen, die Riß mit der Alten Riß und Umlach, die Westernach, von der Rottum und Dürnach gebildet, die Roth, die Iller mit der Weihung, Aitrach und Ausnanger Ach; von links her: die Elta, Schmie, Lauchart, Ach, Lauter, Schmiechen, Blau, Nau, Brenz und Egge. Der größere Teil des Landes ist Rheingebiet und zwar durch den Neckar, den Hauptfluß Württembergs. Er entspringt im äußersten Südwesten des Landes, wo der Schwarzwald und die Alb in der Baar zusammenstoßen, tritt unterhalb Sulz ins Hohenzolle-^[folgende Seite]