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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Zängen; Zangenassel; Zangengeburt; Zangenwerk; Zanguebar; Zankle; Zankow; Zanotti; Zanow; Zante; Zanth; Zanthier

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Zängen - Zanthier.

so heißt die Z. Schiebezange. Um die keilförmige Stellung der Maulflächen, die zum Festhalten sehr ungeeignet sind, zu beseitigen, hat man Zangen erfunden, bei welchen die Maulflächen stets parallel stehen (Parallelzange). Die Beißzangen oder Kneipzangen (Fig. 2) besitzen statt der Maulflächen zwei gegeneinander gestellte Schneiden zum Abkneipen oder Abbeißen von Draht und dienen zugleich zum Nägelausziehen u. dgl.

^[Abb.: Fig. 1. Fig. 2. Scharnierzangen.]

Zängen, das Hämmern oder Walzen der Eisenluppen, um aus denselben eingeschlossene Schlacke (Zängeschlacke) auszupressen.

Zangenassel, s. Skolopender.

Zangengeburt (Zangenoperation), Entbindung mit Hilfe der Geburtszange (s. d.).

Zangenwerk, s. v. w. Tenaille (s. d.).

Zanguebar, s. Sansibar.

Zankle, älterer griech. Name von Messina (s. d.).

Zankow, Dragan, bulgar. Politiker, geb. 1827 zu Sistowa in Donau-Bulgarien, studierte auf den russischen Universitäten Odessa und Kiew, begab sich dann nach Wien, wo er eine bulgarische Grammatik für Deutsche veröffentlichte, und agitierte in seiner Heimat und im Ausland für die Befreiung Bulgariens von der Herrschaft des griechischen Fanars sowie von der türkischen Paschawirtschaft, trat aber hierauf in den türkischen Staatsdienst und ward dem Pascha von Warna, dann dem von Rustschuk als Gehilfe beigegeben. Nach der Unterdrückung des Aufstandes von 1876 unternahm er eine Reise durch die Staaten Europas, um sie zum Einschreiten gegen die »bulgarischen Greuel« zu bewegen. 1880 trat er an die Spitze eines Koalitionsministeriums als auswärtiger Minister. Da er sich aber willkürlich und ränkesüchtig zeigte, mußte er 10. Dez. das Präsidium und das Äußere abgeben und wurde Minister des Innern. Aber auch aus diesem Amt mußte ihn der Fürst in schroffster Weise 29. Dez. entlassen, weil er sich eines Wortbruchs gegen Österreich schuldig gemacht hatte. Wegen Aufreizung der Bevölkerung wurde er 1882 mehrere Monate lang interniert. Zwar verband er sich 1883 mit den Konservativen gegen die russischen Minister zur Herstellung der Verfassung von Tirnowa und ward nach derselben Ministerpräsident, trat aber wegen des Ausfalls der Wahlen 1884 wieder zurück und nahm im August 1886 an der Verschwörung gegen den Fürsten Alexander teil. Nach dem Sturz des Fürsten ward er Minister des Innern, aber schon 30. Aug. auf Befehl der Regentschaft verhaftet und zwar freigelassen, aber nicht in die Sobranje gewählt. Er ging nach Konstantinopel, wo er gegen die neue Regierung in Bulgarien Ränke spann.

Zanotti, 1) Giampietro Cavazzoni, Kunstgelehrter, geb. 1674 zu Paris, wurde in Bologna erzogen, wo er seinen Wohnsitz behielt und viele auf die Kunstgeschichte Bolognas bezügliche Schriften und die »Storia dell' accademia Clementina« (Bol. 1739, 2 Bde.) verfaßte. Er starb 1765.

2) Francesco Maria, ital. Gelehrter und Dichter, geb. 6. Jan. 1692 zu Bologna, wurde 1718 Professor der Philosophie und Bibliothekar, 1723 Sekretär und 1766 Präsident der Universität daselbst und starb 24. Dez. 1777. Zanottis Hauptstudien waren der Mathematik und Philosophie gewidmet. Er war der erste, welcher Newtons Entdeckungen in Italien bekannt machte, und auf seine Anregung stellte sein Schüler Algarotti seine bekannten Forschungen über das Licht an. Die »Atti dell' Istituto di Bologna«, welche Z. als Sekretär dieser Akademie redigierte, enthalten eine Reihe wertvoller mathematischer Aufsätze von ihm. Als Dichter versuchte er sich in italienischen und lateinischen Versen (»Poesie Volgari e latine«, Flor. 1734, Bologna 1757) und stellte Regeln für die einzelnen Dichtungsgattungen auf (»Dell' arte poetica«, das. 1768). Von seinen übrigen Schriften, die sich durch Gedankenreichtum und Schönheit des Stils auszeichnen, sind besonders zu bemerken seine »Tre orazioni sopra la pittura, la scultura e l'architettura« (Bologna 1747; vermehrt, das. 1774) und seine »Filosofia morale« (das. 1754, Vened. 1763), in welcher er zu zeigen versuchte, daß die Stoiker schon halbe Christen gewesen seien, was ihm seitens der Geistlichkeit heftige Angriffe zuzog. Zanottis sämtliche Werke erschienen in 9 Bänden (Bol. 1779 ff.), eine Auswahl in 2 Bänden (Mail. 1818).

Zanow, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Köslin, Kreis Schlawe, am Gollenberg und an der Linie Stargard i. Pommern-Zoppot der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, bedeutende Zündholzfabrikation mit Ausfuhr nach China und Japan, Vieh- u. Pferdemärkte u. (1885) 2598 Einw.

Zante, griech. Insel, s. Zakynthos.

Zanth, Wilhelm, Architekt, geb. 6. Aug. 1796 zu Breslau, kam früh mit seinem Vater, der eigentlich Zadig hieß, nach Kassel, wo sein Vater Leibarzt des Königs von Westfalen wurde und Z. den ersten Zeichenunterricht erhielt. Später bildete er sich in Paris weiter und seit 1813 bei Hofbaumeister v. Fischer in Stuttgart. 1820 unternahm er eine Studienreise nach Italien und Frankreich, war dann in Paris unter Hittorfs ^[richtig: Hittorffs] (s. d.) Leitung an Bauausführungen beteiligt und machte 1822 mit jenem die Reise nach Italien und Sizilien, deren Frucht die gemeinschaftlich herausgegebenen Werke: »L'architecture moderne de la Sicile« und »L'architecture antique de la Sicile« waren. 1830 siedelte er nach Stuttgart über und schrieb hier eine Abhandlung über die Wohnhäuser in Pompeji, wofür ihn die Universität Tübingen 1835 zum Dr. phil. promovierte. 1839 begann er den Bau des Theaters zu Kannstatt, und von 1842 bis 1852 entstand sein Hauptwerk, die Villa Wilhelma bei Stuttgart in maurischem Stil, welche er selbst 1856 veröffentlichte. Er starb 7. Okt. 1857 als Hofbaumeister.

Zanthier, Hans Dietrich von, Forstmann und Begründer der ersten Forstschule in Deutschland, geb. 17. Sept. 1717 zu Burg-Chemnitz in Sachsen, wurde 1732 unter die braunschweigischen Pagen aufgenommen und erhielt dabei eine praktische Unterweisung im Forstwesen. 1736 begleitete Z. den Forstmeister v. Langen nach Dänemark und Norwegen, wo sie Forsteinrichtungsarbeiten ausführten. 1746 kehrte er nach Deutschland zurück, wurde 1749 Oberforstmeister in Ilsenburg und errichtete dort die erste Forstschule, welche bald aus allen Teilen Deutschlands besucht wurde. Er starb 30. Nov. 1778 in Wernigerode. Unter seinen Schriften sind die »Sammlungen vermischter Abhandlungen über das theoretische und praktische Forstwesen« (Berl. 1778) noch heute lesenswert.