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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Zeichnen - Zeisig.

Zeichnen, im kaufmännischen Sinn s. v. w. (rechtskräftig) unterzeichnen; in der Jägersprache das Sichgebärden eines Wildes, wenn es den Schuß empfängt.

Zeichnende Künste, im weitern Sinn alle Künste, denen Zeichnungen von sichtbaren Formen zu Grunde liegen, im engern Sinn Zeichenkunst, Malerei, Kupferstecherkunst und ihre Abarten, Lithographie etc.

Zeichnungen, vorgeschichtliche. Ebenso wie zahlreiche Naturvölker (Eskimo, Buschmänner etc.) ein bemerkenswertes Talent und Lust zum Zeichnen bekunden, hat auch der vorgeschichtliche Mensch Z., Gravierungen und Schnitzereien mit Vorliebe hergestellt. Seitdem Lartet 1864 auf einer in der Magdalenengrotte aufgefundenen Elfenbeinplatte die Z. eines Mammuts entdeckte, sind in den vom Diluvialmenschen bewohnten Höhlen Südfrankreichs zahlreiche ähnliche Objekte aufgefunden worden. Die Z. sind meistens in Mammutelfenbein oder in Renntierhorn eingraviert, bez. geschnitzt und bringen die mit dem diluvialen Menschen gleichzeitig lebenden Tiere (Mammut, Renntier, Bär, Pferd, Seehund, ferner Vögel, Reptilien, Fische) zur Darstellung. Auch ganze Szenen (Jagdstücke u. dgl.) werden dargestellt; menschliche Figuren und pflanzliche Objekte werden im ganzen nur selten abgebildet. Die Mehrzahl der Z. überrascht durch Naturwahrheit und Korrektheit. In Deutschland sind vom diluvialen Menschen herstammende Z. nur in der Grotte von Thayngen aufgefunden worden. Aus der jüngern Steinzeit stammen die in den Höhlen des Jurazugs unweit Krakau aufgefundenen, aus Knochen und Kalksinter hergestellten Menschen- und Tierfiguren, die mit den aus Bernstein geschnitzten Figuren der ostpreußischen Steinzeit eine bemerkenswerte Übereinstimmung aufweisen. Die auf einer Anzahl von metallzeitlichen Gefäßen und Objekten (Situla von La Certosa, Gürtelblech von Watsch etc.) dargestellten Szenen und Figuren liefern Aufschlüsse über Leben und Treiben, Trachten und Bewaffnung vorgeschichtlicher Völker. Vgl. Metallzeit, Pfahlbauten, Gefäße (prähistorische).

Zeidelgüter, sonst die in den Reichsforsten bei Nürnberg gelegenen Güter der Zeidler, d. h. derjenigen Personen, welche die Aufsicht über die Bienen und das Recht des Zeidelns, d. h. des Honigschneidens, in gedachten Waldungen hatten. Dieselben standen unter einem besondern Zeidelgericht.

Zeidlerei, s. v. w. Bienenzucht.

Zeil, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, Bezirksamt Haßfurt, am Main und an der Linie Bamberg-Würzburg der Bayrischen Staatsbahn, hat 3 Kirchen, ein Schloß, ein Forstamt, Band- und Korbwarenfabrikation, bedeutende Steinbrüche, Schleifsteinhandel, Obst- und Weinbau und (1885) 1409 meist kath. Einwohner. Dabei die Ruine Schmachtenberg. Z. kommt schon in Urkunden von 1196 vor und wurde vom Kaiser Friedrich I. zur Stadt erhoben.

Zeila (Sejla, Selah, bei den Somal Audal), Stadt im Besitz Englands, auf einem sandigen Vorsprung der afrikanischen Küste des Golfs von Aden, südlich von der Tadschurrabucht, besteht aus ein paar Dutzend steinerner Häuser und zahlreichen Hütten und hat zwei Häfen, von denen der eine aber nur von kleinen Fahrzeugen benutzt werden kann, der andre zwar tief, aber sehr eng ist. Das Trinkwasser muß auf Kamelen von Takoscha geholt werden. Z. ist der nördliche Hafen für Aussa, für Harar und für das südliche Abessinien (Schoa), die Karawanen aus dem Innern bringen hierher: Kaffee, Häute, Honig, Butter, Elfenbein und Gummi, während die Küste Schwämme, Korallen und Perlen liefert. Vor der englischen Okkupation war Z. ein großes Sklavendepot, in dem bisweilen 6000 Gallasklaven zur gleichen Zeit zusammengebracht wurden. Der Handel ist lebhaft, und zur Meßzeit schwillt die gewöhnlich nur 2000 Seelen betragende Einwohnerzahl auf 5-6000 an. Sie besteht wesentlich aus Somal, außerdem Danakil, Arabern und einigen Persern. Z. wird schon im 6. Jahrh. von Kosmas Indikopleustes erwähnt, wurde von den Portugiesen eingeäschert und war später eine Dependenz von Mokka in Arabien; der von dort aus nach Z. gesandte Verwalter wußte sich jedoch fast unabhängig zu machen, bis 1875 die ägyptische Regierung, die Wichtigkeit des Platzes erkennend, ihn in Besitz nahm, den Hafen durch Molen verbesserte und von hier aus die Eroberung der umliegenden Landschaften, bis nach Harar hin, betrieb. Mit andern Hafenstädten Ägyptens wurde Z. 1883 von England besetzt und eine kleine Garnison von Aden aus dorthin gelegt. Vgl. Paulitschke, Harar (Leipz. 1888).

Zeiland, Pflanze, s. Cneorum und Daphne.

Zeilenschlange, s. Wasserschlangen.

Zeilfarn, s. Acrostichum.

Zeïlithoïd, s. Bierstein.

Zeise, Heinrich, Dichter und Übersetzer, geb. 19. April 1822 zu Altona, lernte als Apotheker zu Landsberg a. d. Warthe, konditionierte dann in Kopenhagen, wo er zugleich Vorlesungen an der Universität besuchte und das Staatsexamen bestand, und trat 1844 in die chemische Fabrik seines Vaters in Altona ein, die er dann 1863-75 selbständig leitete. Er lebt seitdem zu Eimsbüttel bei Hamburg. Neben seinen Berufsgeschäften gab sich Z. eifrig naturwissenschaftlichen und litterarischen Studien sowie der Pflege eines nicht unbedeutenden lyrischen Talents hin, übertrug auch eine große Anzahl von wissenschaftlichen und poetischen Werken aus dem Dänischen, unter ihnen: die »Naturlehre des Schönen« von Örsted (Hamb. 1845); »Die Erde, die Pflanzen und der Mensch« von Schouw (Leipz. 1851); Andersens »Gedichte« (Kiel 1846); »Amleth« von Öhlenschläger (Altona 1849); Christian Winthers »Novellen« (Leipz. 1851) u. a. Die erste Sammlung seiner eignen »Gedichte« (Hamb. 1847) lenkte schon die Aufmerksamkeit auf die frischen, unverkünstelten lyrischen Weisen, die Z. anzuschlagen wußte. Auch die »Kriegslieder aus Schleswig-Holstein« (Hamb. 1848), die »Kampf- und Schwertlieder« (Kiel 1849), »Kampf- und Kriegslieder« (Berl. 1870) verleugneten die Begabung des Verfassers nicht. Ebenso enthalten sowohl die »Neuern Gedichte« (Kiel 1850) als die Sammlung »Aus meiner Liedermappe« (Altona 1861, 2. umgearbeitete Aufl. 1883) und die »Kleinen Lieder« (das. 1871) vortreffliche Proben echt poetischer Stimmung und klarer Formschönheit. Seine jüngsten Veröffentlichungen sind: »Kleine Bilder aus dem Naturleben« (Altona 1888) und »Aus dem Leben und den Erinnerungen eines norddeutschen Poeten« (das. 1888).

Z-Eisen, Stabeisen von Z-förmigem Querschnitt.

Zeisig (Erlenzeisig, Angelches, Fringilla [Chrysomitris] spinus Boie), Sperlingsvogel aus der Gattung Fink, 13 cm lang, 23,5 cm breit, mit langem, feinspitzigem, auf der Firste sanft gewölbtem Schnabel, mit kurzen Nägeln besetzten Zehen und verhältnismäßig langen Flügeln, ist auf dem Oberkopf und an der Kehle schwarz, auf dem Rücken gelbgrün, schwarzgrau gestrichelt, auf den Flügeln schwärzlich, zweimal gelb gebändert, an der Brust gelb, am Bauch weiß. Das Auge ist tiefbraun, der Schnabel fleischfarben, an der Spitze schwärzlich, der Fuß braun.