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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Zärte - Zauberspiegel.

Brücke, die sich über einen zwei Seen verbindenden Kanal hinzieht; eine Granitpyramide als Denkmal der drei Lieblingshunde der Kaiserin Katharina II.; die Denkmäler des Grafen Romanow, Orlow Tscheschmenskois u. a.; eine berühmte Najade mit zerbrochenem Wasserkrug; eine altfränkische Eremitage; der alte Garten Katharinas I. und der See mit seiner Schwaneninsel und ihrem Konzertsaal. Im abgelegenen Teil des Parks erblickt man die künstliche Ruine einer gotischen Schloßburg, in deren Kapelle die berühmte marmorne Christusstatue von Dannecker aufgestellt ist (1824 von der Kaiserin Maria Feodorowna angekauft). Bemerkenswert ist auch der herrliche, von Alexander I. an der Straße nach Pawlowsk errichtete gußeiserne Triumphbogen mit der russischen und französischen Aufschrift: »Meinen teuren Waffenbrüdern«. Das Arsenal enthält ebenfalls mancherlei Sehenswürdigkeiten, als Waffen, Kleider, Schmuckgegenstände historischer Personen, Harnische, Nachbildungen kaukasischer Stämme in Lebensgröße etc. In der kaiserlichen Mustermeierei befinden sich tirolische, schweizerische und holländische Rinder, werden aber auch Auerochsen und Büffel gehalten. Unweit nordwestlich liegt Pulkowa (s. d.). Bei Z. werden seit 1841 jährlich große Wettrennen gehalten. Im Kreis eine bedeutende Maschinenfabrik und mehrere Papierfabriken.

Zärte, s. Brasse.

Zaruma, Stadt im südamerikan. Staat Ecuador, Provinz Loja, 1400 m ü. M., an einem Quellfluß des Tumbez, 1549 gegründet, hat Quecksilber- und Goldgruben. In der Gegend wird viel Zuckerrohr gebaut, und Z. ist seiner »Dulces« (in Zucker eingemachtes Obst) wegen bekannt.

Zarzuela (span.), span. Operette, Possenoper; Zarzuelero, Komponist von solchen.

Zaserblume, s. Mesembryanthemum.

Zastrow, Adolf von, preuß. General, geb. 11. Aug. 1801 zu Danzig, trat 1819 als Sekondeleutnant in die Infanterie, ward 1836 in den Generalstab, 1839 auf drei Jahre nach der Türkei, 1848 als Major zur schleswig-holsteinischen Armee kommandiert und führte hier erst eine Brigade, dann eine Division. 1850 nach Preußen zurückgekehrt, ward er wieder als Bataillonskommandeur im 2. Infanterieregiment angestellt, 1852 Kommandant von Stralsund, später als Oberst Kommandeur des 28. Regiments, dann Kommandeur der 19. Brigade, 1863 als Generalleutnant Kommandeur der 11. Division. Er trug 1866 an der Spitze dieser Division viel zur Entscheidung von Königgrätz bei, ward darauf kommandierender General des 7. Armeekorps, das er 1870/71 bei Speichern, Metz und in Burgund mit Auszeichnung führte, trat 1872 in den Ruhestand und starb 12. Aug. 1875 in Berlin. Er schrieb: »Geschichte der beständigen Befestigung« (3. Aufl., Leipz. 1854), »Carnot und die neuere Befestigung« (Berl. 1840) und übersetzte Vaubans »Traité de l'attaque des places et de la défense« (das. 1841).

Zatas (Sorraia), linker Nebenfluß des Tejo in der portug. Provinz Alemtejo, entspringt oberhalb Portalegre und hat 160 km Länge.

Zator, Stadt in der galiz. Bezirkshauptmannschaft Wadowice, unweit der Mündung der Skawa in die Weichsel, an der Staatsbahnlinie Auschwitz-Podgorze, hat ein altertümliches Schloß, eine schöne gotische Kirche und (1880) 1218 Einw. Z. war einst Hauptort des schlesischen Herzogtums Auschwitz-Z. (s. Auschwitz).

Zatteltracht (Zaddeltracht), eine mittelalterliche Kleidermode, bei welcher die untern Säume der Oberkleider und der Ärmel ausgezackt oder ausgezattelt wurden. Die Sitte kam schon zu Ende des 12. Jahrh. auf, verbreitete sich aber erst seit dem Beginn des 14. allgemeiner bei Männern und Frauen und ward schon um 1340 so übertrieben, daß die Gewänder u. die Hängeärmel wie zerschlitzte Lappen aussahen. Die Z. erhielt sich noch bis gegen Ende des 15. Jahrh. (S. die Abbildung und Tafel »Kostüme II«, Fig. 5.)

^[Abb.: Zatteltracht.]

Zatzikhofen, s. Ulrich von Zatzikhofen.

Zauberei, s. Magie und Hexe.

Zauberknoten, unter bestimmten Zeremonien geknüpfte Knoten, um jemand in Liebe zu fesseln, wie es in Vergils »Zauberin« heißt:

»Dreimal knüpf', Amaryllis, in Knoten die dreierlei Farben,

Knüpf' Amaryllis und sprich: 'ich knüpfe die Fesseln der Venus'.«

Dann aber auch Knoten, um Eheglück und leichte Geburt zu hindern (s. Nestel), oder bestimmte Gebiete und Gegenstände unangreifbar zu machen. Vgl. Knotenknüpfen.

Zauberlaterne, s. Laterna magica.

Zaubernuß, s. Hamamelis.

Zauberring, s. Ringelschnitt.

Zauberscheibe, s. v. w. Phänakistoskop.

Zauberspiegel (Weltspiegel), nach einem alten, aus dem Orient stammenden und weitverbreiteten Aberglauben ein Spiegel, in welchem man sehen kann, was in der ganzen Welt vorgeht, auch das Ver-^[folgende Seite]

^[Abb.: Chinesischer Zauberspiegel (Rückseite).]